Ein Haus aus Papier im Wettertest

Anschauliche Forschung auf dem Campus Lichtwiese

23.11.2020

Notunterkünfte aus Papier könnten bei Katastrophenereignissen eine Alternative zu derzeit gängigen Zeltlösungen sein, um Menschen übergangsweise eine Bleibe zu bieten. Forschungsteams der TU Darmstadt wollen anhand eines fast vollständig aus Papier konstruierten und im Freien aufgestellten Prototyps untersuchen, ob Bauwerke aus Papierwerkstoffen auch mehrere Jahre lang bei Wind und Wetter standhalten und sich als längerfristige Unterkunft bewähren.

Gebäude aus Papier bieten das Potential, die Wohnsituation in Notunterkünften zu verbessern. Außerdem versprechen sie wesentliche ökologische und ökonomische Vorteile gegenüber anderen Konstruktionen. Ziel eines durch die „Forschungsinitiative ZukunftBau“ geförderten Projekts an der TU Darmstadt ist es, kostengünstige Bauten aus Papierwerkstoffen zu entwickeln, die schnell errichtet werden können und zugleich für die Bewohner einen akzeptablen Komfort aufweisen.

Als „Proof-of-Concept“ wurde ein Modell entwickelt, produziert und aufgebaut, das nun auf dem Campus Lichtwiese zu sehen ist. Zur Fertigung wurden großformatige Papier-Laminate erstellt, zugeschnitten und als Boden-, Dach-, oder Bodensegmente im Nut- und Feder-System montiert. Anschließend fügte das Team die Einzelteile auf einem Freiluft-Experimentierfeld auf dem Campus Lichtwiese zu einem Gebäude zusammen. Eine hinterlüftete Schindelfassade aus Polyethylen-imprägniertem Papier schützt das Haus gegen Schlagregen.

In den kommenden drei Jahren soll getestet werden, wie sich die Konstruktion unter realen Umweltbedingungen verhält. Sensoren werden Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Bauteilfeuchte sowie eine eventuell eintretende Verformung der Struktur überwachen.

LOEWE-Schwerpunkt „Bauen mit Papier“ (BAMP!)

Das Projekt entstand aus dem LOEWE-Schwerpunkt „Bauen mit Papier“ (BAMP!), in welchem seit 2017 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Architektur, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften, Maschinenbau und Chemie die vielfältigen Vorteile des Werkstoffes Papier für das Bauwesen erforschten.

Durch Förderung von Seiten der Forschungsinitiative „ZukunftBau“ des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung war es erstmals möglich, diese Ergebnisse in einem größeren Maßstab anzuwenden.

Es ist geplant, Konstruktionen aus Papier für eine Vielzahl von Bauanwendungen, wie zum Beispiel die Errichtung temporärer Bauten, „Microhomes“ oder den Messebau weiter zu erforschen.

Alexander Wolf/feu