Das Unwort des Jahres 2012 lautet „Opfer-Abo“
Bekanntgabe des Unwortes zum zweiten Mal an der TU Darmstadt
15.01.2013 von pb
Nina Janich, TU-Professorin für germanistische Sprachwissenschaft und Jury-Sprecherin, verkündete am 15.01.2013 an der TU Darmstadt das Unwort des Jahres 2012. Es geht auf eine Äußerung von Jörg Kachelmann zurück, der Frauen in Interviews ein „Opfer-Abo“ unterstellt hatte.
Die wählt seit 1991 jährlich einen Begriff aus, der in der öffentlichen Kommunikation besonders stark gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstößt. Mit der Wahl möchte die Unwort-Aktion das Augenmerk auf einen bestimmten Sprachgebrauch im öffentlichen Kontext lenken, um dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung kritisch zu fördern. sprachkritische Aktion „Unwort des Jahres“
Der Wettermoderator Jörg Kachelmann sprach im Herbst 2012 in mehreren Interviews davon, dass Frauen in der Gesellschaft ein „Opfer-Abo“ hätten. Mit diesem könnten sie ihre Interessen in Form von Falschbeschuldigungen – unter anderem der Vergewaltigung – gegenüber Männern durchsetzen. Die sechsköpfige Jury entschied sich für „Opfer-Abo“, da dieses Wort Frauen in diesem Zusammenhang pauschal unter den Verdacht stelle, sexuelle Gewalt zu erfinden und somit selbst Täterinnen zu sein.
Die Jury hält das angesichts des dramatischen Tatbestands, dass nur 5-8 % der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen tatsächlich die Polizei einschalten, für sachlich grob unangemessen. Das Wort verstoße damit nicht zuletzt auch gegen die Menschenwürde der tatsächlichen Opfer. Neben „Opfer-Abo“ wählte die Jury zudem „Pleite-Griechen“ und „Lebensleistungsrente“ als weitere Unwörter für das Jahr 2012.
Jury arbeitet unabhängig, Vorschläge sind willkommen
Die Aktion „Unwort des Jahres“ ist unabhängig von Parteien oder Institutionen. Die Jury besteht aus vier Sprachwissenschaftlern, darunter die , und einem Journalisten. Sie wird jährlich wechselnd durch ein weiteres Mitglied aus dem Bereich des öffentlichen Kultur- und Medienbetriebes ergänzt, in diesem Jahr durch den Fernsehmoderator Ralph Caspers. Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Professorin Nina Janich
Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich an der Aktion beteiligen und Vorschläge einschicken. Die Jury erhielt 2241 Einsendungen. Insgesamt wurden 1019 verschiedene Wörter eingeschickt. Die häufigsten Einsendungen waren „Schlecker-Frauen“ (163), „Anschlussverwendung“ (125), „Moderne Tierhaltung“ (102), „Ehrensold“ (88) und „Lebensleistungsrente“ (40). Für die Wahl ist die Anzahl der Nennungen aber unerheblich.
Vorschläge für das Unwort 2013 können ab sofort jederzeit an die geschickt werden. Aktion „Unwort des Jahres“