Mit Engagement und Technik zu einer besseren Welt

Hochschulgruppen unter der Lupe: Ingenieure ohne Grenzen e.V.

27.09.2024 von

Die Hochschulgruppe „Ingenieure ohne Grenzen“ an der TU Darmstadt verbindet technisches Wissen mit sozialem Engagement, um weltweit nachhaltige Projekte zu realisieren. Seit ihrer Gründung im Jahr 2008 ist die Gruppe stetig gewachsen und zählt aktuell etwa 45 aktive Mitglieder. Ihr Ziel ist es, durch ingenieurwissenschaftliche und interdisziplinäre Ansätze die Lebensbedingungen von Menschen in benachteiligten Regionen zu verbessern. Dabei setzen sie vor allem auf lokale Ressourcen und nachhaltige Lösungen, die auch langfristig von den Menschen vor Ort eigenständig weitergeführt werden können.

Die Testanlagen des „SoWaDi“-Projekts auf dem Campus Lichtwiese.

„Unsere Mission ist es, mit technischem Wissen die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern und Brücken zwischen Kulturen zu bauen“, erklärt die Hochschulgruppe. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, die oft schon lange vor Ort tätig sind. So wird sichergestellt, dass die Projekte an die Bedürfnisse und Gegebenheiten der lokalen Bevölkerung angepasst sind. Das Grundprinzip der Gruppe: Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir wollen, dass die Menschen die Projekte nach Abschluss selbstständig weiterführen können.“

Von Wasseraufbereitung bis zum Schulbau

Eines der bekanntesten und erfolgreichsten Projekte ist „SoWaDi“ – die Entwicklung einer solarthermischen Wasserdesinfektionsanlage. Dieses Projekt begann bereits 2010 als Forschungsinitiative und hat seitdem bedeutende Fortschritte gemacht. Die Anlage verwendet lokale Materialien und reinigt Wasser mithilfe von Solarenergie. „Wir konnten bereits mehrere Prototypen in Tansania aufbauen und testen. Unser Ziel ist es, die Bauanleitung der Anlage kostenfrei zur Verfügung zu stellen, damit sie weltweit nachgebaut werden kann“, berichtet die Gruppe stolz. Zwei Testanlagen befinden sich auf dem Gelände der TU Darmstadt, wo sie fortlaufend getestet und optimiert werden.

Ein weiteres Beispiel für das Engagement der Gruppe ist das Projekt „ROCK“, das seit mehr als 15 Jahren läuft. Hierbei geht es um den Bau von Zisternen in Kenia, um einen ganzjährigen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Über 100 Zisternen konnten bereits in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern gebaut werden. Ein wichtiger Aspekt dieses Projekts ist die Einführung eines Mikrofinanzsystems, das es den Nutzenden ermöglicht, gemeinschaftlich Geld zu sparen und dieses für weitere Investitionen zu nutzen.

Erfolgreich abgeschlossene Projekte, wie der Bau von Latrinen und einer Handwaschstation an einer Grundschule in Uganda im Rahmen des Projekts „MisombWater“, geben der Gruppe immer wieder neue Motivation. „Es ist ein unglaublich erfüllendes Gefühl zu sehen, wie die Arbeit, die wir hier leisten, das Leben der Menschen vor Ort verbessert“, sagt Simon, ein Maschinenbaustudent, der im April 2024 bei einer Erkundungsreise nach Uganda dabei war. Durch das Projekt konnte die sanitäre Versorgung an der Schule erheblich verbessert werden, was den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, den Nachmittagsunterricht zu besuchen, da sie nicht mehr Wasser für ihre Familien holen müssen.

Neben Infrastrukturprojekten engagiert sich die Gruppe auch im Bildungsbereich. Das Projekt „SEnoni“ zielt auf den Ausbau einer Grundschule und eines Kindergartens in Wakinoni, Uganda, ab. „Die Schule wurde von der lokalen Gemeinschaft gegründet, um Kindern, die in Armut leben, eine Schulbildung zu ermöglichen“, erklärt Simon, „Nun unterstützen wir sie beim Bau neuer Gebäude, um eine sichere Lernumgebung zu schaffen.“ Der Bau der Schule wird in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung und Unternehmen umgesetzt, wodurch auch vor Ort Arbeitsplätze geschaffen werden.

Mehr als nur Technik

„Ingenieure ohne Grenzen“ ist viel mehr als eine reine Technikgruppe. Neben der ingenieurwissenschaftlichen Arbeit gibt es auch zahlreiche organisatorische und kommunikative Aufgaben. Die Hochschulgruppe ist in verschiedene Teams unterteilt, die sich auf bestimmte Bereiche spezialisieren. So gibt es neben den Projektgruppen, die sich um die praktische Umsetzung der Projekte kümmern, auch Teams für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising, interne Organisation sowie Bildungs- und Inlandsarbeit (BILA). Das „BILA“-Team organisiert Workshops und Projekttage an Schulen und für Geflüchtete, um ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und technische Lösungen zu schaffen. Das „PR/FR“-Team hingegen spielt eine wichtige Rolle, da es für die Öffentlichkeitsarbeit und das Fundraising zuständig ist. Es werden regelmäßig Infostände organisiert, beispielsweise bei der Kontaktmesse Konaktiva oder dem Nikolauslauf des Hochschulsportzentrums, um neue Mitglieder zu gewinnen und Spenden für die Projekte zu sammeln. „Ingenieure ohne Grenzen“ greift auf rund 4.500 Fördermitglieder, private Spenden, Stiftungen und Unternehmensspenden zurück. Besonders aktiv ist die Gruppe bei Fundraising-Veranstaltungen wie dem #run4water, ein Spendenlauf, bei dem Spenden für Wasserprojekte gesammelt werden. Die benötigten Materialien für Projekte werden oft durch diese Spenden finanziert und von den Mitgliedern beschafft.

Vielfältig und Herzlich

Die Arbeit bei „Ingenieure ohne Grenzen“ ist ehrenamtlich und lebt vom Engagement der Mitglieder. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich – jede und jeder, der sich motiviert und engagiert einbringen möchte, ist herzlich willkommen. „Man muss kein Überflieger sein, um bei uns mitzumachen“, betont Psychologiestudentin Lena, „Wir freuen uns über jede Person, die sich engagieren möchte – egal ob Studierende, Berufstätige oder Rentner*innen.“

Besonders wertvoll sind Fähigkeiten wie interkulturelle Kommunikation und Interesse an interdisziplinärer Zusammenarbeit. Maschinenbaustudentin Sophie hebt hervor: „Der Austausch mit anderen Fachrichtungen und Kulturen macht das Ehrenamt besonders bereichernd. Man bringt nicht nur eigenes Wissen ein, sondern lernt auch viel Neues durch die Perspektiven der anderen.“ Der Gruppe ist es wichtig, dass sich die Mitglieder wohlfühlen und ihre Stärken einbringen können. Neben der Projektarbeit gibt es regelmäßige Teamevents wie gemeinsame Wanderungen oder Kanutouren, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Zweimal im Jahr findet zudem ein Regionalgruppen-Wochenende im Odenwald statt, bei dem intensiv an den Projekten gearbeitet und das Teambuilding gefördert wird.

Mitmachen und Kontakt

Die Hochschulgruppe freut sich immer über neue Mitglieder und Unterstützer*innen. Regelmäßige Treffen finden jeden Dienstag um 19:30 Uhr im Hochschulgruppenhaus der TU Darmstadt statt. Interessierte können gerne an einem der Infotreffen teilnehmen, um die Gruppe und ihre Arbeit besser kennenzulernen.

Für diejenigen, die sich nicht aktiv beteiligen können, gibt es auch die Möglichkeit, die Arbeit der Gruppe finanziell zu unterstützen, sei es durch eine Fördermitgliedschaft oder eine direkte Spende.

Das nächste Info-Treffen findet am 28. Oktober um 19 Uhr im Alten Hauptgebäude der TU Darmstadt statt. Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es unter der E-Mail-Adresse: