Mit Präzision ins Weltall

Rapid-Team der TU Darmstadt nimmt erfolgreich an Raketenwettbewerb teil

06.11.2024

Die Hochschulgruppe TU Darmstadt Space Technology e.V. (TUDSaT e.V.) hat mit ihrer Rakete „FRoDO-M“ beim Wettbewerb European Rocketry Challenge (EuRoC) ein außergewöhnliches Debüt hingelegt. Bei der Veranstaltung, die im portugiesischen Ponte de Sor Studierendenteams aus ganz Europa zusammenbrachte, sicherte sich die Darmstädter Gruppe mit ihrer präzisen Flugleistung in der Kategorie „Drei Kilometer mit kommerziellem Raketenmotor“ den dritten Platz unter 26 teilnehmenden Teams.

Die eigens entwickelte Rakete „FRoDO-M“ („Fantastic Rocket of Darmstadt Origin“) hob nach rund zwei Jahren intensiver Entwicklungsarbeit am 12. Oktober 2024 vom Startplatz in Santa Margarida ab. Das Team erzielte mit einer Flughöhe von 2.993,7 Metern ein nahezu perfektes Ergebnis und stellte in der Zielhöhe von 3.000 Metern sogar einen Annäherungsrekord auf. Projektleiter Jonas Klein sagte: „Wir sind stolz darauf, unsere erste große Raketenserie ‚FroDO‘ mit dem Start der ‚FRoDO-M' in Portugal zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Dann noch den dritten Platz zu belegen, ist ein tolles Ergebnis und eine Belohnung für die harte Arbeit der letzten Monate.“

Technologische Meilensteine und internationale Zusammenarbeit

Die beeindruckende Präzision der „FRoDO-M“ wurde durch den Einsatz eines selbst entwickelten Höhenkontrollsystems ermöglicht. Mit insgesamt sechs Düsen kann die Rakete so ihre Höhe sowohl nach oben als auch nach unten präzise steuern. Bei einem Druck von 300 Bar kann das System einen Schub von bis zu 15 Newton erzeugen und die Höhe um bis zu 50 Meter beeinflussen. Die „FRoDO-M“ ist die dritte und letzte Rakete der „FRoDO-Familie“ und vereint das gesamte technische Know-how und die Erfahrungen aus den vorherigen Entwicklungen und Starts.

Short: Start gefilmt aus dem Inneren der Rakete (Quelle: TUDSaT)

Neben technischen Erfolgen förderte der Start der Rakete auch die internationale Zusammenarbeit: Gleich vier Partner konnten ihre Nutzlasten an Bord der „FRoDO-M“ testen. Dazu zählten das französische Team Air-ESIEA, das einen neuen Flight-Computer erprobte, und das Schweizer EPFL-Team, das unter den hohen Beschleunigungskräften des Raketenflugs experimentierte. Ein weiteres Highlight war die Beteiligung einer Schülergruppe des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums in Bad Homburg, die mit ihrer eigenen Nutzlast am Projekt teilnahm.

Herausforderungen und Perspektiven

Obwohl der Raketenstart ein voller Erfolg war, zeigte der Flug auch Verbesserungspotenzial: Ein technischer Fehler führte dazu, dass sich der Hauptfallschirm der „FRoDO-M“ frühzeitig öffnete und die Rakete dadurch ihre Spitze verlor. Trotz dieses Zwischenfalls landete die Rakete sanft und konnte – abgesehen von der fehlenden Spitze – unbeschädigt geborgen werden. „Solche Fehler passieren”, sagte Klein. “Wichtig ist, daraus zu lernen, um Ähnliches in der Zukunft zu vermeiden.“

Auch technisch setzte das Team ein Ausrufezeichen: Neben den LEDs, die die Rakete bei Nachtstarts gut sichtbar machten, experimentierte das Team mit Dehnungsmesstreifen, um aerodynamische Belastungen zu messen. Zudem setzte es Platinen als Kern der Finnen ein – eine kreative Lösung, die bei der EuRoC großes Interesse weckte.

Die erfolgreiche Teilnahme an der EuRoC 2024 Mitte Oktober war für das Rapid-Team eine wichtige Etappe auf dem Weg zur weiteren Professionalisierung. Die Studierenden der TU Darmstadt knüpften in Portugal wertvolle Kontakte zu europäischen Raumfahrtteams und gewannen neue Erkenntnisse, die den weiteren Ausbau der eigenen Raketentechnologie vorantreiben werden. Langfristig strebt das Rapid-Team die Entwicklung eigener Antriebssysteme an – eine ambitionierte Vision, die die TU Darmstadt als innovativen Raumfahrtstandort weiter profilieren soll.

Über TUDSaT e.V.

TUDSaT e.V. ist eine gemeinnützige Hochschulgruppe an der TU Darmstadt, die sich seit 2016 der Forschung und Entwicklung im Bereich der Raumfahrt widmet. Sie verfolgt das Ziel, Studierende für die Raumfahrt zu begeistern, technische Kompetenzen zu fördern und innovative Lösungen für Herausforderungen in der Raumfahrttechnik zu entwickeln. Durch enge Kooperationen mit Partnern aus Industrie und Forschung stärkt sie die internationale Vernetzung und den Austausch innerhalb der europäischen Raumfahrtgemeinschaft. Die Gruppe besteht aus zwei Teams:

  • Rapid-Team: Dieses Team konzentriert sich auf die Konstruktion und den Test von Raketen. Ziel ist es, innovative Raketentechnologien zu entwickeln und Studierenden die Möglichkeit zu geben, praktische Erfahrungen im Raketenbau zu sammeln. Das Rapid-Team („Rocketry and Propulsion in Darmstadt“) nimmt regelmäßig an internationalen Wettbewerben teil, um sich mit anderen Hochschulgruppen zu messen.
  • TRACE-Team: Das TRACE-Team („TU Darmstadt Research Cubesat for Education“) arbeitet an der Entwicklung eines Satelliten, der verschiedene Aspekte der Weltraumsicherheit demonstrieren soll. Dieses Projekt bietet den Mitgliedern die Möglichkeit, Kenntnisse in Satellitentechnologie und Raumfahrtanwendungen zu vertiefen.