Bin ich der Flüchtling nicht? Der Unbehauste? (Johann Wolfgang von Goethe)
Dieses Zitat aus Goethes Faust I beschreibt ein Lebensgefühl, das im 20. Jahrhundert in der Literatur und der Philosophie einen wesentlichen Niederschlag findet. Gerade in der realen Welt manifestiert sich das Gefühl des „UnbehaustSeins“ nicht zuletzt auch als Folge von Kriegszerstörung, Vertreibung und fundamentaler Verunsicherung über die Werte der abendländischen Kultur und Zivilisation. Auslöser für die Ausstellungsidee war die im letzten Jahr im Atelierhaus Darmstadt erfolgreich ausgerichtete Schau mit dem Titel „Heimat“. Mit (UN)BEHAUST – von Häusern und Städten erfolgt nun eine Fortsetzung dieser Themenreihe. Das Projekt wird kuratiert von Georg Schrabeck, Künstler, unterstützt von Julia Reichelt, Kuratorin des Kunstforums der TU Darmstadt.
In der globalisierten Welt des Kapitalismus gewinnt die metaphysische und existenzielle Unbehaustheit neue Aktualität. Anonyme und unwirtliche Großstädte, der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, die steigende Obdachlosigkeit, das hochaktuelle Problem der Flüchtlinge fügen diesem Schlagwort von der Unbehaustheit des Menschen neue Aspekte hinzu. Angesichts des wachsenden Gefühls der „Heimatlosigkeit“ werden das Haus und die Stadt als reale Räume für die „Behaustheit“ des Menschen hinterfragt.
Insgesamt zwanzig Kunstschaffende von Berlin bis Wien setzen sich mit dem Fehlen von Heimatgefühlen einerseits und andererseits auch dem ganz konkreten Fehlen des Sich-Zuhause-Fühlens, dem Fehlen eines Daches über dem Kopf und mit Wohnungsnot auseinander. Verschiedene künstlerische Positionenund Techniken sind vertreten – Fotografie, Malerei, Zeichnung, Skulptur, Video. Abgerundet wird das Ausstellungsprojekt durch eine Lesung, Führungen und Film.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 5 Euro.