Importoptionen für grüne Energie: Auf dem Weg zu einem mehrdimensionalen Ansatz

Clean Circles Team stellt Ergebnisse auf Politikwissenschaftler-Tagung vor

01.11.2022

Prof. Michèle Knodt, Prof. Kai Schulze, Dr. Friedrich Plank und Mile Misic stellten auf der DVPW-Themengruppentagung „Energiepolitik in Zeiten des Krieges“ neueste Clean Circles Ergebnisse vor. Ihr Vortrag „Comparing green energy import options: Towards a multidimensial approach“ beschäftigte sich unter anderem mit einem mehrdimensionalen Ansatz zur Bewertung von Importoptionen für grüne Energie.

Für viele europäische Länder hat der russische Krieg gegen die Ukraine im Wesentlichen die Möglichkeit genommen, Erdgas als Brückentechnologie beim Übergang von anderen fossilen Brennstoffen wie Öl und Kohle zu einem vollständig erneuerbaren Energiesystem zu nutzen. Wo die Gasimporte aus Russland nicht ohne weiteres substituiert werden können, werden große Hoffnungen auf den Import erneuerbarer Energien gesetzt, insbesondere aus Ländern mit viel Sonnenschein und Wind.

Es werden eine Reihe von Technologien zur Speicherung und zum Transport erneuerbarer Energie vorgeschlagen, darunter Wasserstoff, aber auch andere chemische Träger wie Metalle und deren Oxide. Mit Blick auf das Energie-Trilemma von Kosteneffizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit ist jedoch unklar, welche Länder als Partner für die Einfuhr grüner Energie in Frage kommen.

In ihrem Vortrag konzentrierten sich die Forscher von Clean Circles auf den Fall Deutschland und die Möglichkeit, Eisen als kohlenstofffreien Träger für erneuerbare Energie zu nutzen, um einen mehrdimensionalen Ansatz zur Bewertung und zum Vergleich von Importoptionen für grüne Energie zu entwickeln. Der Ansatz kombiniert mehrere Kriterien entlang von vier Dimensionen, die sich auf (1) wirtschaftliche, (2) nachhaltige, (3) regulative und (4) kooperations- und innovationsbezogene Aspekte von grünen Energieimporten konzentrieren. Die Forscher führen eine explorative Faktorenanalyse an einer globalen Länderstichprobe durch, um die Gültigkeit ihres Konzepts zu untersuchen, und finden eine aussagekräftige Variabilität zwischen den Indikatorvariablen, die den Nutzen des mehrdimensionalen Konzepts hervorhebt. Das Konzept trägt zu einem besseren Verständnis der Zielkonflikte zwischen den Zielen des Energietrilemmas (Nachhaltigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit) bei.

„Energiepolitik in Zeiten des Krieges“
28. Oktober 2022, Schader-Stiftung, Darmstadt

Programm (wird in neuem Tab geöffnet)

Der Krieg in der Ukraine hat die sicherheits- und geopolitischen Auswirkungen der derzeitigen Nutzung fossiler Energiequellen offengelegt, die eine Abhängigkeit von menschenverachtenden Regimen erzeugt und den politischen Handlungsspielraum einschränkt. Gleichzeitig erfordert der fortschreitende Klimawandel eine rasche und grundlegende Transformation des Energiesystems. Insofern stellt sich die Frage, wie Energiepolitik in Zeiten des Krieges aussehen muss. Zu Fragestellungen rund um dieses sehr aktuelle Thema baten die Themengruppe Energietransformation der DVPW und die Schader-Stiftung um Einreichungen.

Die DVPW (Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft) ist eine der größten politikwissenschaftlichen Fachorganisationen in Europa. Anfang der 1950er Jahre mit 40 Mitgliedern gestartet, zählt sie heute mehr als 1.850 ordentliche Mitglieder.