Abenteuer für einen guten Zweck

TU-Studierende bringen Bildungsmaterial nach Marokko

17.12.2013 von

Im Februar geht’s endlich los: Vier Maschinenbau-Studenten der TU Darmstadt nehmen an der Rallye Renault 4L Trophy teil und fahren für diesen guten Zweck in zwei restaurierten Renaults R4 von Darmstadt über Paris nach Marrakesch. Der aufreibendste Part dieser Aufgabe liegt jedoch bereits hinter ihnen – beinahe …

Startklar für die Rallye: Die beiden Renaults R4 des Darmstädter Teams R4D4 warten auf den Start. Bild: R4D4 Darmstadt

Die Idee, bei der Renault 4L Trophy mitzufahren, um auf fehlende Bildungsmaterialien und Nahrungsmittel in Marokko aufmerksam zu machen, kam Paul Felber beim Lesen eines Berichts über ein teilnehmendes Team. Während eines Urlaubs mit seinen Kommilitonen Clemens Bugiel, Martin Legleitner und Patrick Otto vor zwei Jahren entwickelte sich diese Idee zu einem gemeinsamen Wunsch – auch zum Ausgleich neben dem eher theoretischen Studium.

Als Patrick Otto zufällig im Hinterhof einer Lackiererei einen angerosteten, moosbewachsenen vormals roten R4 entdeckte stand die Entscheidung endgültig fest: „Im nächsten Jahr sind wir dabei!“ Kurz danach erstanden die vier Studenten einen weiteren, weißen R4 von einem Renault-Fan, den Sie über das Internet gefunden hatten.

Hindernisse erschweren die Teilnahme

Vor der Teilnahme galt es für das frischgebackene Team „R4D4“ jedoch eine Reihe von Hürden zu bewältigen. Die vernachlässigten Oldtimer mussten fahrtüchtig gemacht werden. Und viele der Reparaturen waren auch für den technikbegeisterten Paul Felber eine Premiere. Unterstützung fanden Sie hierbei bei der Akademischen Kraftfahrgruppe Darmstadt e.V. (Akakraft), deren Werkstatt sie nutzen durften.

Leider fehlten dem Team relevante Ersatzteile und der anvisierte Starttermin im Februar 2013 rückte bedrohlich näher. Neue Hoffnung brachte da ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk: „Eine Woche vor Weihnachten überraschte uns unser Sponsor, das Autohaus Weil aus Friedrichsdorf, mit einer großen Kiste voller originalen und neuen Renault 4-Ersatzteilen, von Radlagern über ganze Kupplungen bis hin zur Seitenscheibe“, so Patrick Otto.

Unter Hochdruck machten sich die vier ans Werk, doch die verbleibende Zeit war zu knapp, die R4s für die 7.000 km lange Strecke zu rüsten und auch um die notwendige finanzielle Unterstützung einzuwerben. Denn zu den Kosten für Instandsetzung und Unterhalt der Fahrzeuge kommt eine Anmeldegebühr von 3.100 € pro Fahrzeug sowie das Benzin, insgesamt rund 17.200 Euro.

Die Entscheidung, die Teilnahme an der Rallye zu vertragen war hart, zumal das Team Angst hatte, die bisherigen Sponsoren zu enttäuschen. Diese reagierten jedoch überraschend verständnisvoll. „Durch das Projekt haben wir gelernt, mit Rückschlägen umzugehen“, meint Felber heute rückblickend, „und ich denke dadurch ist das Projekt auch für uns selbst sehr wertvoll. Zudem haben wir so auch einen Ausgleich zu vielleicht anderen Rückschlägen im Leben und im Studium. Geholfen weiterzumachen hat sicherlich der Teamgeist, denn keiner von uns wollte die anderen enttäuschen und natürlich, dass es um eine gute Sache geht. Ich kann mir nicht auf die Fahne schreiben, anderen Menschen helfen zu wollen, und dann das Handtuch werfen, nur weil es bisschen schwer wird“.

Großer Einsatz lohnt sich

In der Werkstatt: Der weiße R4 wird wiederhergestellt. Bild: R4D4
In der Werkstatt: Der weiße R4 wird wiederhergestellt. Bild: R4D4

So blieb es auch 2013 spannend. Im Mai stellte der rote R4 seine 34 PS in einer „Hilfsaktion“ unter Beweis: Er schleppte einen Porsche zur nächsten Werkstatt. Derweil stand der weiße R4 jedoch mit defektem Motor bei der Akakraft und harrte auf Abarbeitung einer ganzen Liste von Reparaturen, nämlich „die Lenksäule mit aufgebohrtem Schloss austauschen, unser Sorgenkind, den Motor, zum Laufen kriegen oder durch einen im Winter günstig erstandenen Ersatzmotor tauschen, die verstopfte Spritleitung nebst Tank reinigen, einige wenige Roststellen behandeln und last but not least Umlackieren, um den ‚Weißen‘ zukünftig den ‚Orangenen‘ nennen zu können“, so Paul Felber. Seitdem fährt der Wagen zuverlässig und überzeugt auch optisch in Retro-Orange. Ein erster Lohn für all die Mühen waren große Augen beim TÜV: “Das ist ja ein Neuwagen”, staunte der TÜV-Prüfer, „da habt ihr echt gute Arbeit geleistet.”

Vom 13. bis 23. Februar 2014 möchte das Team „R4D4“ nun endlich dabei sein. Auch das Budget haben sie fast zusammen: nur 5.000 Euro fehlen noch, um bei der Renault 4L Trophy starten zu können. Diese sollen über Sponsoren eingeworben werden, die Werbeflächen auf den beiden Autos buchen können.