Ein Dorf im Haus

Das LivingLAB in Frankfurt-Niederrad

02.04.2020 von

Zwölf Wohnkuben auf 16 mal 16 Metern, ein zukunftsweisendes Energiekonzept – das Wohnexperiment CUBITY, entstanden am Architektur-Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie von Professorin Anett-Maud Joppien, setzt neue Maßstäbe für nachhaltiges Bauen. Ein hoch³-Fokus beleuchtet das Projekt.

Das LivingLAB in Frankfurt-Niederrad

Das für den Solar Decathlon Europe 2014 in Versailles entwickelte und als Demonstrationsprojekt erfolgreich realisierte Wohnkonzept für Studierende wurde im Sommer 2016 als LivingLAB in Frankfurt-Niederrad wiederaufgebaut und stellt die zweite Forschungsstufe des Projekts »CUBITY – Plus Energy and Modular Future Student Living« dar.

Eine sozialwissenschaftliche Begleitung und ein energetisches Monitoring während der Nutzungsphase durch die zwölf Bewohnerinnen und Bewohner zielt auf die Erforschung der räumlichen und energetischen Suffizienz des Konzepts CUBITY ab. Die interdisziplinäre Zusammensetzung des Projektteams aus Forschenden aus den Bereichen Architektur, Ingenieurwissenschaften und Sozialwissenschaften bietet die Möglichkeit, die Rückkoppelung der Nutzenden direkt in das Konzept einzubinden.

Das räumliche Konzept von CUBITY (cube – city – unit) berücksichtigt die Bedürfnisse des Einzelnen nach Privatheit, reduziert die Rückzugsmöglichkeiten jedoch auf ein Minimum und stellt so die gemeinsamen Aktivitäten in den Fokus. Auf einer Grundfläche von 16 × 16 Metern sind zwölf Wohnkuben paarweise übereinander und zentral um eine frei zu bespielende Fläche angeordnet. Der mit einem multifunktionalen Einbaumöbel sowie einer vorgefertigten Sanitärzelle ausgestattete private Wohnraum in den Kuben beschränkt sich auf 7,2 m². Abgerückt von der Fassade schaffen die Kuben halbprivate Vorzonen, die mit den Gemeinschaftsbereichen (Küche, Lounge, Marktplatz) den ambivalenten Charakter der Hülle als Innen- und Außenraum kennzeichnen und dem Leitmotiv »Dorf-im-Haus« folgen. Die Fassade aus transluzenten Polycarbonatstegplatten und einer transparenten Eckfensteranlage erzeugt annähernd Tageslichtqualität für den Innenraum und Leichtigkeit für das äußere Erscheinungsbild.

Das Energiekonzept folgt ebenfalls dem Leitmotiv und zeichnet sich durch eine klimatische Zonierung in unterschiedliche Behaglichkeitsbereiche von Halle und Wohnkuben aus. So wird ein ausgewogenes Verhältnis aus Reduzierung des Energiebedarfs und der Nutzung erneuerbarer Energien für aktive Komponenten der Gebäudetechnik verfolgt.

Vielversprechendes Raumkonzept

Die Ergebnisse der Forschungsstufe 2 zeigen einen räumlichen und energetischen Optimierungsbedarf und bieten gleichzeitig interessante Ansätze und Potenziale, die Leitideen von CUBITY konstruktiv und im Sinne von Energieeffizienz und Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln. Aus der Perspektive der Nutzenden wird zum einen das Raumkonzept als vielversprechende Alternative für das Wohnen der Zukunft und die Vermittlung zwischen Wohnqualität und Flächeneinsparung empfunden. Zum anderen wird das Energiekonzept der klimatischen Zonierung als eine Lösung zur Wahrung der Energieeffizienz und Ressourcenschonung gewertet. Aus energetischer Sicht zeigt CUBITY, dass sich Gebäude vom Verbraucher zum Erzeuger und damit zum aktiven Stadtbaustein mit hoher architektonischer Qualität entwickeln lassen.

Das Konzept CUBITY erfährt national wie auch international ein hohes Maß an fachlichem, aber auch öffentlichem Interesse und spiegelt die thematische Relevanz und Aktualität des Raum- und Lebensmodells im Kontext von Energie- und Ressourceneffizienz wider. CUBITY als internationale »Landmark« hat im Zusammenhang mit Plus-Energie-Konzepten und dem Suffizienzgedanken das Potenzial, den weiteren Entwicklungsprozess von Plus-Energie-Häusern entscheidend zu beeinflussen.

Stimmen der Bewohnerinnen und Bewohner

»Ich würde CUBITY wieder einem anderen Wohnheim vorziehen, weil mir hier neben meinem Kubus das ganze Haus zur Verfügung steht. In Wohnheimen fühlen sich die Bewohnerinnen und Bewohner auf 20 Quadratmetern beengt.«

»Durch das Wohnen in CUBITY habe ich festgestellt, dass ich nicht so viel zum Leben und Wohnen benötige. Der wenige Platz reicht aus, auch wenn ich etwas nach draußen expandieren musste.«

»Hier verbringen wir schon viel Zeit zusammen. Ob man will oder nicht, über kurz oder lang kommt man in Kontakt mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern, weil wir uns Küche, Ess- und Wohnzimmer teilen.«

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