Engagiert, reflektiert, praxisnah: Athene-Preise verliehen

Tutor:innen, Lehrende und studentische Initiativen mit Vorbildcharakter ausgezeichnet

2025/11/20

An der TU Darmstadt sind am gestrigen Mittwoch (19.) die „Athene-Preise für gute Lehre“ verliehen worden. Seit 2010 würdigt die Carlo und Karin Giersch-Stiftung mit der Auszeichnung das besondere Engagement von Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationseinheiten in der Lehre. Die Preise sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert. Überreicht werden sie traditionell im Anschluss an den „Tag der Lehre“, der jährlich stattfindet und in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Zukunftskompetenzen in der Lehre“ stand.

Hauptpreis

Mit dem Hauptpreis wurden die Studierenden Jonas Bingel und Deborah Gradl vom Fachbereich Informatik ausgezeichnet. Stephan Rapp (links), Geschäftsführer der Stiftung Giersch, übergab zusammen mit Präsidentin Tanja Brühl und Vizepräsient Heribert Warzecha die Auszeichnung.
Mit dem Hauptpreis wurden die Studierenden Jonas Bingel und Deborah Gradl vom Fachbereich Informatik ausgezeichnet. Stephan Rapp (links), Geschäftsführer der Stiftung Giersch, übergab zusammen mit Präsidentin Tanja Brühl und Vizepräsient Heribert Warzecha die Auszeichnung.

Mit dem Hauptpreis für Gute Lehre ehrt die TU Darmstadt in diesem Jahr die Studierenden Jonas Bingel und Deborah Gradl vom Fachbereich Informatik für ihr Engagement in der Gestaltung einer interaktiven Hörsaalübung sowie der Konzeption und Durchführung eines Klausurvorbereitungskurses. Beide sind als Tutor:innen tätig und haben weit über ihre regulären Aufgaben hinaus neue Lehrformate etabliert. Besonders prägend ist ihre gemeinsam entwickelte Hörsaalübung für das Modul Mathematik II. Die wöchentlichen Veranstaltungen, an denen regelmäßig mehr als 100 Studierende teilnehmen, sind interaktiv gestaltet, orientieren sich eng am Lernstand der Teilnehmenden und setzen digitale Tools wie Kahoot und GeoGebra gezielt ein. Die Präsentationen sind strukturiert, anschaulich und regen zum selbstständigen Arbeiten an. In der Nachbereitung geben beide individuelles Feedback und analysieren typische Fehler. Ihre Rückmeldungen fließen kontinuierlich in die Überarbeitung der Übungsblätter und des Skripts ein – ein Beitrag, der die Lehre langfristig prägt.

Neben den Übungen organisieren Bingel und Gradl auch einen umfassenden Klausurvorbereitungskurs für Mathematik I – komplett in Eigeninitiative und außerhalb ihrer regulären Tutorenverpflichtung. An dem dreitägigen Kurs nahmen mehr als 230 Studierende teil und schrieben unter anderem eine selbst konzipierte Probeklausur unter realistischen Bedingungen. Der organisatorische Aufwand – von der Raumplanung bis zur Materialerstellung – lag vollständig in den Händen der beiden ausgezeichneten Tutor:innen.

In wöchentlichen Besprechungen bringen sie Vorschläge zur Weiterentwicklung der Lehre ein. Sie analysieren Aufgabenformate, geben Hinweise zur Skriptgestaltung und schlagen Anpassungen an die Bedürfnisse der Studierenden vor. Ihr Engagement hat spürbar die Motivation und das Lernverhalten der Teilnehmenden verbessert – etwa die Hälfte aller Studierenden des Moduls Mathematik II für Informatik besucht zusätzlich die freiwillige Hörsaalübung.

Auch ihre Materialien zeigen Wirkung über das eigene Tutorium hinaus: Andere Tutor:innen greifen inzwischen auf ihre interaktiven Formate zurück. Positive Rückmeldungen belegen, dass diese Impulse das gesamte Lehrangebot bereichern. „Besonders beeindruckt hat mich, wie viel Leidenschaft in der Gestaltung des Klausurvorbereitungskurses und der Hörsaalübungen stecken. Man merkt, dass Deborah und Jonas mit Herzblut dabei sind“, so das Feedback eines Studenten. „Die von ihnen erstellten kompakten Zusammenfassungen sind praktisch, um nochmal Stoff nachzuholen, wenn man mal etwas nicht sofort verstanden hat. Die Hörsaalübung ist einfach eine klasse Unterstützung für alle Studierenden, und ihr Engagement geht weit über das hinaus, was man in anderen Fächern und Übungen erwarten würde.“

Der Hauptpreis für Gute Lehre ist mit 5.000 Euro dotiert.

Sonderpreis Digitale Lehre

Sonderpreis Digitale Lehre: Professor Joachim Enders, Fachbereich Physik
Sonderpreis Digitale Lehre: Professor Joachim Enders, Fachbereich Physik

Joachim Enders, Professor am Fachbereich Physik, erhält den mit 5.000 Euro dotierten Sonderpreis für digitale Lehre. Über mehrere Semester hinweg hat er ein hybrides Lehrkonzept entwickelt, das den unterschiedlichen Bedürfnissen der Studierenden Rechnung trägt. Sein Ansatz kombiniert aufgezeichnete Vorlesungsvideos mit Präsenzformaten und interaktiven Elementen. In den Präsenzsitzungen werden gezielt offene Fragen geklärt und Experimente demonstriert – ein echter Mehrwert gegenüber rein digitalen Formaten. Gleichzeitig ermöglicht ein Livestream die Teilnahme auch aus der Ferne. Mit digitalen Tools wie PINGO-Umfragen, digitalen Skripten und zusätzlichem Selbstlernmaterial schafft Enders ein inklusives Lernumfeld. Das Feedback der Studierenden bestätigt den Erfolg dieses Ansatzes. Enders erzielt herausragende Evaluationsergebnisse, die Studierenden loben sein Engagement und die klare Struktur der Lehrveranstaltung. Enders’ kontinuierlicher Einsatz zur Verbesserung digitaler Lehre stärkt nicht nur den Studienerfolg, sondern auch die Qualität der Lehre insgesamt.

Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre

Professorin Nina Janich nahm den Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre für Dr. Lisa Rhein entgegen.
Professorin Nina Janich nahm den Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre für Dr. Lisa Rhein entgegen.

Dr.‘in Lisa Rhein, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften wird für ihr Seminar „Corona im Rückspiegel – Wissenschaftskommunikation in den Medien“ mit dem Sonderpreis für interdisziplinäre Lehre ausgezeichnet. Im Wintersemester 2024/25 brachte sie Studierende aus zehn Fächern zusammen, um über Rollen, Diskurse und Vermittlungsstrategien von Wissenschaft während der Pandemie zu reflektieren. Das Seminar verband Theorie und Praxis: In World-Café-Formaten und vertiefenden Sitzungen diskutierten die Teilnehmenden Erkenntnisse zur Corona-Wissenschaftskommunikation und Wissenskonstitution. Den Abschluss bildete ein von den Studierenden organisiertes Mini-Symposium mit Fishbowl-Diskussion. Prominenter Gast war Dr. Cihan Çelik vom Klinikum Darmstadt, der während der COVID-19-Pandemie als medizinischer Experte und Wissenschafts-Kommunikator große Bekanntheit erlangte. Das Seminar regte zur Reflexion über fachliche Identitäten und den gesellschaftlichen Beitrag einzelner Disziplinen an, förderte interdisziplinäres Denken und forschendes Lernen und zeigte, dass die Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen auf Interdisziplinarität und Kooperation angewiesen ist. Der Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre ist mit 5.000 Euro dotiert.

Sonderpreis Gender- und Diversity-sensible Lehre

Sonderpreis für Gender- und Diversity-sensible Lehre: wissenschaftliche Mitarbeiterin und dezentrale Gleichstellungsbeauftragte Johanna Moraweg und die Studierendeninitiative „gloss“.
Sonderpreis für Gender- und Diversity-sensible Lehre: wissenschaftliche Mitarbeiterin und dezentrale Gleichstellungsbeauftragte Johanna Moraweg und die Studierendeninitiative „gloss“.

Der Sonderpreis für Gender- und Diversity-sensible Lehre geht an die wissenschaftliche Mitarbeiterin und dezentrale Gleichstellungsbeauftragte Johanna Moraweg und die Studierendeninitiative „gloss“ (group lab of social sustainability: Hannah Buick, Meret Goldstein, Sarah Knechtel, Eva Rosalia Neveril, Marlène Souche, Pauline Tonn, Julia Margert, Bea Engelmann und Hannah Gerules) am Fachbereich Architektur. Mit dem Seminar „Feminist city ft.gloss“ schufen sie einen Raum für die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Gender- und Diversity-Aspekte die Stadt- und Raumplanung prägen. Im Zentrum stand die kritische Reflexion des gebauten Raums aus intersektionaler Perspektive – angeregt durch theoretische Impulse aus Werken wie „Feminist City“ und „Gendergerechte Stadtentwicklung“.

Das Seminar verband Gleichstellungsarbeit, studentisches Engagement und universitäre Lehre. Die Studierenden gestalteten eine Ausstellung im Rahmen des Festivals „Women in Architecture“, in der sie feministische Perspektiven sichtbar machten. Organisatorisch förderte das Format Offenheit und Selbstwirksamkeit, folgte flexiblen Formaten und bot Freiräume abseits formaler Leistungserwartungen. Der Sonderpreis ist mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden.

Die Fachbereichspreise sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wurden:

sip