Das Maschinenhaus der TU Darmstadt – eine Bauchronik

08.02.2013

1904

Das Maschinenhaus entsteht im Zuge der großzügigen Erweiterung des alten Hauptgebäudes. Es ersetzt das erste Maschinenhaus der TU Darmstadt, das 1895 in Betrieb genommen worden war.

Architekt des Maschinenhauses ist Georg Wickop, seit 1895 Professor für Baukunst an der TH Darmstadt und von 1899 bis 1904 Dekan der Architektur-Abteilung. Wickop entwarf für das Maschinenhaus eine Eisenkonstruktion aus genieteten Sichelfachwerkbindern, die eine für die damalige Zeit äußerst hohe Spannweite von 18 Metern aufweisen.

Das Maschinenhaus beherbergt mit der ersten vielstufigen Dampfturbine die modernste Anlage seiner Zeit in Europa. Neben der Maschinenhalle finden im nördlichen Anbau (Rotunde zum Kantplatz) ein Hörsaal sowie Dozenten- und Assistentenzimmer Platz, im südlichen Anbau gibt es Werkstätten und eine Wohnung für den Werksmeister, im westlichen Anbau Experimental- und Werkstatthallen.

Die Plastik „Helios mit Strahlenkranz“, die sich an der Giebelwand zum Kantplatz befindet, stammt vom Bildhauer Augusto Varnesi, von 1895-1933 Professor für dekorative Kunst an der TH Darmstadt.

Bildergalerie

1944-45

Im Krieg werden die ursprüngliche Dachkonstruktion und der südliche Anbau mit der Werksmeisterwohnung und den Werkstätten zerstört. Während das Dach später in vereinfachter Form wieder aufgebaut wird, bleibt im Süden zunächst eine freie Giebelwand.

1955-61

Das Kraftwerk wird an der südlichen Giebelwand mit einem Kesselhaus erweitert.

1963

Bei Wartungsarbeiten entsteht im Maschinenhaus ein Großbrand, der das Dach und die gesamte Dachkonstruktion zerstört. Die Kraftwerks-Maschinen bleiben verschont, da sie für die Wartungsarbeiten abgedeckt sind. Das Dach wird mit Beton-Fertigteil-Bindern und Beton-Fertigteil-Winkelplatten wiederaufgebaut, die im Betonwerk des „Darmstädter Bausystems“ auf der Lichtwiese vorgefertigt werden.

2001

Mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks Lichtwiese hat die Maschinenhalle als Kraftwerk ausgedient und wird außer Betrieb genommen. Der 80 Meter hohe, das Darmstädter Stadtbild prägende Schornstein wird demontiert. Bis heute dient die Maschinenhalle jedoch als Verteilstation für Fernwärme, Strom/Starkstrom, EDV, Telefon und Gebäudeleittechnik.

2003-04

Die Kraftwerksbestandteile in der Halle werden demontiert.

2006-07

Das südlich angrenzende Kesselhaus wird demontiert, um Platz für den Neubau der Universitäts- und Landesbibliothek zu schaffen.

2010-11

Die TU Darmstadt entwickelt ein Konzept für die weitere Nutzung der Maschinenhalle. Der Umbau ist herausfordernd: Der Keller und ein Drittel des Hallenbaus beherbergen gewachsene technische Infrastruktur, die den Campus Stadtmitte versorgt und auch während des Umbaus nicht unterbrochen werden darf.

2011-13

2011 beginnt der Umbau des Maschinenhauses mit den Demontage- und Entkernungsarbeiten. Im Anschluss erfolgen nach Planung und Bauleitung von K+H Architekten und Generalplaner GmbH der Bau von Seminarräumen und einem Hörsaal sowie eine energetische und denkmalpflegerische Sanierung.

2012-13

Die Seminarräume werden angesichts der hohen Studierendenzahlen bereits zum Wintersemester 2012/13 fertig gestellt und in Betrieb genommen. Am 08.02.2013 wird nach Fertigstellung die Wiedereröffnung gefeiert. Das Gebäude umfasst drei große Seminarräume sowie einen Hörsaal mit 372 Plätzen. Neben universitären Nutzungen soll das historische Maschinenhaus mit Veranstaltungen wie Vorträgen, Präsentationen und Ausstellungen auch für die Öffentlichkeit geöffnet sein.