Sicherheit im Themenfokus des Hessischen Rundfunks

Die TU Darmstadt übernimmt wissenschaftliche Begleitung des „Funkkollegs“

18.11.2016 von

Terrorgefahr, gehackte Computer, politische Stabilität, persönliche Risikobereitschaft: Bei der Auftaktveranstaltung des hr-iNFO-Funkkollegs Sicherheit am Donnerstag, 24. November, um 18.00 Uhr im Historischen Maschinenhaus der TU Darmstadt wird das Thema Sicherheit von vielen Seiten beleuchtet.

Bild: Katrin Binner
Bild: Katrin Binner

Die bis Mai 2017 reichende Sendereihe wird wissenschaftlich begleitet von Prof. Dr. Peter Buxmann, Fachgebiet Wirtschaftsinformatik im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und Leiter des Gründungszentrums HIGHEST der TU Darmstadt. Im Interview beleuchtet er wesentliche Aspekte.

TU Darmstadt: Im Bereich IT-Sicherheit arbeiten Sie an der Schnittstelle zwischen IT-Sicherheitstechnologien und wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen. Was begeistert Sie für dieses Thema?

Prof. Peter Buxmann: Zunächst die praktische Motivation: Dass die Digitalisierung Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändert, ist mittlerweile fast ein „NoBrainer“. Aber gleichzeitig erhöht sich auch die Verwundbarkeit von Unternehmen, Organisationen und Menschen. Und hier finde ich es faszinierend, wie Informatiker mit neuen Technologien helfen, diese Verwundbarkeit zu reduzieren.

Aus theoretischer Sicht haben mich Risikomodelle aus der Entscheidungs- und Spieltheorie seit meiner Zeit als Doktorand sehr interessiert. Und darum geht es ja bei der ökonomischen Analyse des Einsatzes von IT-Sicherheitslösungen. Es lassen sich Eintrittswahrscheinlichkeiten für Schadensfälle verringern oder auch Schadenshöhen reduzieren, wenn etwas passiert ist.

Prof. Peter Buxmann. Bild: Jakob Kaliszewski
Prof. Peter Buxmann. Bild: Jakob Kaliszewski

Gewinne machen können Sie mit Sicherheitssoftware nicht, was eine Besonderheit der Analyse von Investitionen in (IT)-Sicherheit ist. Im besten Fall passiert eben nichts. Um beim Thema Entscheidungstheorie zu bleiben: Dabei geht es ja auch um das Verhalten von Menschen und Entscheidungsparadoxien – und diese spielen auch im Bereich IT-Sicherheit und Privacy eine große Rolle.

An was denken Sie hier?

Nehmen wir das so genannte Privacy-Paradoxon. Es besagt vereinfacht ausgedrückt Folgendes: Wenn Sie Menschen befragen, wie wichtig ihnen ihre Privatsphäre im Internet ist, wird die Antwort in aller Regel lauten: „sehr wichtig“. Betrachtet man aber dann das Verhalten, sieht man einen Riesenunterschied zum behaupteten Verhalten.

Interessanterweise haben wir gerade in einem Experiment herausgefunden, dass dieses Paradox für Männer viel stärker gilt als für Frauen. Frauen sind da also konsequenter in ihrem Verhalten.

Zurzeit untersuchen wir, ob es solche Paradoxien auch in Unternehmen oder anderen Organisationen gibt. Auch hier werden Sie kaum eine Organisation finden, die nicht behauptet, dass Sicherheit ganz oben auf der eigenen Agenda steht. Erste Interviews zeigen jedoch, dass auch in vielen Dax-Unternehmen eigentlich selbstverständliche Investitionen in IT-Sicherheit unterlassen werden.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Die Sicherheitsmaßnahmen konzentrieren sich in vielen Unternehmen darauf, zu verhindern, dass Schadsoftware von außen in das Unternehmen kommt – dabei ist der Feind bereits praktisch immer schon im Unternehmen drinnen. Unterlassene IT-Sicherheitsinvestitionen sind hierbei häufig auf etablierte Organisations- und Managementstrukturen zurückzuführen.

Im Funkkolleg wird das Thema noch breiter behandelt…

Tatsächlich, und diese interdisziplinäre Perspektive finde ich sehr spannend, denn Sicherheit ist ein grundlegendes zentrales Bedürfnis, wie bereits früh die Arbeiten des US-amerikanischen Psychologen Abraham Maslow gezeigt haben. Nachrichten über Terroranschläge und Kriege verunsichern uns, ebenso die Angst vor einem sozialen Abstieg oder Sorge um einen Verlust der Lebensqualität.

Das Funkkolleg Sicherheit bietet dabei einen interdisziplinären Einblick in die aktuelle Sicherheitsforschung und umfasst Aspekte von Technologie, Ökonomie, Politik sowie Psychologie. Insofern freue ich mich sehr auf das Funkkolleg „Sicherheit“.

Weitere Veranstaltungstipps für die Woche vom 21.-27.11.2016

Montag, 21.11., 18:15-20:00 Uhr

31. Darmstädter Sport-Forum: Moden und Mythen

Können Exergames die körperliche Aktivität und Fitness sowie elementare Bewegungsfertigkeiten verbessern?
Dr. Jan Sohnsmeyer, Universität Heidelberg

Ort: Campus Stadtmitte, Maschinenhaus (S1|05), Georg-Wickop-Hörsaal (Raum 122), Magdalenenstr. 12

Mittwoch, 23.11., 16:15-18:00 Uhr

Ringvorlesung Sichere Kritische Infrastrukturen

Under Constant Siege – Defending a Datacenter
Dr.-Ing. André König, DB Systel

Ort: Campus Stadtmitte, Gebäude S2|07, Raum 109, Hochschulstr. 6

Donnerstag, 24.11., 18:05 Uhr

Ringvorlesung Erdsystemforschung

Wie knapp ist unser Wasser? Müssen wir bald verdursten?
Eine Analyse der Weltwassersituation, Prof. Dr. Randolf Rausch

Ort: Campus Lichtwiese, Architektur-Gebäude (L3|01), Raum 91, El-Lissitzky-Str. 1