Ausgezeichnete Mathematik: Strömungen präziser berechnen

Dr. Hans Messer Stiftungspreis für Mathematik-Professorin Tabea Tscherpel von der TU Darmstadt

07.11.2025 von

Tabea Tscherpel vom Fachbereich Mathematik der TU Darmstadt erhält den diesjährigen Dr. Hans Messer Stiftungspreis der Hans und Ria Messer Stiftung. Die 34-jährige Assistenzprofessorin entwickelt numerische Verfahren zur Simulation komplexer Strömungen.

Das Schwimmverhalten von Fischen, der Blutfluss in unseren Adern und die Bewegung von Gletschern haben eins gemeinsam: Sie lassen sich mit denselben mathematischen Grundgleichungen beschreiben. Und das bald noch genauer als zuvor, denn Tabea Tscherpel, Professorin in der Arbeitsgruppe Numerik und Wissenschaftliches Rechnen an der TU Darmstadt, entwickelt für solche Zwecke stabile Algorithmen. Die Hans und Ria Messer Stiftung hat ihr dafür gestern (6. November 2025) den mit 100.000 Euro dotierten Dr. Hans Messer Stiftungspreis verliehen. Das Preisgeld wurde zu Ehren des Hauptgründers und Stifters Dr. Hans Messer, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, 2025 verdoppelt.

Tscherpels Forschungsschwerpunkt liegt auf der Berechnung von komplexen Strömungen. Zwar haben die Mathematiker Stokes und Navier schon im 19. Jahrhundert Strömungsgleichungen aufgestellt, aber diese lassen sich trotz ihrer universellen Bedeutung nur für idealisierte Fälle exakt lösen. Sie müssen daher näherungsweise berechnet werden. Bei komplexen Strömungen geraten herkömmliche Verfahren aber an ihre Grenzen. Hier kommt Tscherpels Forschung ins Spiel, denn sie entwickelt hochpräzise und über einen langen Simulationszeitraum stabile numerische Verfahren zur näherungsweisen Lösung der Stokes- und Navier-Stokes-Gleichungen. Mit dem Preisgeld will sie ihre Arbeit weiterentwickeln, um Strömungen auf gekrümmten und bewegten Gebieten äußerst genau zu berechnen. Der Blutfluss in pulsierenden Adern, aber auch etliche andere Phänomene ließen sich damit besser simulieren.

Die fundamentale Bedeutung der Mathematik, die in den unterschiedlichsten Disziplinen von den Naturwissenschaften über die Medizin bis zur Klimaforschung eine Rolle spielt, fasziniert Tscherpel schon seit ihrer Schulzeit. Nach dem Mathematik-Studium an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg und der University of Cambridge ging sie an die University of Oxford, wo sie 2019 promoviert wurde. Es folgten Postdoc-Aufenthalte an der RWTH Aachen und der Universität Bielefeld. Seit drei Jahren lehrt und forscht Tscherpel an der TU Darmstadt. Ihre Expertise bringt sie hier unter anderem in die TU-Profilthemen „Computational Engineering“ sowie „Thermo-Fluids and Interfacial Phenomena“ ein, wo sie mathematische Grundlagen für vielfältige Anwendungen schafft.

Mit dem Preisgeld wird Tscherpel eine Promotionsstelle finanzieren und die Zusammenarbeit in ihrem Fachgebiet stärken. „Dem Klischee der Mathematiker und Mathematikerinnen, die nur allein im stillen Kämmerlein forschen, entspricht in meinem Umfeld kaum jemand“, betont sie. Das Miteinander sowie der regelmäßige Austausch seien ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen überaus wichtig. Mit einem Teil des Preisgeldes will sie daher einen internationalen Workshop organisieren und ihren Promotionsstudierenden Reisen zu Konferenzen ermöglichen. Tscherpel freut sich aber nicht nur über die großzügige Dotierung des Dr. Hans Messer Stiftungspreises, sondern besonders auch darüber, dass sie der Jury die Bedeutung ihrer Forschung vermitteln konnte und ihr Fachgebiet so mehr Aufmerksamkeit erfährt.

Die Auszeichnung

Der Dr. Hans Messer Stiftungspreis, verliehen von der Hans und Ria Messer Stiftung (bis 2024 Dr. Hans Messer Stiftung), wird jährlich zur Förderung von Forschung und Lehre für Wissenschaftler:innen in einer frühen Karrierephase mit hervorragenden Leistungen auf den Gebieten der Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften sowie Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaften vergeben und ist in diesem Jahr mit 100.000 Euro dotiert.

Die Hans und Ria Messer Stiftung fördert bundesweit Aus- und Weiterbildung sowie Wissenschaft und Forschung. Die Stiftung wurde im Jahr 1978 von Dr. Hans Messer ins Leben gerufen und ist seit dem Jahr 1979 als gemeinnützige Stiftung anerkannt. Unter dem Vorsitz von Dr. Hans Messer wurde auch der Stiftungspreis an der TU Darmstadt eingeführt. Die Stiftung fördert Forschungsprojekte, unterstützt wissenschaftliche und schulische Einrichtungen und vergibt kontinuierlich Bildungs- und Forschungsstipendien. Die Stiftung verleiht ihren Stiftungspreis an der TU Darmstadt regelmäßig seit 1994. Er ist der derzeit höchstdotierte Preis für Early Career Researchers an der TU Darmstadt.

100 Jahre Dr. Hans Messer: Forschende fördern, Zukunft gestalten