Samstag früh im Physik-Hörsaal

Wie die Universität bei Jugendlichen die MINT-Begeisterung steigert

02.04.2019 von

Die Reihe „Saturday Morning Physics“ möchte Schülerinnen und Schüler der Oberstufe die moderne Physik näherbringen. Wer regelmäßig teilnimmt, erhält ein Diplom und die Chance auf attraktive Preise.

Sabrina Kühn, Hauptgewinnerin der „Saturday Morning Physics“-Reihe 2018. Bild: Claus Völker
Sabrina Kühn, Hauptgewinnerin der „Saturday Morning Physics“-Reihe 2018. Bild: Claus Völker

Die faszinierende Welt des Lichts und die unendlichen Weiten des Kosmos, die Physik von Star Trek sowie eindrucksvolle Experimente und Besichtigungen von Forschungsanlagen wie dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung – dies sind nur einige Themen der Veranstaltungsreihe „Saturday Morning Physics“ (SMP) des Fachbereichs Physik der TU Darmstadt. Bei SMP erleben interessierte Schülerinnen und Schüler eine spannende Reise in die moderne Welt der Physik, und das seit mittlerweile 20 Jahren.

An sechs bis sieben Samstagen – immer im November und Dezember – diskutieren Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der TU Darmstadt und der GSI aktuelle Fragen der modernen Physik mit interessierten jungen Leuten. Die Veranstaltungen beginnen mit einem Vortrag. Nach einer Pause gibt es die Gelegenheit für Fragen, außerdem werden die jeweiligen Themen durch Videos, Experimente oder Besichtigungen vertieft. Organisiert wird SMP von Professor Thomas Walther und Erik Kremser.

Intensivpraktikum als Hauptgewinn

Wer an sechs der sieben Termine teilgenommen hat, bekommt das SMP-Diplom und kann wertvolle Preise gewinnen. Der erste Preis ist ein einwöchiges Praktikum „Physik mit dem Tablet“ sowie ein iPad. Glückliche Hauptgewinnerin 2018 war Sabrina Kühn, Schülerin in der E-Phase der Sabine Ball Schule in Darmstadt. Auf Anraten ihres Physiklehrers meldete sie sich für die Vortragsreihe an. „Mein Lehrer hat die Klasse auf SMP hingewiesen und gesagt, dass die Veranstaltung bei Physik helfen kann“, erklärt die Schülerin. „In der Schule habe ich schon mal Schwierigkeiten, alles im Physikunterricht zu verstehen. „Die Vorträge fand ich sehr interessant und sie haben mir viele neue Seiten der Physik aufgezeigt“, ergänzt sie.

Seit Anfang 2019 kommt Sabrina Kühn nun in den Genuss ihres individuellen Workshops. In Absprache mit der Schülerin führt Erik Kremser das Praktikum auf mehrere Nachmittage verteilt durch. Der Vorteil: Sie kann aktuellen Stoff aus dem Physikunterricht vertiefen und üben. Neben physikalischen Gesetzmäßigkeiten – bisher Themen der Mechanik und Akustik – lernt die junge Frau, das iPad bestmöglich für Experimente zu nutzen. Denn Kremser ist nicht nur Organisator von SMP, sondern auch Leiter des Projekts „Tablets als Arbeitsgeräte in der Lehre“.

Hilfreiche Apps

Im Physik-Unterricht beschäftigt Sabrina sich zurzeit mit Kreisbewegungen und natürlich hat Kremser das passende Experiment für die Schülerin parat. „Kreisbewegungen lassen sich super beobachten mit Apps“, schwärmt er. Gerade werbe- und kostenfrei Apps sieht der Fachmann als Chance, Experimente kostengünstig in den Schulunterricht einzubauen. Mit der App „Phyphox“ – kurz für „physical phone experiments“ – der RWTH Aachen lassen sich unter anderem Kreisbewegungen experimentell untersuchen. Die App nutzt die in Handys integrierten Sensoren als Basis für verschiedene Messungen.

Hervorragende Perspektiven

Für Professor Walther ist ein wichtiges Anliegen von SMP, Schülerinnen und Schüler von Physik zu begeistern und anzuregen, ernsthaft über ein Physik-Studium nachzudenken. „Natürlich ist ein Physik-Studium nicht so spielerisch wie es bei SMP manchmal aussieht. Physik ist ein schwieriges Fach. Die Chancen, die man danach hat, sei es an der GSI, in der Lehre oder der Industrie, sind aber hervorragend“, erklärt er. Außerdem gibt es mehr als das, was im Schulbuch steht – viele interessante und noch größtenteils unbekannte physikalische Fragestellungen.

SMP möchte auch die Begeisterung der TU-Dozenten für das Fach Physik aufzeigen. „Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass Physik Spaß macht und wichtig für die Gesellschaft ist“, sagt Walther. Ohne das besondere Engagement der Dozenten wäre die Veranstaltungsreihe nicht möglich. „Seit 1999 ist noch nie ein Vortrag ausgefallen. Darauf sind wir stolz.“ SMP wird zudem von zehn bis zwanzig Studierenden vor, während und nach den Veranstaltungen unterstützt. „Auch über die Hilfe der Studentinnen und Studenten sind wir sehr dankbar. Sie opfern regelmäßig ihre Samstage für SMP“, erklärt Walther.

Für Sabrina Kühn war der Vortrag von Johann-Dietrich Wörner, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, ein besonderes Highlight. Auch im kommenden Wintersemester wird Wörner über neue Projekte der ESA berichten und Einblicke in das spannende Leben der Astronauten geben. Sabrina kann SMP unbedingt weiterempfehlen: „Einfach mal ein paar Veranstaltungen anschauen und sich von Physik begeistern lassen.“ Demnächst planen Walther und Kremser das SMP-Programm für das Wintersemester 2019/20 – mit neuen, spannenden Vorträgen über die moderne Physik.

Auf einen Blick

Saturday Moning Physics (SMP) richtet sich an interessierte Schülerinnen und Schüler der Oberstufe und findet wieder im Wintersemester 2019/20 statt – an sechs bis sieben Samstagen. Die Veranstaltungen beginnen um 9 Uhr mit einem Vortrag. Nach einer kurzen Kaffeepause werden die jeweiligen Themen durch Videos, Experimente oder Besichtigungen vertieft, Ende ist gegen 12 Uhr.

Die Informationen zu SMP gehen in Form von Postern und Flyern an etwa 400 Schulen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Genaue Infos zur Veranstaltung gibt es ab Juni auch im Internet. Die Anmeldefrist startet nach den hessischen Sommerferien.

Im Jahr 1999 startete SMP. Seit 2011 wird die Veranstaltungsreihe von Professor Thomas Walther und Erik Kremser organisiert. Rund 450 Interessierte nehmen jedes Jahr teil. Ein Drittel davon sind Schülerinnen.

Im Wintersemester 2018/19 haben 376 junge Menschen das Bachelor-Studium in Physik an der TU Darmstadt aufgenommen, zwei Fünftel von ihnen waren Frauen. Im Fachbereich Physik sind derzeit rund 1.120 Studierende eingeschrieben.