Erste Praxiserfahrungen

Die studentische Unternehmensberatung Junior Comtec besteht seit 30 Jahren

18.06.2018 von

Seit ihrer Gründung 1988 hat die studentische Unternehmensberatung etwa 700 Projekte betreut. Zur Kundschaft der etwa 40 aktiven Consultants gehören große Unternehmen wie die Lufthansa, aber auch befreundete Hochschulgruppen.

Die studentische Unternehmensberatung Junior Comtec. Bild: Junior Comtec

Leon Heinrichsbauer kam mit knapp 20 Jahren zur Hochschulgruppe Junior Comtec. Das ist eineinhalb Jahre her und heute ist der TU-Student, der Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau studiert, ihr 1. Vorsitzender. „Ich habe nach einer Möglichkeit gesucht, mein theoretisches Wissen aus dem Studium praktisch anzuwenden“, begründet er sein Engagement in der studentischen Unternehmensberatung.

Sein erstes Projekt ging dabei eher in Richtung Marketing und Vertrieb, ein Unternehmen wollte seinen Außenauftritt, seine Webseite und seinen Messestand neu gestalten. Außerdem wurden Mitarbeiter in Verkaufstechniken am Telefon und im persönlichen Gespräch geschult. Es ist gerade die Themenvielfalt der Projekte, die Leon Heinrichsbauer reizt. „Vieles lernt man eben einfach nur durch Anwenden und Ausprobieren“, sagt der 21-Jährige.

Einstieg in die Praxis

Ein Grundgedanke, dem Junior Comtec seit nunmehr 30 Jahren folgt. Seither haben viele hundert Studierende in der TU-Hochschulgruppe Praxiserfahrung in der Unternehmensberatung gesammelt, erste Kontakte zu Dax-Konzernen, Startups oder auch Mittelständlern und einem möglichen späteren Arbeitsleben aufgebaut. Rund 500 Ehemalige zählt die Hochschulgruppe seit der Gründung 1988. An die 700 Projekte hat Junior Comtec in den zurückliegenden drei Jahrzehnten betreut, darunter waren IT-Projekte, Marketing-Aufträge oder auch ganz auf Technik und Maschinenbau ausgerichtete Beratungsprojekte.

Heute umfasst die Gruppe der Aktiven rund 40 Studierende, darunter finden sich viele aus den Studiengängen für Wirtschaftsingenieurwissenschaften, aber auch Wirtschaftsinformatik, Physik, Maschinenbau, Elektrotechnik oder Psychologie. Sie alle suchen, so Leon Heinrichsbauer, über die Hochschulgruppe den Einstieg in die Praxis und Berufswelt, wollen sich weiterentwickeln. Er selbst, sagt er, habe zum Beispiel gelernt, in Präsentationen zu überzeugen.

Zusammenarbeit mit anderen Hochschulgruppen

Viele Projektanfragen – mehrere im Monat – landen bei Junior Comtec über die Homepage. Oftmals sind es jedoch auch Nachfolgeprojekte von zufriedenen Kunden wie etwa der Lufthansa, die im Auftragsbuch der studentischen Unternehmensberatung landen. Die Hochschulgruppe besucht zudem Messen wie die Hannover Messe und geht dort aktiv auf Kundenakquise. Intensivieren will Junior Comtec künftig auch die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulgruppen – das DART Racing-Team der TU hat den Anfang gemacht.

Diese Pro-Bono-Projekte sind kostenlos und können nur über den persönlichen Kontakt von Vereinsmitgliedern zu anderen Vereinen zu Stande kommen. Für die Zusammenarbeit mit Unternehmen berechnen die Studierenden einen Tagessatz von unter 400 Euro. Geld, das dem Verein, vor allem aber den jeweiligen studentischen Beraterinnen und Beratern zu Gute kommt, die davon teilweise ihr Studium finanzieren. In der Hochschulgruppe engagieren sich die Studierenden jedoch ehrenamtlich.

„Die Kunden entscheiden sich für uns, weil sie den jungen Blick von außen schätzen“, sagt Junior Comtec Vorsitzender Heinrichsbauer. „Wir bieten Qualität und arbeiten sehr sorgfältig“, betont er. „Wir sind eine Unternehmensberatung – das Besondere aber ist, dass wir Studierende sind.“ Der 30. Geburtstag wurde übrigens groß gefeiert – intern in kleiner Runde mit den Hochschulgruppen, aber auch ganz offiziell mit rund 100 Aktiven und Ehemaligen im Gästehaus der TU.

Wikipedia für Rennwagenkonstrukteure

Alexander Ruffini (22) ist in dieser Saison organisatorischer Teamleiter des rund 50 Mitglieder starken TU DART Racing Teams. Ruffini studiert Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau. Das Team ließ sich von Studierenden der Hochschulgruppe Junior Comtec beraten. Im Interview beschreibt er die Zusammenarbeit.

Herr Ruffini, wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Junior Comtec ist auf uns zugekommen, weil sie die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulgruppen der TU intensivieren wollen. Neue Mitglieder erhalten dort direkt am Anfang die Möglichkeit, ein internes Projekt durchzuführen. Auftraggeber ist in der Regel der Verein selbst. In diesem Fall war das DART Racing-Team in dieser Rolle, was es natürlich nochmal deutlich praxisnäher macht. Sechs Studierende haben für uns ein internes Wissensmanagementsystem erarbeitet. Wir waren ihr erster Auftrag.

Wie sah der konkret aus?

Wir haben studienbedingt eine hohe Fluktuation in der Gruppe. Mit dem Wechsel der Personen ging oftmals auch Wissen verloren und musste neu erarbeitet werden. Wir wollten ein Grundwissen sichern, dokumentieren, was gut und was schlecht gelaufen ist, um nicht immer wieder gleiche Fehler zu machen und von vorne anzufangen. Bisher lief vieles mündlich. Es gab eine Notizensammlung, ein Art Handbuch, aber das war nicht ausreichend. Junior Comtec hat für uns nun ein Wiki erarbeitet, ein digitales Nachschlagewerk, das mit unseren Erfahrungen und unserem Wissen gefüllt ist und stets aktualisiert werden kann. Jetzt können wir sämtliches Material zum Thema Reifen, Batterie oder etwa aerodynamische Teile mit einem Tastendruck abrufen. Das macht vieles einfacher und schneller.

Sind sie zufrieden mit der Kooperation?

Ja, es war genau, was wir erhofft hatten. Die Beratung war professionell. Es gab drei Präsentationen inklusive Zwischenbericht, Abschlussvorführung und Übergabe. Unser Wunsch war ein schlüsselfertiges System und das haben wir bekommen. Auch die Studierenden von Junior Comtec fanden ihr erstes Beratungsprojekt spannend. Es hat sich für alle gelohnt. Gerade sind wir dabei das neue „DART-Wiki“ mit unserem Fachwissen weiter zu füttern. Das Team der nächsten Saison wird davon profitieren. Vielleicht wird dadurch auch unser Rennwagen schneller und besser. Aktuell gibt es ein weiteres Projekt dieser Art zu einem neuen Thema.

Alexander Ruffini. Bild: DART Racing