„Plötzlich kann man gegenseitig kommunizieren“
Die Absolventin Ellen Bräuer über ihr Medizintechnik-Studium – Teil drei einer fünfteiligen Serie
07.10.2025
Eher zufällig hat Ellen Bräuer im Bachelor-Studium Medizintechnik als Zweitstudiengang belegt und für den Master dann komplett dazu gewechselt. Im Interview berichtet die 33-Jährige, die im April 2024 ihren Abschluss machte und inzwischen als Medizinphysikerin arbeitet, über ihre Erfahrungen – auch über die skurrilste.
Wenn Sie den Studiengang Medizintechnik in einem Satz erklären müssten, wie würde dieser lauten?
Ellen Bräuer: Der Name sagt eigentlich schon alles aus: Medizintechnik = Medizin + Technik. Ingenieur:innen wird die Fremdsprache „Medizin“ beigebracht, und plötzlich kann man gegenseitig erfolgreich kommunizieren.
Warum haben Sie sich entschieden, Medizintechnik zu studieren?
Ich habe davor Mechatronik (auch an der TU Darmstadt) studiert, aber irgendwas hat mir noch gefehlt, und ich konnte mir nicht vorstellen, in diesem Berufsfeld zu arbeiten. Zufällig habe ich von einem neu beginnenden Studiengang namens Medizintechnik gehört und mich entschlossen, diesen als Zweitstudiengang zu beginnen. Es hat mir so gut gefallen, dass ich für den Master komplett zur Medizintechnik gewechselt bin.
Was war für Sie die größte Überraschung im Studium der Medizintechnik?
Zuerst hat mich die doch andere Einstellung und Lehrkultur des Fachbereichs Medizin überrascht. Das war teilweise ein krasser Gegensatz zur Elektrotechnik. Statt Rechenklausuren mit Stift und Papier zu machen, gab es dann 100 Prozent Single-Choice-Klausuren am Laptop zu bearbeiten. Auch wurden viele Vorlesungen mehr aus der Sicht des reinen Anwendenden gehalten, während ich aus Darmstadt die Betrachtung aus der Sicht der Entwickelnden gewohnt war.
Was war Ihre coolste und was war Ihre skurrilste Erfahrung im Studium?
Skurril war es, den Dozenten in Frankfurt anrufen zu müssen, weil wir alle im Zug aufgrund einer Streckensperrung feststeckten und es nicht zur Vorlesung geschafft haben. Zum Glück war der Dozent so nett, einen Ersatztermin anzubieten.
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Welche Bedeutung hatte für Sie der Frankfurter Medizinanteil in Ihrem Studium?
Ohne Medizinanteil wäre der Studiengang unvollständig gewesen. Mediziner:innen haben doch ihre ganz eigene Fachsprache, und nur wenn man sich gegenseitig versteht, ist eine Zusammenarbeit überhaupt erst möglich. Meine erworbenen Kenntnisse der Anatomie, Physiologie und Biologie und die Fähigkeit, CT-Bilddaten zu „lesen“, beispielsweise nutze ich im Beruf täglich.
Welchen Tipp würden Sie Erstsemestern bzw. Studienanfänger:innen geben?
Es ist vollkommen normal, mal eine Prüfung nicht zu bestehen, das passiert fast allen. Eine gute Selbstorganisation und die Fähigkeit, sich durchzubeißen, zahlen sich aus. Außerdem sollte man sich auch einen Ausgleich zum Studium in der Freizeit suchen: Schaut euch die Bars in Darmstadt an, besucht Konzerte, den Winterball, die Unisportkurse, meldet euch für die Unisprachkurse an und erkundet Darmstadt. Es gibt echt wahnsinnig viel zu entdecken und auszuprobieren.
Was haben Sie neben dem Studium gemacht?
Ich habe als HiWi und Mentorin an der Uni gearbeitet, sowie einige der Unisportkurse mitgemacht. Das Scottish Country Dancing hat mir so gut gefallen, dass ich nach dem Kurs dem Verein beigetreten bin. Mit Freunden war ich wandern in Darmstadts Umgebung und definitiv öfter mal in der Kletterhalle und im Kletterwald an der Lichtwiese.
Was sind Ihre Berufspläne, und sind es dieselben wie zu Beginn Ihres Studiums?
Zu Beginn des Studiums hatte ich noch keine Idee, welchen Beruf ich später machen will. Deshalb habe ich mich im Laufe des Bachelors durch viele verschiedene Wahlkurse ausprobiert und nach diesen Erfahrungen im Master meine Vertiefung gewählt. Nach dem Abschluss des Studiums arbeite ich als Medizinphysikerin und bin momentan dabei, meine Fachkunde als MPE (Medizinphysikexpertin) zu erwerben.
Die Fragen stellte das Kommunikationsteam des Fachbereichs Elektrotechnik und Informationstechnik (etit) an der TU Darmstadt.
Zahlen, bitte!
Der RMU-Kooperationsstudiengang Medizintechnik auf einen Blick
- 132 – Abschlüsse seit Start im Wintersemester 2018/19
- 256 – Zahl der Bachelor-Bewerbungen (Wintersemester 2024/25) für 120 Plätze
- 144 – Zahl der Master-Bewerbungen (Wintersemester 2024/25)
- 50,9 Prozent – Frauenanteil im Bachelorstudiengang (Wintersemester 2024/25)
- 58,8 Prozent – Frauenanteil im Masterstudiengang (Wintersemester 2024/25)
- 42 – Studierende mit Auslandsaufenthalt (Wintersemester 2024/25);beliebteste Ziele: Großbritannien, Irland, Skandinavien