Kersting: Europa braucht ein CERN für KI

TU-Informatikprofessor Co-Autor eines Beitrags in der FAZ

2025/02/10

Der Sprecher des geplanten Exzellenzclusters „Reasonable Artificial Intelligence“ (RAI), TU-Professor Kristian Kersting, hat sich in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) für eine bessere Förderung von europäischer KI-Forschung und -Entwicklung ausgesprochen. Dringend notwendig sei die Schaffung einer europäischen Organisation für die Entwickung vertrauenswürdiger Künstlicher Intelligenz (KI) aus Europa, schreibt Kersting in einem gemeinsamen Gastbeitrag mit Professor Holger Hoos von der RWTH Aachen (Paywall).

Professor Kristian Kersting

Eine solche Institution nach dem Vorbild der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) oder der Europäischen Weltraumagentur (ESA) solle damit beauftragt werden, einen ambitionierten Plan für die Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Technologie „made in Europe“ zu erarbeiten und umzusetzen, erklärt der Informatikprofessor. Als zentrales KI-Forschungszentrum müsse das „CERN für KI“ mit modernster Recheninfrastruktur, hoch qualifiziertem Personal und einer attraktiven Forschungsumgebung ausgestattet werden. Es solle als Katalysator für Wachstum in ganz Europa wirken – zugunsten der Wissenschaft, der Industrie und des öffentlichen Sektors.

KI sei zweifelsohne zu einem geopolitischen Druckmittel geworden, schreibt Kersting weiter. Die USA setzten alles daran, ihre globale Führungsrolle in der KI zu erhalten und weiter auszubauen, und investierten massiv in die entsprechende Forschung, Entwicklung und Infrastruktur. Für Europa bedeute das eine Bedrohung, unter anderem da die wachsende Abhängigkeit von KI „made in USA“ anfällig mache für geopolitische und wirtschaftliche Erpressung. Durch jüngste Fortschritte in generativer KI aus China (Deepseek) sei die Notwendigkeit für eine erfolgreiche KI „made in Europe“ noch deutlicher geworden.

Kersting gehört dem Sprecherteam des Clusterhabens RAI unter Federführung der TU Darmstadt an. Das Projekt widmet sich der Entwicklung einer neuen Generation von KI-Systemen, die auf vernünftiger Ressourcennutzung, Datenschutz und kontinuierlicher Verbesserung basieren. In vier Forschungsbereichen arbeiten multidisziplinäre Teams an der Gestaltung der Zukunft der KI. In den vergangenen zehn Jahren hat Deep Learning bedeutende Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz ermöglicht. Dennoch weisen aktuelle KI-Systeme Schwächen auf, darunter mangelndes logisches Denkvermögen, Schwierigkeiten im Umgang mit neuen Situationen und die Notwendigkeit kontinuierlicher Anpassungen. Nicht zuletzt erfordern aktuelle KI-Systeme umfangreiche Ressourcen. Das Exzellenzclusterprojekt strebt daher die Entwicklung der nächsten Generation von KI an, der „Reasonable Artificial Intelligence“ (RAI).

Die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder

Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Forschung an deutschen Universitäten weiter zu stärken, haben Bund und Länder die Exzellenzstrategie als Förderprogramm etabliert. Zentrales Ziel ist es, die Forschungsexzellenz in international wettbewerbsfähigen Bereichen zu fördern, die deutschen Universitäten institutionell zu stärken und das deutsche Hochschulsystem weiterzuentwickeln.

Zu diesem Zweck umfasst die Exzellenzstrategie zwei Förderlinien, die aufeinander aufbauen. In der Förderlinie „Exzellenzcluster“ werden, koordiniert von der DFG, international wettbewerbsfähige Forschungsbereiche an deutschen Universitäten projektbezogen gefördert. In der Förderlinie „Exzellenzuniversitäten“, koordiniert vom Wissenschaftsrat (WR), werden institutionelle Gesamtstrategien gefördert, die die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der geförderten Institutionen verbessern und hervorragende Rahmenbedingungen für exzellente Forschung schaffen.

mih