Arbeitsalltag im Kittler Student Center
Studentische Hilfskräfte spiegeln mit ihrer Internationalität Vielfalt wider
05.11.2013 von Eva Keller
Bücher alleine bringen einen nicht durchs Studium. Wichtig sind Lerngruppen und höhere Semester, die man um Rat fragen kann. Das Kittler Student Center (KSC) am Fachbereich Elektrotechnik und Kommunikationstechnik reagiert auf diese Bedürfnisse – mit einem sehr internationalen HiWi-Team.
Als Nadhem Manaa an die TU Darmstadt kam, führte ihn einer seiner ersten Wege in das Kittler Student Center in der Merckstraße. Er brauchte Literatur für sein Studium der Elektro- und Informationstechnik. Vor allem aber war er auf der Suche nach Kommilitonen, mit denen er gemeinsam lernen konnte. Beides fand er im KSC. Denn das möchte mehr sein als eine Fachbereichsbibliothek.
Es versteht sich als Lernzentrum, in dem die Studierenden sowohl fachliche Beratung als auch persönliche Ansprache finden. Das ist hilfreich für Studierende wie Manaa, der 2008 aus Mahdia in Tunesien nach Darmstadt kam. Und es ist wichtig für den Fachbereich, dessen Studentenschaft so international ist wie an keinem anderen Fachbereich der TU.
Wo finde ich das Skript zur Vorlesung? Wie funktioniert TUCaN? Welches Lehrbuch hat sich für welches Thema bewährt? Worauf kommt es bei der Hausarbeit an? Das sind typische Fragen der Studierenden, „die wir gerne auch in der gemeinsamen Sprache beantworten, weil das oft einfacher ist“, sagt Simon Rossum, dessen Familie aus Eritrea nach Deutschland zugewandert ist.
Gutes Arbeitsklima und Begegnung auf Augenhöhe
Rossum ist einer von zehn studentischen Hilfskräften am KSC. Bibliothekar Holger Bergmann hat sein HiWi-Team so gebildet, dass es die Vielfalt der Nutzer widerspiegelt: China, Kamerun, Tunesien, Eritrea, Griechenland und Pakistan sind einige der Herkunftsländer der HiWis oder ihrer Eltern. Außerdem stammen die HiWis aus den verschiedenen Studienrichtungen am Fachbereich sowie interdisziplinären Studiengängen wie Mechatronik oder Wirtschaftsingenieurwesen.
„Unsere Stärke ist, dass wir so unterschiedlich sind“, sagt Said Emadi, seit fast drei Jahren studentische Hilfskraft – und damit spielt er auch auf die Charaktere an. Vom ersten Studientag an hat dem Offenbacher mit den afghanischen Wurzeln der persönliche und freundliche Umgangston im KSC gefallen, „und dass man sich hier auf Augenhöhe begegnet“.
Studierende helfen Studierenden: Dass die Grenzen verschwimmen zwischen jenen, die beraten, und jenen, die Beratung suchen, ist gewollt. Und es ist das Erfolgsgeheimnis des KSC. Übrigens bekommt man hier manchmal auch einen Rat zum Umgang mit Behörden. Einen Kontakt für ein Praktikum. Oder einen Tipp für das beste Fitnessstudio in der Stadt. So ganz nebenbei. „Meine HiWis leisten eine Arbeit, die wir Bibliothekare nicht leisten können“, stellt Holger Bergmann fest. Eine klare Arbeitsteilung: Bergmann koordiniert Verträge, Dienstpläne und Arbeitszeiten, wählt Bücher aus, bestellt und katalogisiert.
Rat und Hilfe zu jeder Zeit
Auch für die Literaturauswahl empfindet er die HiWis und den Kontakt zu den Studierenden vor Ort als Bereicherung, „weil sie wissen, welche Bücher gerade aktuell sind, in einer Vorlesung empfohlen wurden oder sich beim Lernen bewährt haben.“ Laut Dienstplan ist immer nur ein HiWi im KSC präsent. „Aber weil wir sowieso meist alle zum Lernen hier sind, finden die Studierenden aus den unterschiedlichen Fachgebieten eigentlich immer Rat und Hilfe“, sagt Dimitris Mavroudis, Deutsch- Grieche im Team. Notfalls werden Handy, E-Mails oder Facebook genutzt, um HiWi-Kollegen und Holger Bergmann zu erreichen.
Die KSC-HiWis fühlen sich fast wie eine Familie. Nur konsequent also, dass immer dann, wenn ein Platz im Team frei wird, die Neubesetzung in der Gruppe besprochen wird. Einer der Studienanfänger, dem Rossum, Emadi und Mavroudis einst erste Orientierung im Uni-Alltag gaben, ist heute übrigens ihr Kollege: Nadhem Manaa. Und die Kommilitonen aus Manaas erster Lerngruppe – die sind noch heute seine engsten Freunde