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Kooperationsvertrag zwischen TH Darmstadt und Politechnika Warszawska

04.05.2020 von

Am 18. Juli 1980 wurde die Vereinbarung über die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Technischen Hochschule Darmstadt und der Technischen Hochschule Warschau getroffen.

Am 10. Juni 1995 verlieh die Politechnika Warszawka Helmut Böhme (links) die Würde eines Ehrendoktors.

Als der Präsident der TH Darmstadt, Helmut Böhme, und der Rektor der Politechnika Warszawska, Stanislaw Pasynkiewicz, den Vertrag in Warschau unterschrieben, verstetigten und vertieften sie auf diese Weise die schon bestehenden Beziehungen zwischen beiden Hochschulen auf wissenschaftlichem Gebiet und im Bereich des studentischen Austauschs. Es handelte sich um die erst zweite formalisierte Kooperation einer westdeutschen und einer polnischen Hochschule. Einzig die Universität Bonn hatte schon 1978 ein solches Abkommen mit der Universität Warschau geschlossen.

Der Weg bis zu dieser Vereinbarung war lang und steinig: Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs waren die Beziehungen zwischen Deutschen und Polen extrem schwierig. Umso bemerkenswerter ist es, dass schon 1957 Darmstädter Bauingenieurstudenten zusammen mit Fach-Kommilitonen anderer westdeutscher Hochschulen einen ersten Austausch mit polnischen Studenten organisiert hatten. Weitere Treffen folgten. An diese Kooperation konnten die beiden Hochschulen anknüpfen, nachdem durch die Unterzeichnung des Warschauer Vertrags im Dezember 1970 eine politische Annäherung zwischen der Volksrepublik Polen und der Bundesrepublik Deutschland erfolgt war.

Schon im Sommer 1972 erörterte TH-Präsident Böhme bei einem Besuch in Warschau ein längerfristiges Kooperationsprogramm beider Hochschulen. In den folgenden Jahren entwickelten sich zudem fruchtbare fachliche Beziehungen zwischen Wissenschaftlern der TH Darmstadt und der TH Warschau im Bereich Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Mathematik.

Gegenseitige Besuche anlässlich von Hochschuljubiläen

Auch auf der Ebene der Hochschulleitungen intensivierten sich die Kontakte durch gegenseitige Besuche anlässlich von Hochschuljubiläen. Der Entwurf für eine formalisierte Zusammenarbeit war schon Ende 1978 fertiggestellt, doch konnte die Vereinbarung erst unterschrieben werden, nachdem das polnische Ministerium für Wissenschaft, Hochschulwesen und Technik im Frühjahr 1980 grünes Licht für die Kooperation gegeben hatte. Der Vertrag sah ein „Arbeitsprogramm“ vor: Schon bestehende Kontakte etwa in den Bereichen Mathematik, Bauingenieurwesen und Architektur sollten vertieft, neue Kooperationsfelder im Bereich Wirtschaftswissenschaften, Anorganische und Organische Chemie, Denkmalpflege und Politikwissenschaften entwickelt werden.

Anlässlich der Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen der Partnerschaft im November 2000 blickten TU-Präsident Johann Dietrich Wörner und der Rektor der Politechnika Warszawska, Jerzy Woznicki, auf eine ebenso vielseitige wie ertragreiche Zusammenarbeit zurück. Besonders öffentlichkeitswirksame Meilensteine waren die Deutsch-Polnischen Kulturwochen in Warschau 1988 und in Darmstadt 1990 sowie die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Politechnika Warszawska an Helmut Böhme 1995.

Auch nach dem Beitritt Polens zur Europäischen Union setzten sich Kooperationen insbesondere im Bereich des Studierendenaustauschs fort, zum Beispiel in Form von deutsch-polnischen Blockseminaren für Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler oder Summer Schools der Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik sowie Physik. Enge Kontakte bestanden und bestehen auch in der Architektur und der Denkmalpflege. Pläne, einen fächerübergreifenden „Schwerpunkt Polen“ mit Modul-Angeboten in Lehre und Forschung zu etablieren, wurden allerdings nicht umgesetzt.

Gegenwärtig wird die Kooperation insbesondere im Bereich des studentischen Austauschs gelebt. Zudem gehören die TU Darmstadt und die Politechnika Warszawska zu den 55 Mitgliedern des europäischen Netzwerks CESAER, das die Qualität der Ausbildung im Ingenieurbereich sicherstellen will und auf einen gemeinsamen europäischen Forschungsraum hinarbeitet.