THREADS OF LIFE Corina Gertz & Hannah Maria Schmutterer

Herbst 2026   Im Rahmen der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 – Design for Democracy. Atmospheres for a better life   Im Rahmen der 13. Darmstädter Tage der Fotografie

Mit THREADS OF LIFE Corina Gertz & Hannah Maria Schmutterer präsentiert das Kunstforum der TU Darmstadt eine Ausstellung, die textile Praktiken, kulturelle Identität und Fragen der Sichtbarkeit ins Zentrum stellt. Der Titel versteht sich dabei als programmatisches Motiv: Threads of Life – Fäden des Lebens – verweist auf die vielfältigen Verbindungen zwischen Stoff, Körper, Geschichte und Erinnerung, die beide Künstlerinnen auf je eigene Weise sichtbar machen.

Die Fotografin Corina Gertz zeigt Arbeiten aus ihrer fortlaufenden Serie Das abgewandte Porträt, an der sie seit vielen Jahren weltweit arbeitet. In ihren Fotografien porträtiert sie Frauen in traditioneller Kleidung – jedoch stets von hinten. Das Gesicht bleibt verborgen, die Kleidung selbst wird zum Zeichen von Geschichte, Handwerk, Herkunft und gesellschaftlicher Zugehörigkeit. So entsteht eine stille, zugleich kraftvolle Auseinandersetzung mit Themen wie Diversität, Inklusion und den Werten einer demokratischen Gesellschaft.

»Die Kleidungsstücke erzählen von vergangener Handwerkskunst, Herkunft, familiärem und gesellschaftlichen Stand und geben damit ein Stück weit auch etwas über die Identität der Trägerin preis, ohne dabei ihre persönliche Individualität in den Vordergrund zu rücken.«

Corina Gertz

Hannah Maria Schmutterer erweitert diesen Dialog mit Werken, die Textilkunst, Malerei, Poesie und Performance miteinander verweben. Ihre Arbeiten untersuchen, wie Weiblichkeit, Erinnerung und kulturelle Zuschreibungen in Stoffen eingeschrieben sind – und wie sich diese Bedeutungen durch künstlerische Praxis transformieren lassen. Durch das Nähen, Auftrennen und Neuverknüpfen von Materialien werden persönliche wie kollektive Lebensfäden – die »threads of life« – erfahrbar und neu verknüpft.

»Mein Hauptmedium ist das Kleid. Kleider, wie sie in Märchen, in der Folklore, in Filmen, in der Popkultur, in der Literatur und in der Kunst erscheinen … Kleider sind symbolisch aufgeladene Objekte mit einer eigenen, unverwechselbaren Sprache und soziopolitischen Geschichte.«

Hannah Maria Schmutterer

Gemeinsam verweben Gertz und Schmutterer unterschiedliche Perspektiven auf Weiblichkeit, Erinnerung und kulturelle Identität zu einem vielschichtigen Bildgeflecht: THREADS OF LIFE Corina Gertz & Hannah Maria Schmutterer wird so zu einem sinnlich-intellektuellen Resonanzraum, in dem Fotografie, Textil und Theorie zu einem Gewebe aus Geschichte, Gegenwart und Zukunft verbunden sind.

Bezug zum Thema World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026

Die Ausstellung THREADS OF LIFE Corina Gertz & Hannah Maria Schmutterer knüpft inhaltlich eng an das Leitmotiv der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 – »Design for Democracy. Atmospheres for a better life« an. Beide künstlerischen Positionen reflektieren auf unterschiedliche, aber miteinander verwobene Weise, wie ästhetische Gestaltung zu einem vertieften Verständnis von Demokratie, Vielfalt und kultureller Identität beitragen kann.

Corina Gertz’ fotografische Serie Das abgewandte Porträt ist ein kraftvolles visuelles Plädoyer für Vielfalt, Erinnerung und Respekt – zentrale Werte einer demokratischen Gesellschaft. Durch die fotografische Auseinandersetzung mit traditioneller Kleidung und textilen Handwerkstechniken ethnischer Herkunft setzt Gertz ein bewusstes Zeichen gegen Uniformität und kulturelle Homogenisierung. Ihre Fotografien feiern kulturelle Identität als Fundament demokratischer Gestaltung: Sie machen sichtbar, was häufig übersehen oder marginalisiert wird, und schaffen Atmosphären des Innehaltens, der Empathie und der Wertschätzung kultureller Differenz.

Hannah Maria Schmutterers textile, malerische und poetische Arbeiten erweitern diesen Diskurs um eine körperlich-räumliche und erzählerische Dimension. Ihre Werke begreifen Kleidung als ein Medium kollektiver Erinnerung und als Instrument feministischer Selbstbestimmung. Indem sie Stoffe vernäht, auftrennt und überarbeitet, reflektiert Schmutterer, wie Identität und Geschlecht kulturell konstruiert – und zugleich durch künstlerische Handlung neu entworfen – werden können. In ihren Installationen und Textilbildern wird das Kleid zum Ort gesellschaftlicher Aushandlung: ein »poetisches Archiv«, das Erfahrungen von Nähe, Verletzlichkeit und Solidarität sichtbar macht.

Gemeinsam zeigen Gertz und Schmutterer, dass Gestaltung weit über Form und Funktion hinausgeht. Design für Demokratie bedeutet hier, Räume zu schaffen, in denen Diversität wahrgenommen, Erinnerung bewahrt und neue Narrative erprobt werden können. Ihre Arbeiten führen vor Augen, wie Kunst und Gestaltung soziale Atmosphären prägen – Atmosphären, in denen sich Menschen gesehen, respektiert und verbunden fühlen.

So leistet THREADS OF LIFE Corina Gertz & Hannah Maria Schmutterer einen künstlerischen Beitrag zum Leitmotiv der World Design Capital 2026: Es verweist auf die transformative Kraft ästhetischer Praktiken, die demokratische Werte nicht nur darstellen, sondern sinnlich erfahrbar machen – als gelebte, gestaltete und geteilte Kultur.

Webseite der World Design Capital Frankfurt Rhein Main 2026

Corina Gertz lebt in Düsseldorf und arbeitet weltweit. Ihre fotografische Praxis entwickelte sich aus einem Studium des Mode- und Kostümdesigns und richtet seit vielen Jahren den Blick auf Kleidung als Ausdruck kultureller Identität.

Mit ihrer Werkserie Das abgewandte Porträt erforscht Gertz die Schnittstellen zwischen textiler Handwerkskunst, ethnischer Herkunft und sozialer Identität. Ihre Fotografien zeigen Frauen in traditioneller Kleidung von hinten – ein bewusstes Gegenbild zu den allgegenwärtigen, frontalen Porträts unserer Zeit. Kleidung wird dabei zum Träger von Geschichten, Symbolen und Zugehörigkeiten, ohne die persönliche Individualität in den Vordergrund zu stellen.

Bild: Kris Scholz

Corina Gertz

Corina Gertz lebt in Düsseldorf und arbeitet weltweit. Aus ihrem Studium des Mode- und Kostümdesigns entwickelte sie eine fotografische Praxis, die Kleidung als Ausdruck kultureller Identität erforscht.

Gertz setzt damit ein künstlerisches Zeichen gegen Uniformität und für Diversität, Erinnerung und Respekt. Ihre Arbeit verbindet dokumentarische Genauigkeit mit ästhetischer Klarheit und konzeptueller Tiefe.

Für ihr Schaffen wurde Corina Gertz mehrfach ausgezeichnet und international ausgestellt – unter anderem im MARTA Herford, im Museum Kunst der Westküste auf Föhr, im Lianzhou Photo Museum und Shanghai Art Museum (China) sowie im Victoria & Albert Museum in London (Vereinigtes Königreich). 2025 ist sie für den MeitarAward for Excellence in Photography in Tel Aviv (Israel) nominiert. 2025 sind ihre Werke im Rahmen der Kulturhauptstadt Chemnitz Teil des europäischen Kunst- und Skulpturenpfads Purple Path und in der Ausstellung Zwiegespräche im Deutschen Textilmuseum Krefeld vertreten.

Ihre Arbeiten fügen sich in internationale kuratorische Diskurse zu Gender, Textilkultur und globaler Repräsentation ein – und machen deutlich, wie Mode, Fotografie und kulturelle Identität untrennbar miteinander verwoben sind.

Hannah Maria Schmutterer ist Künstlerin, deren Praxis Kleidermachen mit Malerei, Poesie und Performance verbindet. Ausgebildet in Bildender Kunst und Modedesign, erforscht sie die ästhetische Form und materielle Beschaffenheit von Weiblichkeit – und wie Vorstellungen von Frau-Sein durch Märchen, Mythen und Populärkultur geprägt und romantisiert wurden.

Ein zentrales Motiv ihres Schaffens ist das Kleid als Träger von Erinnerung und Identität. Schmutterer behandelt Kleidung zugleich als Gefäß und Erzählmedium – als einen Ort, an dem persönliche wie kollektive Geschichten eingeschrieben und neu interpretiert werden. Ihre jüngeren Projekte umfassen eine wachsende Serie skulpturaler Textilarbeiten und ortsspezifischer Installationen, die die poetische und politische Dimension des Kleidungsstücks im Raum neu denken.

Bild: Sarah Berger

Hannah Maria Schmutterer

Hannah Maria Schmutterer ist Künstlerin und Forscherin, die zwischen Kunst, Mode und Poesie arbeitet. Nach Studien am Royal College of Art in London und der Kunsthochschule Berlin Weißensee erforscht sie Kleidung als ästhetische, erinnernde und widerständige Form weiblicher Identität.

2025 initiierte sie das kollaborative Ausstellungs- und Publikationsprojekt Dress Poetics, das Künstler*innen vereint, die an der Schnittstelle von Text, Stoff und Körper arbeiten. Derzeit promoviert Schmutterer an der Technischen Universität Darmstadt im Arbeitsbereich Mode und Ästhetik des Fachbereichs Humanwissenschaften, wo sie sich mit dem Konzept des »poetischen Kleids« und der ästhetischen Sprache von Kleidung als Form feministischer Reflexion und Widerständigkeit befasst.

Ihre jüngsten Arbeiten umfassen mehrdeutig-figurative, quiltartige Textilbilder, in denen Abstraktion und Erinnerung zu erzählerischem Potenzial verschmelzen.

Schmutterer studierte am Royal College of Art (RCA) in London (Vereinigtes Königreich) und an der Kunsthochschule Berlin Weißensee. Ihre Werke wurden national und international gezeigt, unter anderem im Kunstverein München, bei Glasshouse Berlin, Wet Green (Auckland, Neuseeland), Acme (London, Vereinigtes Königreich) und The Jam Handy (Detroit, Vereinigte Staaten von Amerika).

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