SAUVAGE. Emmanuelle Rapin & Angelika Krinzinger

4. November 2018 bis 24. Februar 2019

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Film zur Ausstellung von Clara Trischler (Dauer: 03:15)

Vom 4. November 2018 bis 24. Februar 2019 zeigen das Kunstforum der TU Darmstadt und das MUSEUM Jagdschloss Kranichstein die Ausstellung SAUVAGE. Emmanuelle Rapin & Angelika Krinzinger.

Das künstlerische Universum der Künstlerin und diplomierten Haute-Couture Stickerin Emmanuelle Rapin (*1974 in Épinal, Berlin) verknüpft Mode und archaischer Kunst- und Kulturtechniken zu einer vielschichtigen und überraschenden Assemblage. Für ihre virtuosen Kunstwerke nutzt sie Motive wie die Jagd oder handwerkliche traditionelle Tätigkeiten wie das Sticken. Erstellt aus organischen Materialien wie Knochen, Federn, kostbaren Steinen oder präparierten Tieren entstehen narrativ aufgeladenen Objekte die unsere Fantasie beflügeln und in beunruhigende Bereiche führen können.

Meine Kunstobjekte sehe ich als visualisierte Gedichte, die man anfassen kann. (Emmanuelle Rapin)

Der Ausstellungstitel SAUVAGE (frz. “wild”) bezieht sich auf die ungezähmte Natur des Waldes ebenso wie auf die ungebändigte Kraft der Kunst. In der griechischen Mythologie und im Märchen ist der Wald oftmals der Ort von Ungewissheit, Gefahr und Unheil – aber auch von Metamorphosen: Die Geschichte des Narcissus, die Figur der Göttin der Jagd Artemis, dionysische Rituale aber auch die Märchen von Hänsel und Gretel, dem Däumling, der sechs Schwände, Dornröschen, Die Schöne und das Biest sind dort verortet. Die Waldmetapher ist fast allen Werken Emmanuelle Rapins immanent, in Form von Märchen, die ihren Arbeiten zugrunde liegen oder über das Material, aus dem sie bestehen.

Für Emmanuelle Rapin ist das Sticken keine friedliche Angelegenheit. Ihr vergoldeter Fingerhut “The sleeping beauty” (2010) versinnbildlicht eindringlich die Verknüpfung von Schutz und Aggression. Der Titel verweist wiederum auf eine ganz eigene Interpretation des bekannten Märchens: Dornröschen ist nicht nur Opfer, sondern auch Täterin. Mit seiner ritualisierten, wiederholenden Tätigkeit signalisiert das Sticken zudem den Verlauf der Zeit, markiert ein einzelner Stich die Zeitlichkeit.

Eine Interpretation barocker Stillleben ist ihre Serie von Objekten, die wie Modeaccessoires auch getragen werden könnten. Sie veranschaulicht das Werden und Vergehen, aber auch die fragile Schönheit des Seins. Dafür wählt sie so unterschiedliche und ungewöhnliche Materialien wie das Fell von Säugetieren, Korallen, Perlen, Vogelfüße oder Sexualorgane von Pflanzen. Objekte wie Plaie d´épaule, Les muselées amoureuses oder Roccoco bellette veranschaulichen die die Ambivalenz einer handwerklichen Tätigkeit an, die mit Nadel und Faden pflegen, reparieren und neu erschaffen kann an, aber auch brutal vorgehen muss, um sie zu kreieren. Im MUSEUM Jagdschloss Kranichstein werden Emmanuelle Rapins Stillleben den historischen Stillleben eines Zacharias Sonntag gegenübergestellt, der als Hofmaler der Landgrafen von Hessen Darmstadt im 18. Jahrhundert ebenso den Wald als Metapher für Wildheit und Unberechenbarkeit benutzt, diesen jedoch durch die Wahl seiner Motive wie tote Vögel, Hasen, Rehe und jagdliches Equipment, als vom Menschen beherrschbar interpretiert. Auch er erinnert an die Vergänglichkeit des Lebens und den Schein – allerdings mit malerischen Mitteln.

Die poetischen Exponate Emmanuelle Rapins verdichten vielschichtige Geschichten und Erinnerungen. Im Kunstforum der TU Darmstadt werden sie auf die fotografische Serie An Hand der Wiener Künstlerin Angelika Krinzinger (*1969 in Innsbruck) treffen sowie auf ausgewählte Exponate des MUSEUMS Jagdschloss Kranichstein.

Auch die Fotoserie “An Hand” von Angelika Krinzinger ist assoziationsgeladen: Krinzinger hat die historische Porträtgalerie der Habsburger in Schloss Ambras bei Innsbruck fotografiert, sich jedoch ausschließlich auf die Hände fokussiert. Der restliche Teil des Körpers fehlt. Durch die serielle Reihung dieser verschiedenen “Hand-Porträts” mit ihrer unterschiedlichen Gestik entsteht eine Semiotik der Gesten, eine Art Geheimsprache. Was die jeweilige Handhaltung zu bedeuten hatte, Hinweise auf Tugendhaftgkeit etwa, moralisches Verhalten oder Jungfräulichkeit, konnte in der damaligen Zeit entschlüsselt werden, Heute ist dies nicht mehr der Fall. “An Hand” stellt provozierend die Frage nach dem Ganzen und der Bedeutung des Details, früher und heute. Zudem lädt “An Hand” zur Auseinandersetzung ein über die Kommunikation in historischer Zeit und den aktuellen Gebrauch von Sprache und Gesten.

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