„Stiften macht glücklich“

Großzügige Unterstützung der Carlo und Karin Giersch-Stiftung

18.12.2020 von

Keine Stiftung unterstützt die TU Darmstadt so anhaltend und großzügig wie die Carlo und Karin Giersch-Stiftung. Bei den Deutschlandstipendien für begabte Studierende ist sie mit der Finanzierung von jährlich 50 Plätzen die größte Unterstützerin der Universität. Die Förderung der Wissenschaft und junger Menschen liegt dem Ehepaar seit Jahrzehnten am Herzen.

Vielfach für ihr Mäzenatentum geehrt: Karin und Carlo Giersch

Wenn es eine Farbe gibt, die die Arbeit der Carlo und Karin Giersch-Stiftung symbolisiert, dann ist es die Farbe Rot. Rote T-Shirts erhalten all jene Studierende, die von der Stiftung Giersch gefördert werden. »Wir wollen nicht nur Geld geben, sondern auch Identität stiften«, erklärt Carlo Giersch die Idee hinter den zum Markenzeichen gewordenen Kleidungsstücken. 2020 sind es an der TU 50 Deutschlandstipendiaten und -stipendiatinnen, die das rote Shirt tragen dürfen. Entfallen mussten – wegen Corona – jedoch die sonst üblichen Treffen im Museum Giersch in Frankfurt am Main, bei denen die Geförderten der TU Darmstadt und der Goethe-Universität zusammenkommen. Das traditionelle Gruppenfoto gab es dennoch: »Wir haben alle um ein Selfie in den roten T-Shirts gebeten und daraus eine Collage montiert«, berichtet Stephan Rapp, Vorstand der Stiftung Giersch und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt.

Die Universität feiert im Januar 2021 ein bemerkenswertes Jubiläum: Seit dann zehn Jahren gibt es an der TU das bundesweite Programm für besonders engagierte und begabte Studierende. Die Finanzierung der Deutschlandstipendien teilen sich Bund und überzeugte Sponsoren. Mit bisher 249 Stipendien seit Beginn der Initiative und einem Volumen von 448.200 Euro ist die Carlo und Karin Giersch-Stiftung die größte Förderin des Programms an der Technischen Universität. Die nächsten drei Jahre mit jeweils 50 Plätzen, berichtet Diplom-Kaufmann Stephan Rapp, sind ebenfalls gesichert. Das Deutschlandstipendium ist eines der Lieblingsprojekte von Carlo Giersch. »Wir brauchen kluge Köpfe in Deutschland«, betont der Stifter. Seit den 1980er-Jahren unterstützen der Frankfurter und seine Frau die Darmstädter Universität. Zunächst mit Best Teaching Awards, aber auch die »Wissenschaftliche Buchreihe« förderte der Geschäftsmann, indem er die Druckkosten von Promotionen und Habilitationen übernahm.

Carlo Giersch ist ein Unternehmer alten Schlages. Noch heute arbeitet der 83-Jährige täglich in sei-nem Büro in der Villa der Stiftung am Sachsenhäuser Mainufer. Sein Vermögen machte der Sohn einer Gärtnerfamilie und gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann mit dem Handel von Elektronikbauteilen – eine Idee, die er von einem Aufenthalt 1962 in den USA mitbrachte, und mit der er sich erfolgreich selbstständig machte. Bis 2000 stieg sein Unternehmen zur Nr. 1 in Europa auf. Die insgesamt 28 Firmen setzten jährlich über zwei Milliarden Euro um.

Lange Liste an Projekten und Preisen

Den Verkaufserlös des Unternehmens hätte Carlo Giersch für sich und seine Frau Karin einfach ausgeben können. Doch stattdessen besann sich das bodenständige, kinderlose Paar der bürgerlichen Stiftungsidee seiner Heimatstadt. »Es bleibt einem nur, was man verschenkt«, wird er oft zitiert. Die Gierschs wollten mit ihrem Vermögen Gutes bewirken, der Gesellschaft etwas zurückgeben. Helmut Böhme, ehemaliger Präsident der TU Darmstadt, klopfte einst zur rechten Zeit an die Tür des Stifters, mit dem er befreundet war. Ob er die Universität beim Kauf eines Chalets in den französischen Alpen unterstützen könne? Ideal sei so ein Haus für den internationalen akademischen und sportlichen Austausch der Darmstädter Uni. Giersch kaufte das Chalet, das heute seinen Namen trägt und nach Um- und Neubau Platz für 35 Studierende oder Forschende bietet. 1990 war das der Auftakt für die Gründung der Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt mit einem Vermögen von rund zehn Millionen Euro. 1994 folgte die Stiftung Giersch für Frankfurt und die Goethe-Universität.

Mit einem jährlichen Fördervolumen von 250.000 bis 270.000 Euro ist die Stiftung der größte philanthropische Förderer der Technischen Universität. Das Stifterpaar unterstützt das Grüne Klassenzimmer des Fachbereichs Biologie im Botanischen Garten, den Günter-Eglin-Fonds für die Teilnahme an Unisport-Meisterschaften, das Helmut-Böhme-Stipendium für rumänische Studierende der Polytehnica Bukarest, das Sportforum und gemeinschaftsfördernde Veranstaltungen der TU wie das Fest »meet & move«. International ist der Austausch zwischen dem TU-Institut für Sportwissenschaften und der University of Florida. Seit über 25 Jahren sponsert die Stiftung das deutsch-amerikanische Austauschprojekt »Germerica«. Gefördert werden vor allem Studierende, die als Erste in ihren Familien studieren. Carlo Giersch erfüllte sich seinen Amerikatraum und ging 1961/62 nach New York, wo er ohne große finanzielle Mittel klarkommen musste.

Eigentlicher Schwerpunkt der Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt sind jedoch die Preise, sagt Vorstand Stephan Rapp. Sie machen den größten Anteil der rund 250.000 Euro umfassenden Förderung aus. Darunter findet sich der E-Teaching-Award für Hochschullehrende, der Athene-Preis für Gute Lehre in allen Fachbereichen und die Giersch Excellence Awards, mit denen beste Dok-torarbeiten und Promotionsprojekte ausgezeichnet werden. Der Franziska-Braun-Preis prämiert Best-Practice-Modelle, die Frauen für Forschung und Lehre an der TU begeistern, und die zuletzt hinzugekommene Ehrung für Medizintechnik berücksichtigt den neuen Kooperationsstudiengang Medizintechnik der Goethe-Uni und der TU und daraus resultierende innovative gemeinsame Forschungsprojekte.

Philosophie der Förderkette

Die Zusammenarbeit der Frankfurter und Darmstädter Universität liegt Carlo Giersch am Herzen. Gemeinsam geforscht wird daher auch in der Graduiertenschule im Giersch Science Center in Frankfurt, in der Promovierende der TU, der Goethe-Uni, des FIAS und des GSI Helmholzzentrums für Schwerionenforschung arbeiten. Vorstand Stephan Rapp spricht gern von der »Förderkette« der Stiftung. Die reicht von Schulen und Studierenden über Nachwuchsforschende bis zu Professorinnen und Professoren. Durch eine Stiftungsprofessur wurde 2012 etwa die Gründung des TU-Fachgebiets für Produktion und Supply-Chain-Management initiiert. Im Technologie- und Innovationszentrum in Darmstadt, das ebenfalls der Stiftung gehört, erhalten Start-ups der TU »räumliche« Unterstützung. 1991 verlieh die Universität ihrem Förderer für sein Engagement die Ehrensenatorwürde, auf die er sehr stolz ist. »Stiften macht glücklich«, sagt Carlo Giersch. Und schafft einen bleibenden Wert: »Die Universität lebt schließlich länger als wir.«