Sehen, Stören, Siegen
Neue Ansätze in der Biomedizinischen Forschung
07.11.2013 von Heinrich Leonhardt / M. Cristina Cardoso
Darmstädter Wissenschaftlern um Professorin M. Cristina Cardoso ist es erstmals gelungen Proteininteraktionen in lebenden Zellen sichtbar zu machen und gezielt zu stören. Damit ergeben sich völlig neuartige Möglichkeiten um zelluläre Prozesse zu steuern und neuartige, medizinische Wirkstoffe zu entwickeln.
Sämtliche Prozesse in unserem Körper werden von Proteinen, den sogenannten Eiweißen, ausgeführt und gesteuert. Proteine handeln jedoch selten allein sondern kooperieren und regulieren sich gegenseitig. So werden Bewegung, Transport, Stoffwechsel, Wachstum und Kommunikation durch komplizierte Netzwerke von Proteininteraktionen reguliert. Für ein Verständnis dieser biologischen Prozesse sowie der Entstehung von Krankheiten ist es daher wichtig herauszufinden, wer mit wem interagiert.
Die hat jetzt eine Technologie entwickelt, mit der Proteininteraktionen in lebenden Zellen sichtbar gemacht und untersucht werden können. „Der Reiz dieser Technologie liegt in der Einfachheit“, betont Cardoso. „Diese Methode kann leicht automatisiert werden und ist damit für die Hochdurchsatzsuche nach neuen medizinischen Wirkstoffen geeignet.“ So konnten die Wissenschaftler in lebenden Zellen die Wirkung von Nutlin, einem neuartigen Krebsmedikaments, live auf ihren Bildschirmen verfolgen. Arbeitsgruppe von Professorin Cardoso
Bislang ist die Entwicklung solcher Wirkstoffe sehr aufwendig und häufig müssen dazu mehrere Millionen Kandidaten getestet werden. Die Wissenschaftler um Cardoso haben jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem hochspezifische Eiweißfragmente in die Zellen eingeschleust werden können und so gezielt einzelne Protein-interaktionen gestört werden können. Mit dieser Methode konnte die Arbeitsgruppe gezielt das Tumorsuppressorprotein p53, das die Entstehung von Tumoren verhindert, aktivieren und stärken.
Mit dieser neuen Technologie ergeben sich jetzt völlig neuartige Möglichkeiten biologische Prozesse gezielt zu steuern und bei Krankheiten therapeutisch einzugreifen, sagt Professor Henry D. Herce. Zusammen mit ihren Kooperationspartnern, der Arbeitsgruppe von , wollen die Darmstädter Wissenschaftler jetzt diese Technologie weiterentwickeln und neue Wirkstoffe suchen. Prof. Leonhardt von der Ludwig-Maximilians-Universität in München