„Offenheit von Wissenschaft online weitergedacht“
Innovatives Lernangebot „Robot Learning“ startet als MOOC im Wintersemester
26.10.2020 von Claudia Staub
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Schlüsseltechnologie. Wie lässt sie sich innovativ vermitteln? In einem bundesweiten Wettbewerb hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. nach besonderen Lernangeboten gesucht. Ausgezeichnet wurde dabei Professor Jan Peters von der TU Darmstadt für sein Vorlesungs-Projekt „Robot Learning“. Das nötige Wissen wird den Teilnehmenden in einem MOOC vermittelt – einem Massive Open Online Course. Inzwischen haben die „Dreharbeiten“ begonnen.
Die Idee, Wissen mit Hilfe von Onlinekursen zu vermitteln, ist nicht neu. Besonders in der heutigen Zeit, in der wegen der Corona-Pandemie an Hochschulen und Universitäten kaum Präsenzunterricht stattfinden kann, wird mit einer Vielzahl von digitalen Formaten experimentiert, gearbeitet und gelernt. Dazu zählen auch MOOCs.
„Das Besondere an einem MOOC ist, dass sich sehr viele Personen erreichen lassen, und zwar weltweit“, sagt Peters. Dabei ist ihm besonders wichtig, dass sein Angebot für alle nutzbar ist. Es gibt weder Zulassungsbeschränkungen noch Gebühren. Teilnehmen kann im Prinzip jeder, der über die entsprechenden natur- und ingenieurwissenschaftlichen Vorkenntnisse verfügt. „Das Schöne am deutschen Hochschulsystem ist, dass sich jeder in eine Vorlesung setzen kann. Diese Offenheit von Wissenschaft habe ich online genauso weitergedacht, wie ich das offline handhaben würde“, erklärt Peters sein Vorgehen.
Gemeinsam mit Christian Hoppe von der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle der TU hat Peters einen Kurs entwickelt, der aus hochwertig produzierten Lehrvideos besteht, die durch interaktive Umfragen, Feedback und Online-Übungen ergänzt werden. Die Studierenden können die im Kurs vorgestellten Methoden in beispielhaften Anwendungen ausprobieren und im Baukastenprinzip neue Ansätze zum Beispiel in der Simulation entwickeln. Für das kommende Wintersemester soll der MOOC verfügbar sein.
„Einzigartige Kompetenz in Deutschland“
Im Mittelpunkt des Kurses steht die Frage, wie sich Roboter entwickeln lassen, die mit Hilfe von KI selbstständig lernen können. „Robot Learning“ verbindet damit zwei wesentliche, aber bisher meist getrennt voneinander betrachtete Teilgebiete der KI: das Maschinelle Lernen und die Robotik. „Den Kurs ‚Robot Learning‘ biete ich an, weil wir in dem Bereich an der TU Darmstadt schon sehr lange eine einzigartige Kompetenz in Deutschland haben. Dieses langjährig gesammelte Wissen möchte ich gern weiter vermitteln“, sagt Peters.
Inhaltlich richtet sich der Kurs an Bachelor-Studierende in Studiengängen wie Informatik, Maschinenbau oder Elektrotechnik und Informationstechnik. Neben Studierenden aus Darmstadt rechnet Peters auch mit internationaler Beteiligung, denn seine Expertise ist gefragt und weltweit anerkannt. Zudem stimmt er sich intensiv mit dem „Club seiner Ehemaligen“ ab, denn er habe das große Glück, das nach weniger als zehn Jahren Professur bereits fünf seiner früheren Studierenden einen Lehrstuhl in den USA erreicht haben, zwei weitere in Holland, zwei in England, einer in Japan und zwei in Deutschland. „Langfristig planen wir, ein Standardcurriculum im Bereich ‚Robot Learning‘ zu schaffen“, so Peters.
Einen Wermutstropfen gibt es aber: Die ursprünglich geplante Idee, den Lernerfolg mit einer gleichzeitig stattfinden Präsenzvorlesung zu vergleichen, muss wegen Corona nun vertagt werden. Peters nimmt es sportlich. „Wir leben in einer Zeit, die besonders ist. Trotzdem denke ich: Je mehr Leute wir abholen, umso besser. Wer jetzt Robot Learning macht, kann sich die Jobs später aussuchen.“