Grüner Rückzugsort

Ein Blick in den TU-Wald

17.05.2024 von

Die TU Darmstadt ist nicht nur stolze „Schlossbesitzerin“, sondern auch „Waldbesitzerin“. Zwischen dem Böllenfalltorweg und dem Campus Lichtwiese erstreckt sich der etwa 23 Hektar große TU-Wald, der vom Forstamt Darmstadt betreut wird. Ein Spaziergang mit den Förstern.

Blick in die Wipfel des TU-Walds – fotografiert im Januar 2024.

Die Erholungsfunktion spielt in dem Waldstück direkt am Stadtrand eine wichtige Rolle. Es bietet Raum für Forschung sowie Natur- und Artenschutz. Der Wald soll eine einladende Atmosphäre schaffen für Besucher:innen, die Ruhe, Entspannung und ein günstiges Erholungsklima für Spaziergänge, sportliche Aktivitäten und Picknicks suchen.

Der TU-Wald besteht hauptsächlich aus heimischen Laubbaumarten, wobei die Buche dominierend ist. Sie macht rund 60 Prozent des Baumbestandes aus. Weitere Baumarten wie Eiche, Bergahorn, Erle, Hainbuche, Birke, Douglasie und Lärche prägen das Bild des Waldes. Der Großteil des Baumbestandes ist vergleichsweise jung, mit Bäumen im Alter von 30 bis 70 Jahren. Jedoch finden sich auch einige wertvolle Altbuchen und -eichen im Wald.

Förster Jonas Schorr und Hartmut Müller,
Hessenforst

Wir kümmern uns gerne um den TU-Wald. Im Vergleich zu anderen Wäldern hat er nur leichte gesundheitliche Beeinträchtigungen – wir sprechen noch nicht von Corona.

DIe Förster Jonas Schorr und Hartmut Müller von Hessenforst.
Bild: Claus Völker

Der Wald hat Wind und Trockenheit in den vergangenen Jahren vergleichsweise gut standgehalten. Das liegt beispielsweise am Lehmboden, der als Wasserspeicher dient. Jonas Schorr erklärt: „Wir versuchen auch das Blätterdach möglichst optimal zu gestalten. Gerade im Sommer hat das einen erheblichen Einfluss auf die Verdunstung. Trotzdem darf es nicht zu dicht sein, wir möchten auch, dass die jungen Bäume genug Licht bekommen.“

Fällen will wohlüberlegt sein

Das R auf dem Stamm steht für Rückegasse, durch die schweres Forstgerät fahren kann.
Das R auf dem Stamm steht für Rückegasse, durch die schweres Forstgerät fahren kann.

Doch trotzdem sind im TU-Wald auch Schäden zu verzeichnen. Allerdings verhältnismäßig wenige – besonders ältere Bäume zeigen punktuell, dass sie die extremen Sommer der vergangenen Jahre nicht gut überstanden haben. Solche Bäume, die aufgrund von Schädigungen nicht mehr standsicher sind, müssen dort gefällt werden, wo sie gefährlich für Straßen, Häuser oder Waldwege werden können.

Der Wald dient aber nicht wirtschaftlichen Zielen, sodass das Fällen von Bäumen eine wohlüberlegte Entscheidung ist: Die gefällten Bäume sollen bestmöglich verwertet werden. In der Vergangenheit wurden sogar einzelne Alteichen auf Wertholzversteigerungen angeboten. Durch diese und andere Erträge trägt sich der Wald selbst. Die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes wird durch das FSC-Siegel für nachhaltige Waldwirtschaft bis zum Jahr 2027 belegt.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Natur- und Artenschutz. Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten werden gezielt geschaffen und gepflegt. Eine Freifläche, die durch Windwurf entstand, wurde 2021 im Rahmen einer Pflanzaktion mit Beschäftigten der TU wieder aufgeforstet, wobei klimatolerante Baumarten wie Spitzahorn und Winterlinde gepflanzt wurden. 300 Setzlinge wurden neu gepflanzt.

Fläche soll sich zu Naturwald entwickeln

Für einen gesunden Wald sind jedoch nicht nur Neupflanzungen, sondern auch Kontrolle, Erhalt und Pflege der bestehenden Gehölze wichtig. Sogenannte Habitatbäume, beispielsweise solche mit Spechthöhlen, werden speziell ausgewiesen und mit einem „H“ markiert. Eine kleine Fläche im TU-Wald wurde sogar komplett aus der Nutzung genommen, um den natürlichen Lebensraum zu schützen. Sie soll sich in den kommenden Jahren zu einem Naturwald entwickeln.

Neben zahlreichen Tierarten hat der Wald auch ganz besondere Bewohner: Die Lichtwieseln und die Waldhörnchen – so nennen sich die zwei Gruppen des Waldkindergartens. Die Förster pflegen einen intensiven Kontakt zu den Gruppen und deren Betreuenden, sichern die Spielflächen und geben ihr Wissen weiter.

Daten und Fakten zum TU-Wald

Das Land Hessen ist Eigentümer des TU-Waldes. Seit Beginn der Ausgestaltung des Campus Lichtwiese in den 1960er Jahren sind die Waldflächen in der Verwaltung der TU Darmstadt. Mit Inkrafttreten des TUD-Gesetzes vom 5. Dezember 2024 wurde geregelt, dass die TU Darmstadt für ihre Grundstücksangelegenheiten selbst zuständig ist. Die TU Darmstadt ist daher Besitzerin des Waldes.

Die „forstfachliche Betreuung“ erfolgt gemäß dem hessischen Waldgesetz, und die Universität entrichtet hierfür jährlich eine feste Gebühr, die als „Beförsterungskosten“ bezeichnet wird. Der westlich des Böllenfalltorweges gelegene Kletterwald fällt indes nicht unter die Betreuung des Forstamts Darmstadt. Insgesamt erstreckt sich die Zuständigkeit des Forstamts Darmstadt über mehr als 13.000 Hektar Wald im Stadtgebiet Darmstadt und in der westlichen Hälfte des Landkreises Darmstadt-Dieburg.

Die Planung für die nächsten zehn Jahre, die sogenannte Forsteinrichtung, legt fest, welche Maßnahmen im Wald umgesetzt werden sollen. Diese Planung wird vom Forstamt Darmstadt zusammen mit der Universität erstellt und zum 1. Januar 2025 erneuert.