World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026
Mit der Ausstellung »Annegret Soltau VATERSUCHE« ist das Kunstforum Kooperationspartner der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 und steht in engem Zusammenhang mit dem Leitthema der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 »Design for Democracy: Atmospheres for a better life«. Soltaus künstlerische Arbeit eröffnet einen vielschichtigen Dialog darüber, wie Gestaltung – verstanden als Formung von Erinnerung, Identität und gesellschaftlichem Bewusstsein – demokratische Räume stärken und neue Formen des Miteinanders ermöglichen kann.
Die Serie »Vatersuche« ist ein radikal persönliches Projekt und zugleich ein gesellschaftliches Statement. Annegret Soltau macht ihre jahrzehntelange Suche nach dem verschollenen Vater, einem Soldaten der Wehrmacht, zum Ausgangspunkt einer künstlerischen Auseinandersetzung mit den Nachwirkungen von Krieg, Schuld und Schweigen. Sie schafft Sichtbarkeit für Lebensgeschichten, die in der Nachkriegsgesellschaft lange verdrängt oder tabuisiert waren. Damit wird »Vatersuche« zu einem Akt demokratischer Selbstermächtigung: Die Künstlerin verleiht jenen Stimmen Ausdruck, die über Jahrzehnte ungehört blieben, und verwandelt das nüchterne Vokabular amtlicher Schreiben in eine künstlerische Sprache des Erinnerns.
Auch formal verweigert sich Soltaus Arbeit den Normen von Schönheit und Geschlossenheit. Durch Nähen, Reißen, Collagieren und Verweben verbindet sie Dokument und Körper, Vergangenheit und Gegenwart, Intimität und Öffentlichkeit. So entsteht ein Raum, in dem das Private politisch wird – ein Ort der Empathie, der Reflexion und des Erzählens, an dem individuelle Erfahrung zu kollektiver Erinnerung wird.
In der Gegenüberstellung mit der Serie »Tagesdiagramme«, die innere Zustände, Beziehungen und Lebensprozesse in eine zeichnerische und sprachliche Struktur überführt, zeigt sich Soltaus konsequente Erforschung von Identität als etwas Prozesshaftes und Gestaltbares. Beide Werkgruppen machen deutlich, dass Gestaltung im Sinne von »Design for Democracy« weit über Form und Funktion hinausgeht. Sie entwerfen emotionale und symbolische Räume, in denen Fragen von Herkunft, Zugehörigkeit und Selbstbestimmung verhandelt werden können.
Annegret Soltaus Arbeiten schaffen Atmosphären, in denen Komplexität und Ambivalenz nicht als Störung, sondern als Teil des Lebens verstanden werden. In der Auseinandersetzung mit Verletzlichkeit, Erinnerung und Wandlung wird erfahrbar, was »Atmospheres for a better life« bedeuten kann: Räume, in denen Sichtbarkeit, Resonanz und Mitgefühl zu Grundlagen einer lebendigen Demokratie werden.
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