Papier als Baumaterial
Natürliche Materialien wie Holz oder Papier werden seit Jahrtausenden im Bauwesen eingesetzt und spielen auch im modernen Hochbau und Innenausbau eine wesentliche Rolle. Beispiele reichen hier von Schichtholzplatten über Gipsfaserplatten bis hin zu Laminaten. Die verfügbaren Produkte basieren im Wesentlichen auf Erfahrungen der Hersteller. Dabei bietet gerade Papier ein hervorragendes Potential für biobasierte Anwendungen im Baubereich. Es ist kostengünstig herstellbar, besteht überwiegend aus nachwachsendem Rohstoff, bietet bezogen auf das Eigengewicht sehr gute Festigkeitseigenschaften, kann als flächiges Material aber auch mit hoher Porosität bzw. sogar als Schaum produziert werden und ist verhältnismäßig einfach chemisch zu funktionalisieren.
Zielsetzung
Ziel des beantragten Schwerpunktes ist es, wissenschaftliche und technische Grundlagen für die Nutzung von Papier in Bauanwendungen zu schaffen und neue Lösungsansätze zu entwickeln. Dazu sind die Materialeigenschaften von Papier auf die neuen Anforderungen hin anzupassen und weiter zu entwickeln (z. B. hohe Festigkeit, Wasserbeständigkeit), die Möglichkeiten zu einer individualisierbaren Formgebung mit Papiermaterialien sind zu erforschen (z. B. die Verarbeitung in Tiefziehprozessen) und Gestaltungsansätze für die Bauteil- und Bauwerksgestaltung sowie die Dimensionierung und Auslegung sind zu erarbeiten.
Modellhaft sollen die Fertigung von Stab- und Flächenelementen auf Papierbasis entwickelt werden, was mit Hilfe von wissenschaftlich abgesicherten Methoden die Gestaltung neuer Bauwerke aus Papier werkstoff-, herstellungs- und nutzungsgerecht ermöglichen soll.
Temporäre Bauwerke
Der Fokus des Schwerpunktes liegt dabei auf Bauwerken für temporäre Nutzung (so genannte „fliegende Bauten“), die entsprechend der baurechtlichen Forderungen gegebenenfalls mit geringeren technischen Anforderungen versehen sind. Technologien und Systeme zur Herstellung solcher Bauwerke für Nutzungen, wie z. B. Übergangsbauten für gewerbliche Zwecke oder Schulen, Notunterkünfte oder einmalige Großveranstaltungen sowie für so genannte „Microhomes“ oder im Messebau, wurden bisher in Deutschland nur wenig entwickelt.
Sie stellen aber ein größeres Potential dar, sowohl für Material, Konstruktion als auch den optimierten Einsatz von Ressourcen und Finanzmitteln, da gerade bei temporär genutzten Bauwerken die Verwendung nachhaltiger Materialien und effizienter Prozesse eine große Rolle spielt.
Laufzeit: 4 Jahre – 1.01.2017 – 31.12.2020
Budget: 4,6 Mio. EUR
Federführung: Technische Universität Darmstadt
Partner: h_da Hochschule Darmstadt THM Technische Hochschule Mittelhessen
Beteiligte Institute und Professoren
- Prof. Dr.-Ing. Samuel Schabel – Fachgebiet Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik (Koordinator), Maschinenbau, TU Darmstadt
- Prof. Ariel Auslender – Fachgebiet Plastisches Gestalten, Architektur, TU Darmstadt
- Prof. Dr. rer. nat. habil. Markus Biesalski – Fachgebiet Makromolekulare Chemie und Papierchemie, Chemie, TU Darmstadt
- Prof. Dr.-Ing. Andreas Büter – Funktionsintegrierter Leichtbau, Maschinenbau, Hochschule Darmstadt
- Prof. Dr.-Ing. Dipl. Wirtsch.-Ing. Peter Groche – Fachgebiet Produktionstechnik und Umformmaschinen, Maschinenbau, TU Darmstadt
- Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack – Fachgebiet Fassadentechnik, Bau- und Umweltwissenschaften, TU Darmstadt
- Prof. Dr.-Ing. habil. Stefan Kolling – Institut für Mechanik und Materialforschung, Maschinenbau, Technische Hochschule Mittelhessen
- Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider – Fachgebiet Statik, Bau- und Umweltwissenschaften, TU Darmstadt