#7 – Klares Wasser – trübe Aussichten? Spurenstoffe im Wasserkreislauf
Unser Wasser sieht klar aus, doch wie sauber ist es wirklich?
Rückstände von Medikamenten, Mikroplastik, Pestizide und schwer abbaubare Chemikalien, wie beispielsweise PFAS: Im Wasserkreislauf finden sich immer mehr Spurenstoffe aus Haushalten, der Industrie und der Landwirtschaft, die die Umwelt und auch unsere Gesundheit zunehmend belasten.
Im Rahmen des E+E Diskurses haben wir beleuchtet, wie diese Stoffe in unsere Gewässer gelangen und welche Herausforderungen für die Forschung und für die Praxis damit einhergehen. Mit unseren Gästen sprachen wir über die Anforderungen und diskutierten Lösungen zur Verbesserung der Wasserqualität.
Gastgebend an diesem Abend war das E+E Profilthema Scalable Clean Water Cycles
Wichtigste Learnings des Abends:
- Viele Spurenstoffe passieren konventionelle Kläranlagen nahezu ungefiltert. Die 4. Reinigungsstufe kann mithilfe von Aktivkohlefitration und Ozonierung dabei helfen, diese Lücke zu schließen. Die EU-Abwasserrichtlinie (KARL) setzt genau hier an.
- Ein großer Teil der Schadstoffe gelangt über Mischwasserentlastungen (Regenwasser und Schmutzwasser gemeinsam) und Regenwasserkanäle in unsere Gewässer. Das ist besonders bei Starkregen-Ereignissen ein großes Problem, weil viele Schadstoffe, z.B. Pestizid-Rückstände Bestandteile von Hausfassaden oder Reifenabrieb in kürzester Zeit mobilisiert und, über die Entlastungssysteme an den Kläranlagen vorbei, in die Gewässer gespült werden.
- Reifenabrieb enthält zahlreiche Schadstoffe, wie Schwermetalle und Elastomere, die ein erhebliches Problem für unseren Wasserkreislauf und die Umwelt darstellen. Das in den Reifen enthaltene 6PPD – das u.a. dafür sorgt, dass die Reifen widerstandsfähiger sind – hat bereits nachweislich zu einem breiten Fischsterben in einigen Ländern, wie z.B. Kanada geführt.
- Um die Qualität unserer Wasserressourcen nachhaltig zu schützen, braucht es eine Kombination aus effektiven Analyseverfahren (Target- und Non-Target-Analysen) und einem umfassenden Abwassermonitoring, damit Schad- und Spurenstoffe frühzeitig erkannt und wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen werden können. Zusätzlich müssten Hersteller offenlegen, welche Chemikalien sie in Umlauf bringen – was sich in der Praxis jedoch als enorm schwierig darstellt.
- Mehr Kreislauf, weniger Wegwerf: Unser Konsumverhalten bringt immer neue Chemikalien in Umlauf. Viele davon landen über Recyclingprozesse im Wasserkreislauf, was die Qualität der Rezyklate beeinträchtigen und schädliche Transformationsprodukte hervorbringen kann. Wir brauchen ein intelligentes Zusammendenken von Produktdesign, Recycling und Gewässerschutz, um Schadstoffeinträge bereits an der Quelle zu vermeiden.
- Es braucht mehr Austausch und eine intensivere Zusammenarbeit von Forschung, Industrie und Politik, um wirksame Maßnahmen umzusetzen – und dabei Verantwortung sowie Kosten fair und zukunftsfähig zu verteilen.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren Gästen:
- Dr. Ulrike Braun, Umweltbundesamt (UBA)
- Prof. Dr. Susanne Lackner, Technische Universität Darmstadt
- Prof. Dr. Holger Lutze, Technische Universität Darmstadt
- Prof. Dr. Jörg Oehlmann, Kompetenzzentrum Wasser Hessen
- Prof. Dr. Thomas Ternes, Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG)
Bildergalerie
Videoaufzeichnungen
Hier können Sie die einzelnen Beiträge noch einmal anschauen.
Der E+E Diskurs dient dem offenen, kritischen und fundierten Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Es werden Lessons-Learned geteilt, Methoden und Technologien kritisch diskutiert und der Mensch in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt.
Dabei folgt der E+E Diskurs unserem Selbstverständnis: