Wie Ideen fliegen lernen

Seit 100 Jahren gibt es die Akademische Fliegergruppe Darmstadt

20.05.2020

1920 gründeten eine Handvoll Studenten der Technischen Hochschule Darmstadt, unter ihnen auch ehemalige Kriegsflieger, auf Initiative von Geheimrat Professor Max Friedrich Gutermuth die Akademische Fliegergruppe Darmstadt e. V. – kurz Akaflieg – mit dem Zweck, „die Flugtechnik zu fördern“.

Gummiseilstart der D-17 „Darmstadt“

Die erste Werkstatt befand sich in der Halle der ehemaligen kriegstechnischen Sammlung im östlichen Innenhof des alten Hauptgebäudes. Die ersten praktischen Kenntnisse sowie für den Gleiterbau wertvolle Werkstoffe und Teile erlangte die Gruppe beim Ausschlachten von zwei Militärflugzeugen für den Lehrstuhl für Flugtechnik.

Die Studenten begannen, erste Segelflugzeuge zu entwerfen und zu bauen. Unterstützt wurden sie dabei zeitweise von der Bahnbedarf AG Darmstadt, die nach den Entwürfen der Mitglieder Flugzeuge für sie fertigte.

Die Popularität wächst

Wohlwollende Spender und eine Kommission von Professoren halfen bei der Beschaffung von Geldern und der Finanzierung der Projekte. Durch Flugzeugausstellungen, Vorträge und Filmvorführungen informierte die Gruppe über ihre Erkenntnisse und Erfolge, gewann neue Mitglieder und Förderer, wurde bekannt und ausgezeichnet.

Da Segelflugzeuge nicht unter das Bauverbot des Versailler Vertrags fielen, riefen Dresdener Flieger zu einem Gleitflugwettbewerb auf der Wasserkuppe in der Rhön auf. Die nachfolgend ausgerichteten Rhönwettbewerbe sollten bis zum Zweiten Weltkrieg der Motor für die Segelflugentwicklung sein.

Natürlich nahmen auch die Darmstädter Akaflieger an den Wettbewerben teil, um sich mit anderen Konstrukteuren und Piloten zu messen. Ihre Prototypen wurden damals mit der Bahn oder Lastwagen zur Wasserkuppe gebracht. Manchmal mussten die Flugzeuge dort erst noch fertiggestellt, aufgrund von Transportschäden repariert oder wegen schlechter Flugeigenschaften optimiert werden. Nicht selten wurden die Flugzeuge bei der Landung beschädigt und an Ort und Stelle wieder geflickt. Trotzdem waren die Akaflieger sehr erfolgreich. Sie gewannen Konstruktionspreise und flogen Strecken- und Dauerrekorde.

Die damit verbundenen Preisgelder waren ein fester Bestandteil der Einnahmen. Die Mitglieder der Gruppe erbrachten große Opfer an Zeit und Geld, um die Flugzeuge herzustellen und damit die Aussicht zu haben, einige Minuten in der Luft zu bleiben. Doch sie ließen sich nicht entmutigen, lernten aus ihren Fehlern und nutzten die gemachten Erfahrungen, um neue Flugzeuge zu bauen und zu erproben.

Akaflieg/TU-Archiv

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