Industrie 4.0 praxisnah vermittelt
Neues Angebot für Unternehmen und Studierende in der Prozesslernfabrik
01.02.2016 von Kirsten Best/feu
TU Darmstadt und McKinsey zeigen in der Lernfabrik „CiP“, wie Digitale Produktion funktioniert. In Workshops zur „Industrie 4.0“ lernen Teilnehmer praxisnah in realem Produktionsumfeld.
Was hat die Datenbrille Google Glass mit Wartungsarbeiten zu tun? Wie kann es gelingen, dass Produktionsprozesse sich selbst verbessern? Wie lassen sich große Datenmengen in der Produktion besser nutzen? Antworten auf solche Fragen rund um Industrie 4.0 erhalten Produktionsverantwortliche aller Branchen und Studierende ab sofort in der Prozesslernfabrik an der TU Darmstadt.
In einem realen Produktionsumfeld wird den Teilnehmern praxisnah vermittelt, welche Veränderungen und Chancen die Digitalisierungswelle bringt. „Viele Unternehmen wissen zwar, dass Industrie 4.0 ihre Produktion und Prozesse verändern wird, haben aber kaum eine Vorstellung davon, was genau auf sie zukommt und welchen Nutzen sie daraus ziehen können“, sagt McKinsey-Berater Erhard Feige, der Klienten der Unternehmensberatung regelmäßig in der Lernfabrik trainiert.
Europas erste Lernfabrik auf einem Hochschulcampus
Die wurde als Europas erste Lernfabrik auf einem Hochschulcampus bereits 2007 eröffnet. Sie ist ein Kooperationsprojekt der TU Darmstadt und der Unternehmensberatung McKinsey & Company. An den Workshops nahmen bisher mehr als 2.000 Teilnehmer von über hundert Firmen teil. Prozesslernfabrik CiP (Center für industrielle Produktivität)
Das Besondere an der Lernfabrik: Teilnehmer trainieren auf 500 Quadratmetern in einem realen Produktionsumfeld, das eine komplette Wertschöpfungskette abbildet – von der spanenden Bearbeitung bis hin zu Montage, Test und Verpackung. Produziert wird ein voll funktionsfähiger pneumatischer Zylinder, wie er auch in der Industrie Einsatz findet. Darüber hinaus können Prozesse rund um die Produktion wie Auftragseingang, Produktionsplanung und -steuerung sowie Qualitätssicherung abgebildet werden.
Mitarbeiter, Führungskräfte und Studenten werden künftig in einem neu konzipierten und didaktisch aufbereiteten Curriculum Antworten speziell auf Fragen zu Industrie 4.0 erhalten. Dabei geht es zum Beispiel um das optimale Erfassen und Ablegen von Zustandsdaten eines Produktionsprozesses oder die bessere Abstimmung von Produkt- und Prozessdaten, um Abweichungen direkt zu erkennen. Voraussetzung für die Erweiterung der Prozesslernfabrik war das vom Hessischen Wirtschaftsministerium geförderte Projekt „Effiziente Fabrik 4.0“. In einem nächsten Schritt soll eines von bundesweit fünf Kompetenzzentren Mittelstand 4.0 in Darmstadt eingerichtet werden.
Dazu sagt Professor Joachim Metternich vom der TU Darmstadt: „Mit dieser Erweiterung unserer Lernfabrik können wir auch künftig Unternehmen und Studenten einen echten Mehrwert durch praxisorientierte, top-aktuelle Weiterbildung in den Schwerpunkten schlanke Produktion und Industrie 4.0 bieten. Die Zusammenarbeit mit einem starken Partner wie McKinsey ist dabei ein echter Glücksfall für uns.“ Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW)
Vielen Unternehmen fehle ein Wegweiser in die Digitalisierung ihrer Produktionsprozesse: „Es fehlt schlicht die Struktur einer methodischen Vorgehensweise.“ Daher wurde zusammen mit McKinsey ein Vorgehen entwickelt, wie sich die Potentiale der Digitalisierung individuell und systematisch erkennen, priorisieren und erschließen lassen. Damit können Unternehmen ihren idealen Weg in die digitale Produktionsära festlegen.