Frieden und Konfliktminderung als Forschungsziele

IANUS schlägt ein neues Kapitel auf

13.01.2016 von

Die Interdisziplinäre Arbeitsgruppe Naturwissenschaft, Technik und Sicherheit (IANUS) beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit naturwissenschaftlich orientierter Friedensforschung. In Zukunft wird aus dem Zusammenschluss Darmstädter Forscher eine Plattform für international vernetzte Arbeitsgruppen.

Der UN-Sicherheitsrat tagt zu Irans Atomprogramm 2015. Bild: UN Photo / Loey Felipe
Der UN-Sicherheitsrat tagt zu Irans Atomprogramm 2015. Bild: UN Photo / Loey Felipe

Indien und Pakistan, Nordkorea, Israel, der Iran – das sind die heutigen Brennpunkte für die atomare Abrüstung. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob Material aus den Arsenalen des Kalten Kriegs in die Hände von Terroristen gelangen könnte. Mit Cyberangriffen hat aber auch die staatliche Kriegsführung ganz neue Mittel an der Hand. Überschattet wird all dies von der Sorge um den Klimawandel und damit einhergehende neue Ressourcenkonflikte, die zu Migration und der Destabilisierung von Gesellschaften beitragen. Energie- und ressourcensparende Technologien könnten zur Lösung beitragen, sind aber oft auf Seltene Erden angewiesen. Dies wiederum produziert neue geopolitische Abhängigkeiten und bei ihrem Abbau sozialen Konfliktstoff.

Hier kommt Politik allein nicht weiter. Seit seiner Gründung 1988 ist IANUS eine in Deutschland einzigartige wissenschaftliche Einrichtung für natur- und ingenieurwissenschaftliche Friedensforschung, die sozial- und geisteswissenschaftliche Perspektiven einbezieht. IANUS beschäftigt sich mit Reaktordesign, Biowaffen, Technikbewertung, Ressourcenkonflikten, wertorientiert verantwortlicher Forschung („responsible research and innovation“), Rüstungskontrolle und einem lösungsorientierten Umgang mit der Ambivalenz des wissenschaftlich-technischen Fortschritts.

Nach der Pensionierung des Physikers Franz Fujara hat nun Wissenschaftsphilosoph Alfred Nordmann die Rolle des IANUS-Sprechers übernommen. Damit beginnt ein neues Kapitel von IANUS. Anders als vor 25 Jahren gehört es heute zum Tagesgeschäft natur- und ingenieurwissenschaftlicher Forschung, von gesellschaftlichen Problemstellungen auszugehen und nachhaltige Entwicklung zu befördern.

Aus IANUS als Zusammenschluss Darmstädter Forscher wird eine Plattform für international vernetzte Arbeitsgruppen, auf der Darmstädter Wissenschaftler Beiträge zu globalen Problemstellungen leisten. Das neue, noch in der Pilotphase befindliche Konzept sieht vor, dass sich auf der IANUS Plattform zweijährige Arbeitsgruppen bilden.

Nuclear Condition(s): Technology, Politics, Philosophy macht den Anfang und nimmt in der IANUS Themenwoche vom 10. bis 13. Februar ihre Arbeit auf. Hierbei wird es insbesondere um die neue Verantwortung ziviler Kerntechnik für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle gehen. Gleichzeitig beginnt die Themenfindung für eine zweite Arbeitsgruppe, die mit Cyberpeace, Konfliktmineralien, kritischen Infrastrukturen oder Energieoptionen befasst sein könnte.

1. Tag der Interdisziplinarität – Einblicke in die Forschung

28. Januar 2016 im Hörsaal- und Medienzentrum (HMZ)

Interdisziplinarität bestimmt in unterschiedlichsten Ausprägungen den universitären Forschungsalltag und ist ein wesentliches Moment des Selbstverständnisses der TU Darmstadt. Ein „Tag der Interdisziplinarität“ soll dies für die Öffentlichkeit ausdrücklich machen.

In der Woche vor dem Tag der Interdisziplinarität sind Ausstellungen im karo 5 sowie im Foyer des Hörsaal- und Medienzentrums auf dem Campus Lichtwiese geplant. Sie sollen auf das Ereignis neugierig machen und zu interdisziplinärem Austausch anregen.