Annegret Soltau VATERSUCHE

18. Januar bis 1. Juni 2026

Annegret Soltau gehört zu den bedeutendsten feministischen Künstlerinnen der Gegenwart. Sie beschäftigt sich seit den 1970er­Jahren mit Fragen der persönlichen und sozialen Identität und reflektiert dabei ihre Position als Frau im Konstrukt ihrer eigenen Familie. Vom 18. Januar bis 1. Juni 2026 zeigt das Kunstforum der TU Darmstadt die Ausstellung Annegret Soltau VATERSUCHE.

Besonders ihre aus Einzelteilen vernähten Körperbilder zeigen uns, wie sehr Soltaus Werke in ihrer Vergangenheit erlebte Verletzungen und Heilungsprozesse thematisieren. Dabei schafft die Künstlerin Arbeiten, die immer auch provozieren und gesellschaftliche Fragestellungen vorwegnehmen. Ob ihre expliziten Werkserien zum Thema Schwangerschaft und Geburt, die Einbindung ihrer pubertierenden Tochter in ihre Projekte oder die Körpervernähungen, die sich bewusst über die Frage nach eindeutiger geschlechtlicher Identität hinwegsetzen: Annegret Soltau hat mit ihrem Schaffen immer wieder an gesellschaftlichen Debatten antizipiert und ihr kontrovers aufgefasstes Werk stets abseits vom Mainstream positioniert.

»Als Ausgangsmaterial für meine künstlerische Arbeit verwende ich die Dokumente meiner jahrelangen, erfolglosen Suche nach meinem verschollenen Vater. Die Arbeit besteht bisher aus 69 Selbstportraits. In mein Gesicht habe ich die Original-Briefe der Behörden z.B. Rotes Kreuz, Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. oder Deutsche Dienststelle für Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht eingenäht. Somit wird meinen Selbstportraits die ungelöste Schicksalsgeschichte infolge des Zweiten Weltkrieges förmlich ins Gesicht geschrieben, aber diese förmlichen Antwortschreiben bleiben wie eine leere Stelle in meinem Gesicht, wie ein weißer Fleck.«

Annegret Soltau

Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde Annegret Soltau am 16. Januar 1946 in Lüneburg als uneheliches Kind geboren. Ihre Mutter beschrieb die Umstände der Geburt als schwierig, obwohl die Entbindung in einer Klinik stattfand. Ihrem Kind konnte sie nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegenbringen. Sie wuchs vorwiegend bei ihrer Großmutter in der Elbmarsch bei Hamburg auf. Während in ihrer Jugend das Verhältnis zur Mutter problematisch blieb, wurde über ihren leiblichen Vater nicht gesprochen. Schon sehr lange beschäftigt sich die seit 1973 in Darmstadt lebende Künstlerin mit der Suche nach ihrem Vater und der Geschichte ihrer Eltern. 1988 schrieb sie das erste Mal den DRK­Suchdienst an. Es folgten weitere Suchanfragen bei den unterschiedlichsten Behörden. 2003 entschied die Künstlerin, das gesammelte Material künstlerisch zu verarbeiten.

In Kooperation mit
Museum Goch
Galerie Anita Beckers