Klug zusammengeschaltet

TU Darmstadt gründet ingenieurwissenschaftlich geprägtes Zentrum für Synthetische Biologie

29.01.2020

Die TU Darmstadt bündelt ihre Forschungskompetenz in Synthetischer Biologie in einem neuen Zentrum. Das „Centre for Synthetic Biology“ zeichnet sich im internationalen Vergleich durch seine ingenieurwissenschaftliche und technologische Prägung aus und setzt auf besondere Expertise.

Mit dem Centre for Synthetic Biology wird die Synthetische Biologie als ein definierter Schwerpunkt der TU Darmstadt etabliert.

So werden an der TU Darmstadt einerseits Verfahren zur Generierung genetischer Logikschaltkreise erforscht und dafür Computermodelle hinzugezogen, andererseits werden Ionen-leitende Nanoporen entwickelt, die neue Einsatzmöglichkeiten in der Biosensorik eröffnen. Die entsprechenden Forschungsgruppen wurden im Rahmen des hessischen Förderprogramms für wissenschaftliche Exzellenz (LOEWE) bereits mit mehreren Millionen Euro unterstützt (Schwerpunkte CompuGene und iNAPO). Das neue Zentrum vereint Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Biologie, Chemie und Elektro- und Informationstechnik, Materialwissenschaften und Physik, Maschinenbau und Gesellschaftswissenschaften.

„Das Centre for Synthetic Biology steht beispielhaft dafür, wie die TU Darmstadt neue Wege in der Forschung auf Gebieten mit hohem Zukunftspotenzial erschließt. Unsere Zentren und Profilbereiche sind die tragenden Säulen der interdisziplinären Forschung an unserer Universität.“ Professorin Tanja Brühl, Präsidentin der TU Darmstadt

Synthetische Biologie steht für den ingenieurwissenschaftlichen Ansatz, biologische Zellen mit neuer molekularer Funktionalität auszustatten. Im Unterschied zur traditionellen Biotechnologie erzielt sie diese Funktionalität durch das Zusammenschalten von gut charakterisierten und standardisierten Komponenten auf molekularer Ebene. Dabei helfen neue Verfahren der Molekularbiologie, zum Beispiel Varianten der Genschere CRISPR. Gleichzeitig gibt es immer weiter verfeinerte Erkenntnisse, um RNA-Moleküle und Proteine nach Zielvorgaben zu entwerfen. Insgesamt profitiert die Synthetische Biologie von Forschungsergebnissen aus der Biophysik und Biochemie, der Mikro- und Nanostrukturierung, der Automatisierungs- und Regelungstechnik sowie den computergestützten Entwurfsmethoden der Elektrotechnik und den Fortschritten auf dem Feld des maschinellen Lernens.

Der Sprecher des Zentrums, Professor Heinz Koeppl, ergänzt: „Neben den Vorarbeiten durch CompuGene und iNAPO kann auch mein laufendes ERC Consolidator Projekt CONSYN gut zum Aufbau des Zentrums beitragen. Dabei geht es vor allem darum, die problematische Kontextabhängigkeit von genetischen Schaltkreisen in Computermodellen richtig abzubilden. Die Modelle können verwendet werden, um Schaltkreise robuster machen.“

Breites Einsatzgebiet

Die Anwendungsszenarien der Synthetische Biologie sind vielfältig: Sie reichen von intelligenten Biosensoren für die in-vitro-Diagnostik bis zur Herstellung optimierter Proteine, von der Gewinnung biokompatibler Materialien bis zu neuen Regulationsmechanismen für robustere Pflanzen und der Erzeugung elektrischer Energie anhand von Mikroorganismen.

Das neue Zentrum wird neben der interdisziplinären Forschung auch den wissenschaftlichen Nachwuchs fördern und im Rahmen der kürzlich etablierten Graduiertenschule „Life Science Engineering“ Promovierende aufnehmen. Zum Auftakt lädt das Zentrum zu einem internationalen Workshop zum Thema Synthetische Biologie vom 23. bis 24. April, 2020 an der TU Darmstadt ein.

feu

Gründungsteam des Centre for Synthetic Biology: Dr. Melanie Mikosch-Wersching, Professor Heinz Koeppl, Professorin Beatrix Süß, Professor Thomas Burg, Professor Heribert Warzecha (v.l.). Nicht im Bild: Professor Harald Kolmar.
Gründungsteam des Centre for Synthetic Biology: Dr. Melanie Mikosch-Wersching, Professor Heinz Koeppl, Professorin Beatrix Süß, Professor Thomas Burg, Professor Heribert Warzecha (v.l.). Nicht im Bild: Professor Harald Kolmar.