Damit das Studium gelingt

TU-Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Diversität im Interview

16.04.2024

Ein spannender Studiengang, ein geglückter Abschluss und eine hohe fachliche Qualifikation: Studienerfolg ist wichtig, sowohl für Absolvent:innen als auch für die Universität. Vizepräsident Heribert Warzecha erklärt, was die TU Darmstadt dafür tut. Teil eins einer dreiteiligen Serie zum Förderprogramm QuiS.

Mit dem Förderprogramm QuiS unterstützt das Land Hessen die Hochschulen, um die Qualität von Studium und Lehre zu verbessern.

Herr Professor Warzecha, Studienerfolg, was ist das eigentlich?

Das ist eine spannende Frage, und sicher kann ich keine allgemeingültige Antwort darauf geben. Die Einschätzung, ob ein Studium erfolgreich ist oder nicht, hängt eben stark von der Person ab, die Sie fragen. Auch die Lebensumstände, in denen man sich während des Studiums befindet, oder die Lebensphase, aus der man später auf ein Studium zurückblickt, sind wichtig für die Einschätzungen.

Schauen Sie allein die äußerst heterogene Gruppe unserer Studierenden an. Für manche ist das reine Erreichen des angestrebten Abschlusses erfolgreiches Studieren, für andere braucht es dazu auch noch gute Noten. Manche sehen das Universitätsstudium als Phase der intensiven persönlichen Entwicklung. Bei dieser Gruppe ist es für den Studienerfolg unerlässlich, neben dem Kern-Curriculum interessensgeleitet Themen zu vertiefen oder sich in Hochschulgruppen zu engagieren. Für wieder andere hängt der Erfolg nicht zuletzt auch an der Studiengeschwindigkeit, sodass für den „Tellerrand“ und das Darüberschauen jenseits der vorgegebenen Module kaum Zeit bleibt.

Dann lassen Sie mich die Frage umformulieren. Was ist Studienerfolg für Sie als Vizepräsident?

Als Vizepräsident für Studium und Lehre an der TU Darmstadt nehme ich natürlich die institutionelle Perspektive ein, den Blick auf rund 24.000 Studierende in 120 Studiengängen. Studienerfolg meint hier hochqualifizierte Absolvent:innen, eine hohe Abschlussquote sowie wenige Abbrüche und Fachwechsel. Und natürlich wünschen wir uns, dass alle unsere Absolvent:innen nach dem Studium schnell den Weg in ein erfolgreiches Berufsleben finden.

Professor Heribert Warzecha
Professor Heribert Warzecha

Warum ist Studienerfolg nicht nur für Studierende, sondern auch für die TU als Institution wichtig?

Es ist unser Anspruch, dass unsere Absolvent:innen die Universität mit einer hervorragenden fachlichen Qualifikation auf dem neuesten Stand der Wissenschaft verlassen. Damit das so kommen kann, brauchen wir qualitativ hochwertige und interessante Studiengänge. Denn das Ansehen der Universität bemisst sich unter anderem auch an ihrer Attraktivität für Studierende und an ihrer Fähigkeit, den Studierenden die Lehre und die Rahmenbedingungen zu bieten, mit denen sie erfolgreich studieren können – in allen oben genannten Facetten.

Gleichzeitig ist das Thema Studienerfolg auch ganz eng mit dem Budget der TU Darmstadt verknüpft, denn erfolgreiche Studierende beziehungsweise die Zahl der Absolvent:innen wirken sich positiv auf die Höhe der Finanzmittel aus, die die TU vom Land Hessen erhält. Somit hat auch die Politik eine ganz eigene Interpretation des Begriffs Studienerfolg.

Was tut die Universität für den Studienerfolg?

Wir haben an unsere Studierenden hohe Ansprüche und erwarten fachlich- inhaltlich hervorragende Leistung. Gleichzeitig sehen wir aber, dass wir in einer zunehmend heterogenen Studierendenschaft ganz unterschiedliche Voraussetzungen zu Beginn des Studiums vorfinden. Um alle mitzunehmen und Studienerfolg zu ermöglichen, wurden in den Fachbereichen und auch zentral in den vergangenen Jahren differenzierte Unterstützungsstrukturen eingerichtet.

Außerdem arbeiten die Fachbereiche, die zentralen Einrichtungen und die zentrale Verwaltung gemeinsam mit den Lehrenden und den Studierenden laufend an der Verbesserung von Studium und Lehre – beispielsweise in den QuiS-Projekten an der TU Darmstadt. Hier werden neue Ideen für das Studium entwickelt und erprobt. Außerdem konnten wir über QuiS dafür sorgen, dass ausgewählte Maßnahmen, die sich bereits bewährt haben, fortgeführt werden können.

Das klingt spannend. Was verbirgt sich hinter dem Akronym QuiS?

QuiS ist ein großes Programm des Landes Hessen zur Förderung von studienbezogenen Projekten. Das Akronym steht für „Hohe Qualität in Studium und Lehre, gute Rahmenbedingungen des Studiums“. Die TU Darmstadt konnte mehrere QuiS-Projekte einwerben, mit denen wir an vielen unterschiedlichen Stellschrauben zur Verbesserung des Studienerfolgs drehen.

Welche Projekte sind das, und was wird da gemacht?

Unser größtes Projekt mit 19 Teilvorhaben heißt „EDuStart“ („Einsteigen – Durchstarten – Abheben: Erfolgreich Studieren an der Technischen Universität Darmstadt“). Innovative Pilotprojekte zu den Themen Diversität, Internationalität, Studienorientierung und -vorbereitung sowie zur Qualitätssicherung von Studienangeboten werden ergänzt durch bewährte Maßnahmen für Studierende in den Anfangssemestern, für Schüler:innen und für Studieninteressierte.

Das Projekt „QuiS_Flex“ ist ebenfalls in mehreren Teilprojekten über die Universität verteilt. Die Akteur:innen analysieren die immer heterogenere Studierendenschaft und finden Antworten auf Fragen, wie Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen und Rahmenbedingungen für ihr Studium gut und erfolgreich studieren können – Stichwort individuelle Bildungspfade. Außerdem entwickeln wir in der Biologie einen besonderen Studientrack und Begleitangebote für Studierende, die mit einer fachnahen Berufsausbildung zu uns kommen, das Lehramt wird teilzeittauglich gemacht, und in der Informatik entsteht ein Angebot zur Flexibilisierung des Grundlagenbereichs.

Bei den genannten Projekten sucht die TU allein nach Lösungen. Agieren die hessischen Universitäten an manchen Stellen auch zusammen, weil übergreifend ähnliche Herausforderungen anzugehen sind?

Ja, denn wir nehmen hier keine Sonderrolle ein, und viele Hochschulen stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Da macht es Sinn, Synergien zu nutzen und gemeinsam über zukunftsfähige Lösungen nachzudenken.

Ein spannendes QuiS-Verbundprojekt mit der Goethe-Universität Frankfurt und der Hochschule Darmstadt zur Digitalisierung von Lehrräumen ist „fuels“. Unser zweites QuiS-Verbundprojekt „studier_DA“ geht das Thema Studienorientierung gemeinsam mit der Hochschule Darmstadt an.

Wie lange können die TU und ihre Studierenden noch von der QuiSFörderung des Landes profitieren?

Das muss man sehen. Die QuiS-Förderung ist Teil der Zielvereinbarung des Landes Hessen mit den Hochschulen im Hessischen Hochschulpakt 2021–2025. Es wäre wünschenswert, wenn die hier gewonnenen Spielräume zur innovativen Weiterentwicklung von Studium und Lehre auch darüber hinaus erhalten blieben. Neben einer auskömmlichen Grundfinanzierung ist die Projektförderung, die QuiS bietet, wichtig, um aktuelle Probleme zu adressieren und die Hochschulen in ihrem Wandel zu unterstützen.

Die Fragen stellte Lydia Seibel, Referat IId

Dreiteilige Serie zum Förderprogramm QuiS

Teil 2: „Eine gute Work-Studium-Balance"

Teil 3: „Leichterer Start ins Studium"

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