Schnelle Beißer aus dem Regenwald

Doktorand der TU entdeckt neue Schnappkiefer-Ameisenart in Ecuador

06.05.2021

Mit nur wenigen Millimetern Länge ist die neu entdeckte Ameisenart Strumigenys ayersthey ein kleiner und unauffälliger Bewohner des ecuadorianischen Regenwaldes. Doch ein genauerer Blick verrät schnell, dass mehr dahintersteckt: Die Ameise gehört zu den sogenannten Schnappkieferameisen, einer Gruppe von Ameisen, welche ungewöhnlich lange Kiefer besitzt und diese mit extrem hohen Geschwindigkeiten verschließen kann. Beschrieben wurde die neu gefundene Art in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Zookeys“. Die Art wurde zu Ehren des kürzlich verstorbenen Künstlers Jeremy Ayers benannt.

Neue Schnappkiefer-Ameisenart Strumigenys ayersthey.

Die Schnappkiefer sind eine erfolgreiche evolutionäre Erfindung: Es gibt über 800 bekannte Arten in der Gattung Strumigenys, und viele davon haben unabhängig voneinander solche Schnappkiefer entwickelt. Die schnell-schließenden Kiefer ermöglichen es ihnen, schnelle Beutetiere wie sogenannte Springschwänze zu fangen, und sie sind damit sehr erfolgreich.

Entdecker Philipp Hönle, ein Doktorand am Fachbereich Biologie an der TU Darmstadt, wusste zunächst nicht, was er vor sich hatte. Er fand das ungewöhnliche Exemplar der Strumigenys-Schnappkieferameise im Jahr 2018 während einer ökologischen Studie im Nordwesten Ecuadors. Die Studie ist ein Pilotprojekt für die internationale, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Forschungsgruppe Reassembly über die natürliche Regeneration von Regenwäldern , initiiert und koordiniert von Professor Nico Blüthgen an der TU Darmstadt. Ameisen sind eine der vielen Organismengruppen, die im Rahmen des Projekts erforscht werden, da sie in unzählige ökologisch-relevante Interaktionen verwickelt sind und eine der häufigsten Gruppen von Insekten im Wald darstellen.

Seltenes Exemplar

Screenshot des 3D-Scans am DESY.
Screenshot des 3D-Scans am DESY.

Überrascht von dem ungewöhnlichen Aussehen der Strumigenys-Ameise, kontaktierte Philipp Hönle einen Experten der Yale Universität, Douglas Booher. Dieser bestätigte schnell, dass es sich um eine unbeschriebene Art handelte. 2019 wurde dann versucht, die Ameisenart wiederzufinden. Doch unter den tausenden von Ameisen, die im Rahmen der ökologischen Studie gesammelt wurden, befand sich kein weiteres Exemplar derselben Art: Bei Strumigenys ayersthey handelt es sich offenbar um eine seltene und möglicherweise bedrohte Art.

Das 2018 gefundene und bislang einzig bekannte Ameisenexemplar wurde zur genaueren Untersuchung am Deutschen Elektronen Synchrotron (DESY) in Hamburg eingescannt. Der Scan erlaubt ausgiebige und detaillierte Einblicke in den genauen Körperbau. Mit seiner Hilfe wurde ein virtuelles 3D-Modell der Ameise erstellt, das nun jeder Interessierte herunterladen kann. Douglas Booher entdeckte außerdem bei Strumigenys ayersthey eine ungewöhnliche Kieferstruktur, die am Schnappkiefermechanismus beteiligt war. Booher und Hönle hoffen, dass die Beschreibung der neu gefundenen Art den Anreiz zu weiterer Forschung über die Funktion und Evolution von Schnappkieferameisen gibt.

sip