Gelungene Weihnachtszeit

Rezepte mit wissenschaftlich fundierter Expertise

16.12.2014

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TU haben zu Weihnachten ein Experiment der anderen Art versucht und uns ihre Weihnachtsrezepte verraten – natürlich ohne ihre jeweilige Forschungsdisziplin aus den Augen zu verlieren.

Pink-Grapefruit-Cranberry-Marmelade

Diese Lebensmittelbezeichnung kann als dreigliedriges Determinativ- Kompositum mit komplexem kopulativem Bestimmungswort gelten. Die Paraphrase führt uns direkt zur Rezeptur: „Marmelade zugleich aus Grapefruit, die Pink ist, und Cranberry gemacht“.

Zwischenbemerkung 1: Unüblich ist hier die Verwendung des Synonyms Pampelmuse zu Grapefruit, vermutlich wegen der möglichen onomatopoetischen Assoziationen des Ausdrucks Pampelmusenmarmelade.

Zutaten:

Nun zum Verfahren der Komposition im analytischen Detail: Als unmittelbare Konstituenten der Komposition (UK) werden benötigt:

675 g Pink Grapefruit

Saft von zwei Zitronen

900 ml Wasser

225 g Cranberries

1-1,3 kg einfacher Gelierzucker

Zwischenbemerkung 2: Da die Komposition eine englische Entlehnung darstellt, erklären sich auch die aus einem fremdkulturellen Kochdiskurs stammenden Gewichtseinheiten.

Man setze nun also zuerst die UK Grapefruit mit dem Wasser und dem Zitronensaft zusammen, auch wenn sich die letzteren beiden Zugaben in der morphologischen Oberflächenstruktur des Kompositums ebenso wenig manifestieren wie später der zugegebene Zucker. Die Grapefruit sollte zuvor in die Normalform Nominativ Singular gebracht und morphologisch zerlegt werden, d.h. sie sollte einzeln zuerst in Viertel und dann in feine Scheiben geschnitten werden (Kerne weden nicht als Fugenelemente benötigt, Saft aber auffangen und zugeben!).

Mit dem Wasser wird sie dann 90 bis 120 min. auf niedriger Hitze gekocht, bis sie zart und damit basisfähig wird. Anschließend wird die UK Cranberry dazugegeben und noch einmal 15 bis 20 min. mitgekocht, bis sie flektiert ist und weich aufploppt. Abschließend wird der Zucker zugegeben, der durch langsames Rühren zum verblassten, nichtsdestoweniger in der Entwicklung der Marmelade wichtigen semantischen Merkmal wird und so nach der Idiomatisierung der Komposition nur noch in deren Tiefenstruktur rekonstruierbar ist.

Eine feststehende Wendung, die das Textmuster „Marmeladenrezept“ prototypisch beschließt, lautet, die Marmelade noch heiß in gut gewaschene Gläser abzufüllen und determinativ zu verschließen.

Nina Janich (Professorin für Germanistische Linguistik)

Schokotörtchen mit flüssigem Kern

In dieser Synthese kommt kakaohaltiges Material in Form von Schokolade zum Einsatz. Ungesüßtes Kakaopulver enthält 1 bis 3 % Theobromin, ein Alkaloid aus der Gruppe der Methylxanthine, das dem Koffein ähnlich ist. Es hat aber eine deutlich andere Wirkung auf den Organismus, da es mild und dauerhaft anregend, aber auch stimmungsaufhellend wirkt.

Material

Materialen für den Aufbau der Syntheseapparatur: Kochplatte, Edelstahlwasserbehälter, Schmelztiegel, Reaktionsgefäß, Kaffee- Inkubationsgefäße (Tassen), Ess-Spatel, Feinwaage, Handrührer, Inkubationsgefäß, Kühlschrank, Heizschrank, Analysenteller. Alle Chemikalien sind über große Handelsketten zu erhalten.

Zutaten

Benötigt werden für eine vierfache Homo sapiens-Tagesportionsmenge:

100 g Butter

100 g Kuvertüre, zartbitter

3 Eier

150 g Saccharose

50 g gemahlene Weizenkörner

Methoden

Ein Schmelztiegel wird über einem Edelstahlgefäß, das undestillierten Dihydrogenether (H2O) enthält, unter 70%iger Stickstoffatmosphäre bis zum Siedepunkt des Lösungsmittels erhitzt. Nach vorsichtiger Zugabe des tierischen Fettklumpens und der Theobromin-haltigen Kuvertüre werden diese vorsichtig zum Schmelzen gebracht.

Parallel dazu werden die Saccharose und Weizenkörner abgewogen und in ein Reaktionsgefäß gegeben. Nach Zugabe der Eier wird gevortext oder schnell gerührt, bis eine homogene, viskose, gelbliche Lösung entstanden ist. Diese Lösung wird nun langsam zu den geschmolzenen Fetten hinzugetropft und unter ständigem Rühren damit vermengt.

Das gesamte Reaktionsgemisch wird anschließend direkt in eingefetteten Kaffee-Inkubationsgefäße überführt. Diese werden nun ü.N. (über Nacht) bei 4 Grad Celsius inkubiert. Abschließend wird das fertige Produkt noch ca. 20 min. bei 180 Grad Celsius Heißluft/Umluft getrocknet und auf dem Analysenteller zum Verzehr gereicht.

Ergebnisse und Diskussion

Ein sehr kalorienhaltige Substanz, deren Verzehr Glückshormone freisetzen kann und gleichzeitig ein guter Abschluss für ein gelungenes Dinner. Vorsichtiger Umgang mit der Substanz ist jedoch geboten. Übermäßige Einnahme kann zu Völlegefühl und Hüftgold führen. Die MAK (Maximale Abendessen Konzentration) ist für jede Spezies gesondert zu ermitteln, liegt aber erfahrungsgemäß zwischen 1 und 2.

Die Zusammensetzung der Reaktion kann nach Belieben variiert werden. So ist es z.B. möglich, vor Trocknung der Substanz im Heizschrank eine Praline oder ein anderes Stück Schokolade in die Mitte leicht hineinzudrücken, um noch mehr Flüssigkeit im Kern zu erhalten. Auch ist eine Zubereitung in Souffléförmchen denkbar. Weiterhin wird die Zugabe von diversen Früchten und oder Eissorten je nach Geschmack empfohlen.

Simone-Bartl-Zimmermann (Kochvorschrift) / Gernot Habicht (Chemische Implementierung) / Harald Kolmar (Professor für Biochemie und Korrespondierender Autor)

Gurkengemüse

Als Beweis guter schwäbischer, preisbewusster Küche ist dieses Rezept für die kalte Jahreszeit wärmstens zu empfehlen. Je nach (überkommener) geschlechtsspezifischer Betrachtung spricht man von typischer „Hausmannskost“ oder „nach Hausfrauenart“.

Zutaten

2 mittelgroße Gurken

1 große Zwiebel

Fett

1 El. Mehl

1 Tasse Sauerrahm (oder Schmand)

etwas Wasser

Salz

Handwerk

Zwei mittelgroße Gurken – am besten aus eigenem Anbau – schälen. Das Schälmesser sollte scharf sein, damit von den Gurken auch noch etwas übrig bleibt. Danach die Gurken in dünne Scheiben hobeln oder mit scharfem Messer (Vorsicht Fingerkuppen!) schneiden. Eine große, feinzerkleinerte Zwiebel – Taucherbrille wegen der Gefahr von Krokodiltränen nicht vergessen – in Fett glasig dünsten und die Gurkenscheiben dazugeben.

Jetzt rührt man in ordentlich scharfem Tempo einen Esslöffel Mehl mit dem Sauerrahm glatt an. Die Masse wird mit wenig Wasser verdünnt und zu den Gurken hinzugegeben. Bitte nicht zu häufig die Mischung probieren, sonst bleibt für die anderen nichts übrig.

Man würzt mit Salz nach und lässt die Gurken weichkochen.

Die Zubereitungszeit beträgt 15-20 Minuten. Diese Zeit kann man nutzen, um Mails oder SMS zu checken – oder den Tisch nett einzudecken.

Zum Gemüse werden gekochte oder angebratene Rote Würste sowie Spätzle gereicht. Letztere dürfen auch, weil inzwischen in guter Qualität erhältlich, aus dem Supermarkt stammen.

Manfred Efinger (Kanzler der TU und bekennender Schwabe)

Brownies

Die Backvorbereitung eines typischen Informatikers kann mit den Worten „Ok Google: Zeige mir ein Rezept für Brownies“ beginnen. Manche Informatiker würden vielleicht auch alternative Suchmaschinen verwenden, so dass Google sie nicht verfolgen und lernen kann, dass sie nach Brownies-Rezepten suchen.

Bei Brownies-Rezepten ist zudem Vorsicht geboten, da Suchmaschinen alle möglichen Rezepte ausgeben würden – auch solche, die vielleicht unkonventionelle Zutat-Objekte beinhalten. Also die Suche verfeinern und nach den Weihnachts-Brownie-Rezepten mit den höchsten „Likes“ suchen. Danach wird über das Tablet/Smartphone der Smart-Fridge nach der Verfügbarkeit der Zutat-Objektliste abgefragt:

Zutat-Objekte

125 g Schokolade

75 g Butter

2 Eier

150 g Zucker

Prise Salz

1 Päckchen Vanillezucker

125 g Mehl

1 Teelöffel Backpulver

75 g grob gehackte Schokolade

Nun geht es an die objektorientierte Implementierung der leckeren Brownies (frei übersetzt in den Informatiker-Jargon):

Implementierung

Die Back-Festplatte von 20 mal 20 cm mit Fett formatieren. Ausführungsumgebung mit 180 Grad (bei Systemen mit Lüftern mit 160 Grad) initialisieren. Die Zutat-Objekte mit angegebener Gewichtung zusammenstellen. Sollte eine Gewichtsmessung mit dem iPad nicht möglich sein, auf eine Legacy-Waage zurückgreifen.

Die Schokolade und Butter Objekte im Energiesparmodus parallel disassemblieren. Dabei soll ein Butter-Overflow soweit wie möglich vermieden werden. Weitere Objekte, also Eier, Salz, Zucker und Vanillezucker permutieren und dann das Schokoladenbutter-Objekt eingeben. Mehl, Backpulver und gehackte Schokolade eingeben und richtig obfuscaten. Das Zwischenergebnis auf der Back-Festplatte ablegen, in die Ausführungsumgebung laden und etwa 30 min. kompilieren. Nach Programmende das Endergebnis partitionieren und speichern.

Christian Wachsmann / Ahmad-Reza Sadeghi (Professor für Systemsicherheit und Trusted Computing)

Alle Bilder Patrick Bal