Governance der Sektorkopplung

Für die politikwissenschaftliche Betrachtung der Einführung einer neuen Speichertechnologie ist die Sektorkopplung eine zentrale Herausforderung. Damit ist Clean Circles nicht nur eine Frage der Kopplung technischer Teilsysteme, sondern stellt auch ein komplexes Governanceproblem (also ein Problem des Regierens) dar.

Die Einführung einer neuen Speichertechnologie führt nicht nur zu technischen Herausforderungen, sondern stellt auch hohe Anforderungen an die Koordinationsleistung politischer Systeme. Soll eine solche politisch als „gewollt“ bewertet werden, so ist die mit ihr einhergehende politische Komplexität zu beachten. Die von Clean Circles zu erforschende Technologie von Eisen als Energieträger, dessen spätere Umsetzung Standorte wie den Süden Europas oder den Norden Afrikas benötigt, verursacht auf der politischen Seite eine hohe Komplexität. Diese entsteht dadurch, dass zum einen eine Vielzahl von Politikfeldern (Energie-, Innovations-, Regional-, Migrationspolitik, Entwicklungszusammenarbeit) und damit Verwaltungseinheiten und zum anderen mehrere Ebenen (regionale, nationale, europäische bis hin zur internationalen Ebene) betroffen sind. Die Komplexität besteht dabei in den gleichzeitig zu bearbeitenden Interdependenzen zwischen den Akteuren und zwischen den Ebenen.

In nur zwei Jahren wurde der 2015 eröffnete Tarfaya Windpark (siehe Bild oben) errichtet. Dessen 131 Windturbinen sind auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratkilometern in der Sahara aufgereiht und erzeugen zusammen genug Energie, um eine Stadt der Größe Marrakeschs jeden Tag mit Energie zu versorgen.

Diese komplexen Interdependenzen erfordern als Problemlösung ein hohes Maß an horizontaler (politikfeldübergreifend) und vertikaler (ebenenübergreifend) Koordination innerhalb der politischen Entscheidungsprozesse. So soll etwa untersucht werden, wie im Zuge der intersektoralen, ämterübergreifenden Governance Policy Integration bereits stattfindet, oder etwa von einer „negativen Koordination“ hin zu einer „positiven Koordination“ über die betroffenen Ministerien hinweg gewechselt werden könnte, um Eisen als kohlenstofffreien Energieträger besser etablieren zu können. Als geeigneter Fall zur Untersuchung kann die Governance der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung gewählt werden, denn sie enthält alle Elemente, die auch für die Technologie von Clean Circles relevant sind. Dabei sollen Erfahrungen aus der bereits erfolgten Formulierung, Entscheidung und derzeitigen Implementation der Wasserstoffstrategie aufgearbeitet und für die Governanceforschung nutzbar gemacht werden. Auf dieser Basis können Bedingungen für Policy-Lernen und Policy-Transfer im Feld der Speichertechnologien formuliert werden, wodurch es danach möglich ist, die Erkenntnisse auf die spezifische Technologie von Clean Circles zu übertragen.

Wissenschaftliche Herausforderungen:

  • Strategien/Instrumente für und Koordination von Speichertechnologien in Deutschland
    • Identifikation relevanter Akteure in der deutschen Governance der Sektorkopplung (neue Speichertechnologien)
    • Beispielhafte Analyse der Wasserstoffstrategie (Deutschland) liefert Erkenntnisse über Speichertechnologien
    • Internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Nord-Afrika (z.B. Marokko) und Südeuropa (z.B. Spanien)
  • Strategien, Instrumente für und Koordination von Speichertechnologien in der EU
    • Identifikation relevanter Akteure in der europäischen Governance der Sektorkopplung (neue Speichertechnologien)
    • Beispielhafte Analyse der Wasserstoffstrategie (EU) liefert Erkenntnisse über Speichertechnologien und Koordinationsmechanismen
    • Internationale wirtschaftliche innereuropäische Zusammenarbeit (z.B. Spanien) und außereuropäische Zusammenarbeit (z.B. Mittelmeerpartnerschaft, Marokko)
  • Spezifische Governance-Herausforderungen für den Politiktransfer
    • Akteurskonstellationen im Bereich Angebot, Nachfrage und Infrastruktur im Vergleich zu Wasserstoff (z.B. Kraftwerke, Verkehr, spezifische politische Akteure in Entwicklungshilfe und internationaler Zusammenarbeit etc.)
  • Bedingungen und Optionen der Politikgestaltung
    • Untersuchung der Bedingungen der Politikgestaltung im Falle der neuen Technologie
    • Entwicklung von Politikoptionen und Formulierung von Politikempfehlungen

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