„Campus Lichtwiese ist von entscheidender Bedeutung“

TU Darmstadt entwickelt in Kooperation mit Stadt bauliche Rahmenplanung

18.04.2013 von

Mit Hilfe eines städtebaulichen und landschaftsplanerischen Leitbildes möchten die TU Darmstadt und die Stadt Darmstadt den Standort Lichtwiese qualitativ weiterentwickeln. Dafür hat die TU in Kooperation mit der Stadt eine Rahmenplanung erarbeitet.

Die Rahmenplanung für den Standort Lichtwiese reicht perspektivisch bis zum Jahr 2050. Bild: Nikolaus Heiss

Die Rahmenplanung soll Grundlage sein für die weitere Entwicklung der Bau- und Freiflächen auf der Lichtwiese. Die TU hat die Planung in enger Abstimmung mit den städtischen Fachämtern und dem Dezernat von Stadträtin Brigitte Lindscheid erarbeitet. Die Rahmenplanung wurde auch dem Magistrat in der Sitzung am 17. April vorgestellt.

„Für die künftige Entwicklung der TU Darmstadt ist der Campus Lichtwiese von entscheidender Bedeutung“, hob TU-Kanzler Dr. Manfred Efinger hervor. „Die Lichtwiese ist der einzige der fünf TU-Standorte, an dem noch eine nennenswerte bauliche Erweiterung möglich ist“.

„Das Gelände der Lichtwiese am südöstlichen Stadtrand von Darmstadt hat eine bedeutende Funktion für die Stadtentwicklung. Zum einen ist hier ein wichtiger Standort für die Entwicklung der Technischen Universität; zum anderen ist die Lichtwiese Bestandteil eines hochwertigen Landschaftsraums und dient den Darmstädter Bürgerinnen und Bürgern als facettenreiches Freizeit- und Erholungsgebiet“, erläuterte Darmstadts Baudezernentin Brigitte Lindscheid.

Eine dynamische bauliche Entwicklung

Freiraumplan für den Standort Lichtwiese

Aus Sicht der Stadt Darmstadt trägt die Entwicklung der Universität erheblich zur Aufwertung des Standortes bei, auch dank des von der TU formulierten hohen städtebaulichen Anspruchs. In den vergangenen Jahren fand auf dem Campus Lichtwiese bereits eine dynamische bauliche Entwicklung statt.

Auch für die Zukunft ist mit einer Reihe von Bauvorhaben zu rechnen: mehrere Vorhaben sind in Planung, im Bau oder gerade fertig gestellt – so das Hörsaal- und Medienzentrum, mehrere Forschungsgebäude sowie der Bau eines Hochleistungsrechners. 2010 entstand auf dem Gelände eine Kindertagesstätte und an der Nieder-Ramstädter Straße wird derzeit ein großes Studentenwohnheim errichtet.

„Die jetzt fertig gestellte Rahmenplanung sichert die Verwirklichung unserer Ziele, nämlich einerseits die bauliche Entwicklung der TU Darmstadt zu ermöglichen und gleichzeitig die Freiraumqualität zu halten. Ich bin der TU Darmstadt sehr dankbar, dass sie so konstruktiv und mit qualitativ wertvoller Architektur gemeinsam mit uns an der Umsetzung der Ziele arbeitet“, ergänzte Stadträtin Lindscheid.

„Die perspektivisch bis zum Jahr 2050 reichende Rahmenplanung für die Lichtwiese bietet der TU Darmstadt langfristig Sicherheit, um ihre künftige Entwicklung bedarfsgerecht mit künftigen möglichen Bauvorhaben zu verzahnen“, sagte Kanzler Efinger. „Derzeit planen wir für die Lichtwiese keine größeren Gebäude.“

Ausbau der Verkehrsanbindung

Neben einem städtebaulichen Strukturkonzept bietet der Rahmenplan auch Aussagen zur verkehrlichen Anbindung. Ziel ist es, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren. Ein erster Schritt dahin war die Ausweitung der vorhandenen Busanbindung und eine neue Parkraumbewirtschaftung. Geplant ist der weitere Ausbau der Fuß- und Radwege. Angedacht ist die Einrichtung einer Straßenbahnanbindung: Der Themenplan Verkehr stellt dafür drei mögliche Trassen vor. Weitere Themen der Rahmenplanung sind die Freiraumplanung und die Nachhaltigkeit sowie Einzelpläne für die verschiedenen Fachgebiete.

Für die Lichtwiese gibt es keinen rechtskräftigen Bebauungsplan. Im seit 2006 geltenden Flächennutzungsplan wird die Abgrenzung der potentiellen Bauflächen von den Grünflächen festgelegt. Bereits im Jahr 2005 wurde eine 1. Planungswerkstatt durchgeführt, um die Anforderungen der TU Darmstadt und die städtebaulichen Ziele der Wissenschaftsstadt Darmstadt auszuloten. In der Folge wurde der Dialog fortgesetzt und mündete im Jahr 2011 in einer 2. Planungswerkstatt. Diese war Grundlage für die jetzt vorliegende Rahmenplanung.


Fragen an Baudezernent Thorsten Schmidt

Ein städtebauliches und landschaftsplanerisches Leitbild: Die TU Darmstadt hat in enger Abstimmung mit der Stadt eine Rahmenplanung erarbeitet für die weitere Entwicklung der Bau- und Freiflächen am Standort Lichtwiese. TU-Baudezernent Thorsten Schmidt spricht im Interview über das in der Planung formulierte Leitbild und die zukünftige Entwicklung des Campus Lichtwiese.

TU Darmstadt: Die TU und die Stadt Darmstadt haben gemeinsam eine Rahmenplanung für den Standort Lichtwiese erarbeitet. Wie lange hat es gedauert, diese Planung zu entwickeln und welche Schritte waren dazu notwendig?

Thorsten Schmidt: Die gerade vorgestellte Rahmenplanung ist das Ergebnis eines Planungsdialogs, der im November 2005 mit einer 3-tägigen, kompetent besetzten Planungswerkstatt gestartet wurde. Eingeflossen sind darüber hinaus das Ergebnis des Wettbewerbs zum Hörsaal- und Medienzentrum aus dem Jahr 2009, der in seiner ersten Wettbewerbsphase auch ein städtebaulicher Wettbewerb für den inneren Bereich der Lichtwiese war, eine weitere Planungswerkstatt im Jahr 2011 sowie die konkreteren Überlegungen der Stadt Darmstadt für eine Straßenbahnanbindung aus dem letzten Jahr.

Wieso war es notwendig, eine Rahmenplanung für die Lichtwiese zu erarbeiten?

Die weitere Bebaubarkeit auf der Lichtwiese wird bisher nur durch einen Flächennutzungsplan geregelt, der 1/3 der TU-Grundstückfläche zur „Sonderbaufläche TU“ erklärt. Wie eine mögliche Bebauung innerhalb dieser farblich gekennzeichneten „Sonderbaufläche“ aussieht, musste bisher von der Stadt im Rahmen des jeweiligen Baugenehmigungsverfahrens mangels Bebauungsplan von Fall zu Fall entschieden werden. Die Rahmenplanung konkretisiert diesen Bereich insgesamt und ermöglicht, zukünftige Projekte daran auszurichten.

Wie sieht das in der Rahmenplanung formulierte bauliche Leitbild aus?

Die Rahmenplanung formuliert Leitbilder für die Aspekte Städtebau, Freiraum, Verkehr und Nachhaltigkeit. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass das heute schon erkennbare Konzept der Fachbereichsquartiere um einen zentralen Bereich ausgebaut und gestärkt wird, in der Mitte ein „Campusplatz“ mit Aufenthaltsqualität entsteht, und an den Rändern der Quartiere klare Raumkanten zum Landschaftsraum geschaffen werden sollen.

Welche Auswirkungen hat die Rahmenplanung auf zukünftige Bauprojekte der TU am Standort Lichtwiese?

Nach dem die Neubauten in den letzten Jahren noch als Nachverdichtung innerhalb der bestehenden Struktur entwickelt werden konnten, haben wir mit der Rahmenplanung gemeinsam mit der Stadt auch eine Grundlage für zukünftige Projekte in den Randbereichen geschaffen. Letztlich erleichtert und beschleunigt dies, nachhaltige Standortentscheidungen treffen zu können.

Wie wird sich das Erscheinungsbild des Campus Lichtwiese in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verändern?

Ganz wesentlich wird eine neue Straßenbahntrasse mit einem Endhaltepunkt und Wendeschleife sein, deren Planung von der Stadt aktiv betrieben wird und hoffentlich gute Realisierungschancen hat. Ein großes Ziel für die nächsten Jahre ist in diesem Zusammenhang auch die Verbesserung und teilweise Neugestaltung der Wege und Außenanlagen, insbesondere in dem Bereich zwischen Mensa und dem neuen Hörsaal- und Medienzentrum. Es wird in Zukunft aber auch Neubauten in den Randbereichen geben. Unter anderem soll auch ein neuer Bereich Wohnen entstehen, und sich die Lichtwiese zu einem „echten“ und über den gesamten Tagesverlauf lebendigen Campus entwickeln.

Baudezernent Thorsten Schmidt. Bild: Chris Hartung
Baudezernent Thorsten Schmidt. Bild: Chris Hartung