Den richtigen Rhythmus finden

Das erste digitale Semester – ein Erfahrungsbericht

14.05.2020 von

Erstmals läuft ein Semester ausschließlich digital. Das ist nicht nur für Lehrende, sondern auch Studierende eine Herausforderung. Wie kommen Studierende damit zurecht, was wünschen sie sich? Wo sehen sie Probleme, was klappt bereits gut? Eine Studentin der Sportwissenschaften und Dr. Annette Glathe von der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle der TU berichten von ersten Erfahrungen.

Das digitale Semester ist für Lehrende und Studierende gleichermaßen herausfordernd.

Wie Dagmar Heiß werden sich viele Studierende in den ersten Tagen des digitalen Semesters gefühlt haben. Heiß studiert im Lehramts-Studiengang „Master of Education Sportwissenschaften/Körperpflege“. Sie hat sich bereits zuvor in ihrem Studium mit E-Learning-Angeboten befasst; und dennoch herrschte anfangs ein Gefühl der Überforderung: „In der ersten Woche war ich zunächst etwas erschlagen von den vielen Informationen, die auf sämtlichen Portalen (TUCaN, Moodle) eingingen. Unmengen Gruppen wurden per E-Mail sowie WhatsApp gebildet und ich musste mir erstmal einen Überblick verschaffen, wann ich präsent in einer Veranstaltung per Zoom-Meeting am PC sitzen muss, wann ich welche Aufgaben zu erledigen und als Abgabe in Moodle hochzuladen habe“, schreibt sie in einem kleinen Erfahrungsbericht, um den wir sie gebeten haben.

Inzwischen findet sich Dagmar Heiß besser zurecht. „Ich habe einen guten Rhythmus gefunden und ich muss den Lehrenden ein großes Lob aussprechen, da die Kommunikation (innerhalb meiner Kurse) wirklich gut funktioniert und die Bemühungen für einen bestmöglichen Ablauf von Seiten der Dozenten und Dozentinnen deutlich zu erkennen sind“, lobt sie.

Dr. Annette Glathe kennt viele Bemühungen von Lehrenden aus ihrer Praxis als Leiterin des Arbeitsbereichs „Hochschuldidaktische Weiterbildung und Beratung“ der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle (HDA) der TU sehr gut. Und auch sie weist darauf hin, dass eine unübersichtliche Flut an Informationen und Aufgaben Studierende demotivieren kann. „Man denkt, dass ich das alles gar nicht schaffe“, sagt Glathe. Ein Gefühl, das die HDA bei Lehrenden wie Studierenden vermeiden will, weshalb die zentrale Einrichtung Beratungen für den sinnvollen Einsatz und Umgang mit E-Learning-Tools anbietet.

Im November 2019 lotete eine Studentin der TU Darmstadt für die HDA ein Stimmungsbild unter Studierenden aus. Im Rahmen eines studentischen Projekts für das hochschuldidaktische Portal „einfachlehren“ fragte die Studentin rund 40 Mitstudierende aus verschiedenen Fachbereichen der TU Darmstadt nach ihrer Einschätzung, was für sie einen guten Moodle-Kurs ausmacht. Daraus ergab sich ein Überblick, was sich Studierende von der Moodle-Nutzung ihrer Lehrenden erwarten. Ein Stimmungsbild, das statistisch nicht repräsentativ ist, „aber viele Studierende werden sicherlich zustimmend nicken“, glaubt Glathe.

Demnach wünschen sich Studierende unter anderem, dass

  • Lehrende an der TU nicht verschiedene „Ablageorte“, sondern eine einheitliche Lernplattform nutzen;
  • Moodle Kurse übersichtlich in Abschnitte oder Ordner strukturiert sind;
  • die Rahmenbedingungen einer Veranstaltung von den Lehrenden klar festgelegt werden, und dass sie ihre Erwartungen und wichtige Informationen gleich in der ersten Veranstaltung des Semesters bekannt geben;
  • prüfungsrelevante Inhalte im Fokus der Lehrveranstaltung stehen und die hochgeladenen Materialien hilfreich sind, sich auf Prüfungen vorzubereiten.
  • Lehrende einen Leitfaden für Klausur oder Hausarbeit erstellen und hochladen, der verdeutlicht, wie man sich gut vorbereiten kann und nach welchen Kriterien benotet wird.
  • „Verlässlichkeit und eindeutige Ansagen sind wichtig“, weiß Annette Glathe. Studierende wünschen sich klar formulierte Aufgaben und auch festgelegte Zeiten, wann etwa Folien oder Übungen von Lehrenden hochgeladen werden, damit sie nicht ständig nachschauen und danach suchen müssen. Auch Kommunikationswege müssen klar benannt werden. Wo, wie und wann können Fragen geklärt werden.
  • Für die Praxis wünschen sich Studierende zudem, dass:
  • Lehrende neben Folien weitere Medien nutzen, wie Videos oder interaktive Aktivitäten in Moodle.
  • Folien, die in der Lehrveranstaltung Verwendung finden, vor den entsprechenden Veranstaltungen hochgeladen werden.
  • alle Dokumente als PDF hochgeladen werden.
  • Fragen in Moodle-Foren oder in einer Sprechstunde geklärt werden anstelle von E-Mails.

Der Austausch und die Interaktion der Studierenden untereinander und mit den Lehrenden spielen eine große Rolle, so Glathe. Die Bedeutung der Moodle-Plattform nehme daher zu und sie funktioniere an der TU auch sehr gut. „Moodle erfährt einen richtigen Schub und das freut uns in der HDA sehr“, sagt Glathe. In vielen Fällen finden Gruppenarbeiten oder Live-Videokonferenzen an der TU nun aber auch über Zoom statt.

Lehramtsstudentin Dagmar Heiß kann dem digitalen Semester Gutes abgewinnen. In ihrem Erfahrungsbericht schreibt sie: „Bereits in den letzten Semestern habe ich mich in Veranstaltungen meines Lehramtsstudiums mit der zunehmenden Digitalisierung beschäftigt, da auch im Unterricht immer mehr digitale Medien eingesetzt werden (können). Die jetzt eingetroffene Situation ist aber natürlich nochmal eine ganz andere und sicher auch für die Schulen eine noch größere Herausforderung. Daher empfinde ich die Erfahrung, die ich jetzt aufgrund dieses Online-Semesters mitnehmen darf, als wertvoll und als eine weitere gute Vorbereitung für meine spätere Tätigkeit.“

„Ich bin Studierende im Studiengang Master of Education Sportwissenschaften/Körperpflege. Bereits in den letzten Semestern habe ich mich in Veranstaltungen meines Lehramtsstudiums mit der zunehmenden Digitalisierung beschäftigt, da auch im Unterricht immer mehr digitale Medien eingesetzt werden (können). Die jetzt eingetroffene Situation ist aber natürlich nochmal eine ganz andere und sicher auch für die Schulen eine noch größere Herausforderung. Daher empfinde ich allerdings die Erfahrung, die ich jetzt aufgrund dieses Online-Semesters mitnehmen darf, als wertvoll und als eine weitere gute Vorbereitung für meine spätere Tätigkeit.

In der ersten Woche war ich zunächst etwas erschlagen von den vielen Informationen die auf sämtlichen Portalen (TUCaN, Moodle) eingegangen sind. Unmengen Gruppen wurden per E-Mail sowie WhatsApp gebildet und ich musste mir erstmal einen Überblick verschaffen, wann ich präsent in einer Veranstaltung per Zoom-Meeting am PC sitzen muss, wann ich welche Aufgaben zu erledigen und als Abgabe in Moodle hochzuladen habe. In der nun zweiten Woche habe ich aber bereits einen guten Rhythmus gefunden und ich muss den Dozenten/Innen ein großes Lob aussprechen, da die Kommunikation (innerhalb meiner Kurse) wirklich gut funktioniert und die Bemühungen für einen bestmöglichen Ablauf von Seiten der Dozenten/Innen deutlich zu erkennen sind.

Als sehr positiv empfinde ich auch die Aufnahmen der online-Vorlesungen, da ich mir diese nun zu jeder Zeit und in meinem eigenen Tempo anschauen sowie Notizen machen kann. Derzeit habe ich das Gefühl, die Vorlesungsinhalte dadurch wesentlich besser aufzunehmen. Allerdings fehlt natürlich die soziale Interaktion, die Möglichkeit während einer Veranstaltung etwas direkt nachfragen zu können und natürlich fehlt auch das direkte Feedback für die Lehrenden.

Für die Zukunft könnte ich mir durchaus vorstellen, dass eine Kombination zwischen online-Veranstaltungen/Online-Teaching und Präsenzterminen durchaus ein erfolgreiches Konzept darstellen könnte.

Alle diese genannten Faktoren sind wiederum auch abhängig von der eigenen technischen Ausstattung, der Internetverbindung, der Wohnsituation etc. Da kann ich mich sehr glücklich schätzen, aber es gibt sicher viele Studierende, denen das häusliche Arbeiten aufgrund verschiedenster Umstände nicht so leichtfällt.“

Studentin Dagmar Heiß