TU erweitert Präsenz in Asien

Neues Verbindungsbüro auf Taiwan

21.05.2019 von

Die TU hat ihre Vor-Ort-Präsenz in Asien um eine weitere Zweigstelle auf der Insel Taiwan ausgebaut: Neben ihrem Liaison-Büro an der Tongji-Universitat in Shanghai betreibt die TU Darmstadt seit Mai ein weiteres Büro an der National Cheng-Kung University (NCKU) in Tainan. Heute wurde das Verbindungsbüro auf Taiwan von TU-Präsident Hans Jürgen Prömel offiziell eröffnet.

Beide Verbindungsbüros werden als Asienkompetenzzentrum der TU Darmstadt von Isabelle Harbrecht geleitet und dienen als Anlaufstelle für Kooperationen in Ostasien, einer Region von strategischer Bedeutung für die TU Darmstadt. Viele Universitäten in China, Japan, Korea oder Singapur gehören zu den weltweit führenden Hochschulen. Taiwan ist eine Region, die besonders interessant für die Intensivierung des Studierenden- und Forschendenaustauschs sowie gemeinsamer Forschungsaktivitäten ist.

Die TU Darmstadt hat hier sechs Partneruniversitäten, die alle zu den besten öffentlichen Hochschulen der Insel gehören und auch fast alle zu den asiatischen Top 100 zählen (QS 2018). Die Universitäten teilen die ingenieur- und naturwissenschaftliche Ausrichtung der TU Darmstadt und haben Forschungsschwerpunkte in Automatisierung und Robotik, intelligenter Elektronik und Cyber Security, Energie und Nanotechnologien.

Die NCKU ist die älteste Partneruniversität der TU Darmstadt und eine der dynamischsten Hochschulen auf der Insel. Die TU Darmstadt ist die erste deutsche Universität, die nicht nur auf dem chinesischen Festland, sondern auch auf der Insel Taiwan mit einer Außenstelle vertreten ist.

Isabelle Harbrecht, Leiterin der Verbindungsbüros, im Gespräch

Wie beschreiben Sie Ihren Arbeitsalltag?

Zwischen der TU Darmstadt und ihrer Partneruniversität, der Tongji, besteht seit 39 Jahren eine sehr lebendige Partnerschaft, in die acht Fachbereiche miteingebunden sind. Ich stelle für interessierte Professorinnen und Professoren Kontakte her, berate bei Vertragsverhandlungen und verwalte die unterschiedlichen Projekte. Die Austauschstudierenden der TU Darmstadt sind die größte Gruppe ausländischer Studierender an der Tongji und auch für sie ist das Verbindungsbüro eine wichtige Anlaufstelle. Egal ob es sich um Fragen zum Wohnheimplatz, die Suche nach einem Sprachpartner oder eine chinesischsprechende Begleitung bei einem Arztbesuch handelt – ich unterstütze, wo ich kann. Darüber hinaus pflege ich Kontakte zu deutschen Institutionen und Unternehmen und vertrete die TU Darmstadt auf Workshops und Messen in der Region.

Was möchten Sie in Ihrem Aufgabengebiet nicht missen?

Was mir bei meiner Arbeit besonderen Spaß macht, ist die Vermittlung zwischen den Kulturen. In Deutschland wird zum Beispiel alles gerne lange im Voraus geplant, am liebsten minutiös und über Monate hinweg. Das geht in China einfach nicht. Da erinnert man sich die Woche vorher an die wichtige anstehende Veranstaltung und dann wird durchgearbeitet. Die Räumlichkeiten sind meistens am Abend vorher noch eine Baustelle, und am nächsten Morgen ist alles tipptopp. In so einem Fall ist es meine Aufgabe, die Nerven in Darmstadt zu beruhigen und mit meiner Chinaexpertise dafür zu bürgen, dass auch dieses Mal alles gut gehen wird.

Der beste Ausgleich zu einem stressigen Arbeitstag?

Auch wenn man es bei einem Wohnort wie Shanghai nicht vermuten würde, bin ich leidenschaftliche Langläuferin. Ich laufe nicht nur Marathon, sondern auch Trailruns, also Marathondistanzen mit 2.000 bis 3.000 Höhenmetern. In China ist in den letzten Jahren ein regelrechtes Lauffieber ausgebrochen, und in den Bergen rund um Shanghai finden regelmäßig Wettkämpfe statt, die inzwischen beeindruckend professionell organisiert sind.

Was ist Ihr hilfreichstes Instrument?

Im beruflichen und privaten Alltag ist das wichtigste Instrument das Handy und die App Wechat. Wechat ist Whatsapp, Facebook, Paypal und Skype in einem. Man kann damit Essen bestellen, Supermarkteinkäufe erledigen, Wasser- und Gasrechnungen bezahlen, Fahrräder mieten, Konzerttickets kaufen und so weiter. Mit Bargeld kommt man in China nicht mehr weit. Bezahlt wird nur noch per Barcode. Diese App hat auch das Berufsleben radikal verändert. E-Mails werden kaum noch geschrieben, alles geht per Chat, und auch Dokumente werden so ausgetauscht. Mir persönlich gefällt die Effizienz dieser Kommunikation, eine Antwort kommt meist innerhalb einer Stunde. Der Nachteil ist aber, dass es keinen Feierabend mehr gibt und auch keine Out-of-Office-Benachrichtigungen. Viele Leute ändern deswegen im Urlaub ihren Profilnamen im Stil von »Isabelle Harbrecht« zu »Isabelle Harbrecht bis 14.03. im Urlaub«.

Wie haben Sie den beruflichen Weg an die TU Darmstadt gefunden?

Ich habe Regionalwissenschaften Ostasien an der Universität zu Köln studiert. Während meines Studiums habe ich einen einjährigen Sprachkurs in Shanghai gemacht, und dann bin ich noch einmal für ein Jahr nach Shanghai und habe dort Praktika im Generalkonsulat und bei der Hanns-Seidel-Stiftung gemacht. Nach meinem Abschluss hat es mich sofort wieder nach Shanghai gezogen, und ich habe bei der Hanns-Seidel-Stiftung angefangen zu arbeiten. Nach drei Jahren bin ich dann zur TU Darmstadt gekommen und habe für die Universität das Verbindungsbüro aufgebaut. Gleichzeitig habe ich an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Fach Sinologie promoviert.

Was wünschen Sie sich für die berufliche Zukunft? Haben Sie Weiterentwicklungspläne?

Das Verbindungsbüro als Schnittstelle zwischen der Tongji-Universität und der TU Darmstadt hat sich in den letzten fünf Jahren zu einem Erfolgsmodell entwickelt, welches die TU Darmstadt jetzt als Best Practice nutzt. So wurde Anfang dieses Jahres das Verbindungsbüro an der Virginia Tech eröffnet, und auch in Asien möchten wir uns noch breiter aufstellen. Seit Januar werde ich in Shanghai von einer chinesischen Doktorandin unterstützt, und im Mai eröffnen wir eine weitere Außenstelle an unserer Partneruniversität, der National Cheng-Kung Universität in Tainan auf der Insel Taiwan. Das Büro ist das erste deutsche Verbindungsbüro auf der Insel, was uns einen exklusiven Zugang zum dortigen Bildungs- und Forschungsmarkt ermöglicht. Durch dieses fokussierte Engagement werden wir die TU Darmstadt weiter als eine attraktive Destination für ausländische Wissenschaftler und Studierende bekanntmachen und unseren Professoren und Studierenden eine Brücke nach Asien bauen.

Isabelle Harbrecht. Bild: Samira Schulz
Isabelle Harbrecht. Bild: Samira Schulz

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