Das Klima muss stimmen

Die Ökonomin Carolin Bock lehrt eine optimistische Gründungskultur

04.10.2016 von

Seit Oktober 2015 hat Prof. Dr. Carolin Bock den neu geschaffenen Lehrstuhl für Gründungsmanagement am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften inne. Sie forscht zu Unternehmensgründungen und Gründungsfinanzierung. Und sie versucht, das gründerfreundliche Klima an der TU weiter zu stärken.

Prof. Dr. Carolin Bock. Bild: privat
Prof. Dr. Carolin Bock. Bild: privat

„Viele Ideen sterben auf dem Weg zu ihrer Kommerzialisierung“, sagt Carolin Bock. Herauszufinden, woran das liegt, gehört zu den Forschungsinteressen der Professorin für Gründungsmanagement. „Zum einen ist es die Hemmung, sich in ein Risiko zu stürzen.“ Ein wichtiger Aspekt, dass bahnbrechende Forschungsergebnisse einer Universität nicht den Schritt in eine Ausgründung schaffen, sei aber auch, dass sehr gute Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler nicht immer auch sehr gute Vertriebler seien. „Viele möchten lieber weiterhin im Labor stehen und an der Weiterentwicklung des Produkts – ihres Babys – arbeiten“, stellt Bock fest. Hier könne ein Gründungszentrum wichtige Arbeit leisten, indem es Forschende und Vertriebler zusammenbringt.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass Ideen realisiert werden, ist das Klima an der Institution von der Gesamtuniversität bis hinein in die Fachgebiete: „Ich kenne durchaus Beispiele, dass man sich, wenn man eine Gründung plante, vor Kollegen rechtfertigen musste. Der Vorwurf lautete dann, man wolle seine Forschung zu Geld machen“, berichtet Bock. Derartige Schranken in den Köpfen seien für ein positives Gründungsklima einer Universität absolut hinderlich.

An der TU allerdings herrsche in vielen Bereichen ein sehr gutes Gründungsklima. Dass der Wissenstransfergedanke im Programm des Präsidiums festgeschrieben ist, habe daran großen Anteil. Dennoch möchte Bock, die vorher an der TU München tätig war, die Gründungskultur weiter fördern: „Studierende und Forschende sollen wissen, dass Ausgründungen hier unterstützt werden und wohin man sich wenden kann.“ Dafür arbeitet sie eng mit dem Gründungszentrum HIGHEST zusammen: „Ich möchte HIGHEST als zentrale Anlaufstelle, als ,One-Stop-Shop', in den Köpfen manifestieren.“ Wenn ein Student beim Partytalk auf der nächsten WG-Fete plötzlich eine Produktidee habe, solle sein nächster Gedanke sein: Ich weiß, wer mir bei der Umsetzung helfen kann.

Scheitern als Stigma

Gründungsland Nummer 1 sind weiterhin die USA. „Leider gibt es nicht wirklich ein deutsches Pendant zu Mark Zuckerberg. Denn mit solchen Rollenmodellen ändert sich auch die Wahrnehmung von Gründern in der Gesellschaft.“ In Deutschland sei Scheitern immer noch ein Stigma. „In den USA hingegen schreibt man selbstbewusst in den Lebenslauf, wie viele Unternehmen man schon gegründet hat.“

Gleichwohl nimmt Bock einen Trend wahr: „Durch die Digitalisierungswelle sind viele Nischen für kleine Start-ups entstanden – sie entwickeln technologische Neuerungen, die von großen Unternehmen gebraucht werden. Gleichzeitig stellen große deutsche Unternehmen vermehrt Gründer nach einigen Jahren ein. Ihr Erfahrungsschatz ist gefragt.“

Bock kann auch Erfolgsfaktoren nennen, die für Gründungen entscheidend sind: „Das Team ist oft wichtiger als die Idee selbst. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man erst mit der zweiten Idee, aber im gleichen Team, ein erfolgreiches Start-up auf die Beine stellt.“ Wesentlich seien außerdem Leidenschaft und Beharrlichkeit. „An dem Sprichwort ,In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst' ist sehr viel Wahres dran.“




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