Sie liefern den Turbo für die IT

Xelera erobert einen boomenden Markt – in Echtzeit

06.10.2021 von

Eine hochspezifische technische Expertise, eine akribische Analyse des Marktes und eine kundennahe Produktentwicklung nach dem Prinzip Push and Pull: Das im Paket erklärt den Erfolg der Xelera Technologies GmbH. Das mit Unterstützung des Innovations- und Gründungszentrums HIGHEST in Darmstadt gegründete Start-up verkauft eine Soft- und Middleware, die Algorithmen für die Echtzeitverarbeitung großer Datenmengen beschleunigt und deutlich energieeffizienter macht.

Xelera Technologies wurde 2019 zum „Digital Start-up des Jahres“ gekürt. Das Gründerteam und Mitarbeiter bei der Preisverleihung im September 2019 in Berlin mit Thomas Jarzombek, Digitalbeauftragter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (rechts).

Die Menge der Daten, die rund um den Globus generiert werden, wächst exponentiell. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Echtzeitanwendungen, hinter denen mit Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen immer komplexere Technologien stehen und die Prozessoren an ihre Grenzen bringen. Gefragt sind Algorithmen, die nicht nur robust sind, sondern vor allem schnell und sparsam arbeiten.

Xelera hat die Zeichen der Zeit erkannt und ist mit seinem Geschäftsmodell und Produktideen frühzeitig auf die Big-Data-Welle aufgesprungen. Mittlerweile hat es verschiedene branchenübergreifende und standardisierte Softwarelösungen zur Beschleunigung von Algorithmen im Angebot, die dafür sorgen, dass in Datenzentren und innerhalb von Cloud- und Edge Computing-Umgebungen Netzwerke besser geschützt sind und Passwörter sicherer werden. Darüber hinaus stellt das Unternehmen eine Turbo-Plattform für die reibungslose Verknüpfung der Applikationen mit der bestehenden Infrastruktur der Kunden zur Verfügung.

Bei HIGHEST angeklopft

„Wenn wir von Real-Time sprechen, meinen wir drei bis zehn Millisekunden für einen Prozessschritt“, erklärt Co-Gründer Andreas Duffner. „In diesen Kategorien müssen wir bei Echtzeitanwendungen denken.“ Als sein Gründungskollege Dr. Felix Winterstein im Frühjahr 2015 vom Imperial College in London nach Darmstadt kam, hatte er den technologischen Schlüssel für die Xelera-Produkte praktisch schon im Gepäck.

Winterstein ist Experte auf dem Gebiet der Field Programmable Gate Arrays (FPGA) – Beschleunigerkarten, mit denen Computer schon seit Jahrzehnten aufgerüstet werden können, die zu diesem Zeitpunkt aber noch als Nischenprodukt galten. Der spätere Xelera-CEO war überzeugt, dass speziell programmierte FPGA-Chips ein großes Marktpotenzial haben und sondierte in zwei Richtungen. Winterstein beriet sich mit Professor Andreas Koch von der Forschungsgruppe Embedded Systems and Applications an der TU Darmstadt und inzwischen Mitglied des Xelera-Advisory Boards. Und er klopfte beim Innovations- und Gründungszentrum der TU Darmstadt an.

Akribische Marktanalyse

Das HIGHEST-Team informierte ihn nicht nur über die Fördermöglichkeiten im Rahmen von EXIST. Es brachte ihn auch mit Duffner zusammen, der als Teil des HIGHEST-Netzwerks Darmstädter Start-ups bis heute als Coach unterstützt. Duffner fand die Idee so spannend, dass er in das Gründungsprojekt mit einstieg. Wintersteins Studienkollege Dr. Andrea Suardi und Alexander Lange, den er aus seiner Zeit bei der Europäischen Weltraumagentur ESA kannte, vervollständigten das Team. Welche Anwendungsgebiete für eine FPGA-Software haben Zukunft? Robotik? Luft- und Raumfahrt? Was sonst? Diese Frage trieb die vier lange Zeit um. Ihre Analyse zeigte schließlich, dass sich im Zuge der rasant voranschreitenden digitalen Transformation ein wachsender Markt im Bereich der Datenzentren öffnete.

Erfolgsrezept Push and Pull

Mit dieser Idee im Hinterkopf ging die Xelera Technologies GmbH, finanziert durch ein EXIST-Stipendium, im April 2018 an den Start. „Wir haben dann viele Dinge ausprobiert und eine lange Liste von Trial and Error abgearbeitet“, erinnert sich Alexander Lange. Zielgerichtet blieb das Team dabei immer. „Jeder Versuch war mit konkreten Anforderungen und einem konkreten Proof of Concept hinterlegt, für den unsere Partner uns auch bezahlt haben“, betont Duffner.

Viele POCs, die das Unternehmen in Kooperation mit großen Playern aus der Top-Riege der internationalen Telekommunikationswirtschaft durchspielte, haben das Start-up dorthin geführt, wo es jetzt steht: bei drei Software-Produkten und einer Middleware, die bereits im Markt oder kurz vor der Markteinführung sind. „Unsere Stärke ist, dass wir uns immer ganz nah am Kunden bewegen“, erläutert Duffner. Hierbei setzt der Betriebswirt und Berater auf das Prinzip „Push and Pull“, denkt also Innovationen einerseits vom Anwender her, treibt sie andererseits aber auch offensiv in den Markt.

Investor aus dem Silicon Valley

Gründer, Geschäftsidee und Innovation überzeugten schließlich mit Xilinx einen großen Player der Digitalökonomie im Silicon Valley. An den Vertragsabschluss dürfte sich das Team noch lange erinnern. Am 23. März 2020 um 11:30 Ortszeit wurde der Deal klargemacht. Eine halbe Stunde später schlossen im Valley die Büros und die USA gingen in den Lock Down. „Das war knapp und es war unsere erste Erfahrung mit Corona“, berichtet Duffner. Er gibt zu: Akquise und persönliche Netzwerkpflege haben durch die Pandemie erheblich gelitten. Die Entwicklungsarbeiten aber konnten ungehindert weiterlaufen.

Mitte 2020 erreichte Xelera dann einen bahnbrechenden Meilenstein und gewann mit seiner Passwort-Auditing-Software Xelera Secra die Ausschreibung einer großen Bundesbehörde und realisierte dort ein FPGA-Cluster mit 40 Karten, auf dem 500 Milliarden Berechnungen pro Sekunde laufen können. „Damit hat diese Software in einer hochskalierten Umgebung ihren Härtetest bestanden“, sagt Lange.

In Ökosystemen denken

Es war ein Kraftakt für das gesamte Team, aber er brachte Rückenwind für die nächsten Akquisitionen. Das mittlerweile 14-köpfige Unternehmen hat viel in Marketing und Vertrieb investiert und will mit seinen Kernprodukten weiter expandieren. Mitte 2022 braucht das Start-up neues Investment für die Skalierungsphase. Lange und Duffner jedenfalls schauen selbstbewusst in die Zukunft und bereuen den Schritt in die Gründung nicht. „Man sieht, dass man mit eigenen Händen etwas erreichen kann und nicht nur ein kleines Rädchen im Getriebe ist“, sagt Lange. Und für Andreas Duffner ist es ein „Privileg“, dass er ein eigenes Unternehmen mitgestalten kann. Auf die Frage, worauf es im digitalen Zeitalter heutzutage wirklich ankommt in der Gründerszene, sagt der inzwischen 63-jährige Berater ohne Zögern: „Man muss in Ökosystemen denken können. Wo bewege ich mich und auf welcher Wertschöpfungsstufe kann ich welchen Beitrag leisten? Neben der Zusammensetzung des Teams und der Innovation an sich ist das der entscheidende Punkt.“

Technologie und Produkte:

Field Programmable Gate Arrays (FPGA) sind energieeffiziente Hardwarekarten, die auf integrierten Schaltkreisen basieren. Sie verfügen über eigene Rechen- und Speicherkomponenten und sind frei programmierbar. Mit der Verlagerung von rechenintensiven Algorithmen auf FPGA-Karten wird der Hauptprozessor entlastet und die jeweilige Applikation beschleunigt. Die Xelera Technologies GmbH hat mit Xelera Silva, Xelera Secure Network und Xelera Secra drei Software-Produkte für FPGA-Karten, die Unternehmensanwendungen auf das bis zu hundertfache beschleunigen können, entwickelt sowie mit der Xelera Suite eine eigene Accelerationsplattform.

Mehr erfahren

Meilensteine

08/2017 – 01/2019 EXIST-Forschungstransfer

04/2018 Gründung der Xelera Technologies GmbH

08/2018 Qualifizierung für das TechBoost-Programm der Deutschen Telekom GmbH

09/2018 Hauptpreis im Gründerwettbewerb Digitale Innovation des Bundesministeriums für Wirtschaft (BMWi)

01/2019 Die Plattform Passion4Business zählt Xelera zu den Top50 Start-ups

03/2020 Xilinx steigt als Investor ein

06/2021 Startus Insights zählt Xelera zu den „5 Top Edge Computing Startups“

08/2021 Skalierbare Version von XeleraSecra am Markt