Partner in Sachen Deutsch als Zweitsprache

TU Darmstadt und Goetheschule Groß-Gerau unterzeichnen Kooperationsvertrag

28.11.2016 von

Die Technische Universität Darmstadt und die Goetheschule Groß-Gerau haben ihre bisherige Zusammenarbeit in einer offiziellen Bildungspartnerschaft für Schule, Bildung und Beruf gefestigt. Kernelement der weitreichenden Kooperation ist das Thema „Deutsch als Zweitsprache“.

Unterzeichnung des Kooperationsvertrags: v. l. n. r. Corinna Stenzel, Waltraut Deppenmeier, Prof. Dr. Ralph Bruder (vorne), Dr. Claudia Breuer, Dr. Henriette Reinecke und Prof. Dr. Britta Hufeisen (hinten). Bild: Claus Völker
Unterzeichnung des Kooperationsvertrags: v. l. n. r. Corinna Stenzel, Waltraut Deppenmeier, Prof. Dr. Ralph Bruder (vorne), Dr. Claudia Breuer, Dr. Henriette Reinecke und Prof. Dr. Britta Hufeisen (hinten). Bild: Claus Völker

Am vergangenen Freitag haben der TU-Vizepräsident für Studium, Lehre und wissenschaftlichen Nachwuchs Prof. Dr.-Ing. Ralph Bruder, die Leiterin des Sprachenzentrums Prof. Dr. Britta Hufeisen sowie Waltraut Deppenmeier, Schulleiterin der Goetheschule, und Intensivklassenleiterin Corinna Stenzel den Vertrag über die Partnerschaft unterzeichnet.

Im Mittelpunkt stehen der Aspekt „Deutsch als Zweitsprache“ und pädagogische Arbeit zum Spracherwerb in den Deutsch-als-Zweitsprache-Intensivklassen. „Dieses ohnehin wichtige Thema hat durch die Entwicklungen der jüngsten Zeit nochmals und unübersehbar an Bedeutung für unsere Gesellschaft gewonnen“, sagt TU-Vizepräsident Ralph Bruder. Neben Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften an der Goetheschule Groß-Gerau profitiere auch die TU Darmstadt von der Kooperation: „Sie eröffnet die Möglichkeit, Praxisanteile unserer Lehramtsstudiengänge zu stärken und der Mehrsprachigkeitsforschung, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, wichtige Impulse zu geben.“

Praktisch heißt das beispielsweise, dass Lehramts-Studierende der TU einen Teil ihrer schulpraktischen Studien an der Goetheschule ableisten können, dass die Deutsch-als-Zweitsprache-Lehrkraft in Kooperation mit der TU Seminare anbietet, dass unterschiedliche Aspekte der Bildungspartnerschaft Gegenstand von studentischen Arbeiten und wissenschaftlicher Forschung werden oder dass sich studentische Schreibberater und -beraterinnen, die am Sprachenzentrum der TU ausgebildet werden, an der Goetheschule engagieren. Das Arbeitsprogramm zur Bildungspartnerschaft listet fünf konkrete Teilprojekte auf, die gemeinsam verfolgt werden: Begleitung der Intensivklasse „Deutsch als Zweitsprache“ beispielsweise mit Workshops, Exkursionen und Unterrichtseinheiten, eine Arbeitsgemeinschaft „Poetry Slam“, ein Schreibprojekt während einer Projektwoche, Ausbildung von Schülerinnen und Schülern zu Schreibberatenden sowie schulpraktische Studien der Studierenden in der Intensivklasse und in den Förderschulklassen.

Die Angebote im Rahmen der Bildungspartnerschaft stehen an der TU nicht nur für Studierende der Fachrichtung Deutsch offen. „Wir hoffen, dass auch Studierende anderer Fächer diese Möglichkeit der Praxiserfahrung wahrnehmen, um zu lernen, dass in den Fächern Chemie, Physik oder Mathematik Sprache zwar nicht das Wichtigste ist, dass aber alles ohne klug gewählte Sprache nichts ist“, so Britta Hufeisen. Das kann zum Beispiel bedeuten, Formeln oder Gleichungen zunächst sprachlich so darzustellen, dass sie für sprach- oder bildungsferne Schülerinnen und Schüler begreifbar werden, ohne an inhaltlicher Richtigkeit zu verlieren.

„Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit den Studierenden der TU Darmstadt“, sagt Schulleiterin Waltraut Deppenmeier. „Mit unserer Intensivklasse öffneten wir 2014 unsere Türen für Kinder Europas und Geflohene aus Kriegsgebieten. Nun auch der Wissenschaft für die Praxis Raum zu bieten, macht uns als Schulgemeinschaft stolz und stärkt unsere Willkommenskultur.“

Die TU Darmstadt unterhält derzeit bereits eine Bildungspartnerschaft zum Thema MINT-Fächer mit der Edith-Stein-Schule Darmstadt.

Die Teilprojekte der Bildungspartnerschaft

Begleitung der DaZ-Intensivklasse

Schülergruppe = 11 bis 16-Jährige (aus osteuropäischen Ländern, Syrien, Afghanistan etc.), die Deutsch auf dem Niveau A1-A2 beherrschen
Entstehen sollen gemeinsam geplante und durchgeführte Projektangebote (Bilderbuchgestaltung, Theaterworkshop, [landeskundliche] Exkursionen…), die von Studierenden des Masters Germanistik Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache intensiv als theoriegestützte Praxiserfahrung im Rahmen des praktischen Lernens (Projektstudium C.1.5) genutzt werden. Studierende des Lehramtes Deutsch können im Rahmen ihrer schulpraktischen Studien II (D-Modul) hospitieren und selbst Unterrichtsversuche durchführen. Studierende lernen nicht nur den Praxisbezug kennen, sondern verknüpfen viel mehr Theorie mit Praxis, lernen Theorie nachzuvollziehen und in Ansätzen praktisch umzusetzen.

Leitung und Betreuung einer Arbeitsgemeinschaft „Poetry Slam“ im Rahmen der AG-Stunden

Schülergruppe = bis zu acht Jugendliche der Klassen M1 bis H5 (Lernhilfe) + DaZ-Intensivklasse
Durch kreatives Schreiben sollen die Jugendlichen sowohl von Studierenden des Lehramts mit Fach Deutsch, von Studierenden des Studiengangs Germanistische Sprachwissenschaft, Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, als auch von Studierenden aller Fächer, die die Schreibberatungsausbildung durchlaufen, begleitet werden, ihre Persönlichkeiten als SchreiberInnen reflektieren und sich schriftsprachlich auf verschiedenste Weisen äußern lernen. Zur alljährlichen schulischen Weihnachtsfeier, spätestens am Ende des Halbjahres, soll den Schülern und Schülerinnen die Möglichkeit gegeben sein, ihre Schreibergebnisse der Schülerschaft/ dem Kollegium vorzutragen. Auch im Schulmagazin und auf der Schulhomepage bietet sich die Möglichkeit für verschiedene Präsentationen.
Zeitraum = Halbjährlich (1. Quartal Figurenerstellung, 2. Quartal literarische Arbeit)

Wissenschaftliche Betreuung und Leitung eines Schreibprojektes während der Projektwoche

Schülergruppe = alle + DaZ-Intensivklasse
Nicht nur für Schülerinnen und Schülern der DaZ-Intensivklasse der Goetheschule, sondern auch für viele andere sind schriftsprachliche Aufgaben eine große Herausforderung. Im Sinne des kreativen Schreibens sollen die Jugendlichen, begleitet von Studierenden, frei von Zeit- und Notendruck ihre Hemmungen vor Fehlern und Ängste vor dem weißen Blatt abbauen lernen. Mit dem Fokus auf das jeweilige Projektthema werden Schreibprozesse zu verschiedenen Textarten und -sorten initiiert. Am letzten Tag findet die Präsentation aller Projektarbeiten im Rahmen eines Schulfestes statt.

Betreuung und Ausbildung zu SchreibberaterInnen im Rahmen der AG-Stunden

Schülergruppe = SchülerInnen der Klassen H1-H5
Studierende, die die Schreibberatungsausbildung durchlaufen, können in einer AG ihre Kompetenzen der Schreibberatung nutzen, um Jugendliche zu SchreibberaterInnen auszubilden. Auch hierbei können sie Theorie mit Praxis verknüpfen, um ihr wissenschaftliches Arbeiten zu reflektieren und zu erweitern.

Betreuung der Studierenden während der schulpraktischen Studien

Die Studierenden können Teile ihrer Schulpraktischen Studien II (D-Modul) an der Goetheschule (in der schulformunabhängigen Intensivklasse und auch in den Förderschulklassen) ablegen. Wenn die Kapazitäten ausreichen, können auch eventuell Studierende anderer Fächer im Rahmen der Schulpraktischen Studien I an der Goetheschule hospitieren.