Engagement und Strahlkraft

TU Darmstadt verleiht Athene-Preise für Gute Lehre 2021

25.11.2021

Zum Abschluss des Tages der Lehre sind am 24. November an der TU Darmstadt die Athene-Preise für Gute Lehre der Carlo und Karin Giersch-Stiftung verliehen worden. Die Preise sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert und würdigen TU-Angehörige, die sich um eine ausgezeichnete Lehre verdient gemacht haben. Die Verleihung fand als Hybrid-Veranstaltung im Köhler-Saal statt und wurde von dort per Livestream übertragen.

Die Athene-Preise würdigen die besondere Bedeutung der akademischen Lehre an der TU Darmstadt. Jeder Fachbereich vergibt dazu einen Athene-Fachbereichspreis, aus denen dann der Athene-Hauptpreis ausgewählt wird.

Dieser mit 5.000 Euro dotierte Athene-Hauptpreis ging dieses Jahr an Alessio Campitelli vom Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften für sein außergewöhnliches Engagement bei der Betreuung und der kontinuierlichen Verbesserung der Lehre an der TU Darmstadt und darüber hinaus. Alessio Campitelli hat an der TU Darmstadt Umweltingenieurwissenschaften studiert und ist seit 2014 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut IWAR im Fachgebiet Stoffstrommanagement und Ressourcenwirtschaft. Er ist dort verantwortlich für ein großes Portfolio an Lehrveranstaltungen, die er selbstständig betreut und zum Teil selbst entwickelt hat. Zudem lehrt er nicht nur an der TU, sondern im Rahmen von BMBF- und DAAD-geförderten Projekten auch an Universitäten in Marokko und der Elfenbeinküste. Wir haben den Preisträger zu seiner Motivation und Herangehensweise in der Lehre befragt.

TU Darmstadt: Was motiviert Sie, sich für die Lehre zu engagieren?

Alessio Campitelli: Lehren heißt für mich Verantwortung. Wir Lehrende haben eine große Verantwortung, weil wir Wissen vermitteln. Dabei müssen wir vieles beachten. Gerade zu Beginn einer Lehrtätigkeit können die Herausforderungen groß sein, wenn zum Beispiel die pädagogische Erfahrung fehlt. Ich hatte anfangs viele Fragen und fühlte mich oft unsicher. Dagegen wollte ich etwas tun. Ich wollte meine Lehre reflektieren und neue Kompetenzen entwickeln. Deshalb habe ich die Weiterbildung „Zertifikat Hochschulehre“ der hochschuldidaktischen Arbeitsstelle absolviert. Dieses Angebot hat mir geholfen, Kompetenzen im Bereich der hochschuldidaktischen Lehre aufzubauen und die Lehrqualität zu verbessern, was nun den Studierenden und deren Ausbildung zugutekommt.

In meiner nun fast 10-jährigen Lehrtätigkeit habe ich vieles erlebt – auch Kritisches und Unangenehmes. Es überwiegen jedoch die schönen Situationen, bei denen beispielsweise Studierende auf mich zukommen und sich für die gute Betreuung bedanken, die interessanten Vorträge und Vorlesungsinhalte oder mir mitteilen, dass ich sie in ihrer Laufbahn positiv geprägt habe. Diese Momente sind es, die mir immer wieder vor Augen halten, dass das, was ich mache, gut und sinnvoll ist.

Was macht Ihre Lehrveranstaltungen besonders?

Wichtig ist mir, die Studierenden trotz individuellen Vorwissens abzuholen. Ich halte überwiegend Module zur Abfall- und Kreislaufwirtschaft und versuche, durch Alltagsbeispiele oder Probleme wie zum Beispiel Meeresverschmutzung, Lebensmittelverschwendung oder Abfallentsorgung in Ländern des globalen Südens, das Interesse der Studierenden zu wecken, sodass ich sie im besten Fall mit meiner Begeisterung für das Thema anstecken kann. Ich möchte, dass sich die Studierenden auch zukünftig für diese Themen interessieren und engagieren, denn nur gemeinsam kann man diese globalen Herausforderungen meistern.

Des Weiteren bin ich ein Freund von starker Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden. Frontalvorlesungen sind weder für mich noch für die Studierenden angenehm, deshalb gebe ich mir viel Mühe, auch andere Methoden (Rollenspiele, Think-Pair-Share, Mini-Befragungen, etc.) einzusetzen, um die Interaktion der Studierenden zu erhöhen und mehr Raum für Diskussion zu bieten. Dies ist beispielsweise durch die Methode des Flipped Classroom sehr gut machbar, bei dem die Vorlesungsinhalte online zur Verfügung gestellt werden und die Studierenden an den Präsenzterminen bestimmte Übungen bearbeiten oder wir gemeinsam diskutieren und Themen tiefergehend reflektieren. Neben der Arbeit mit Texten nutze ich auch Videos, um Themen einzuleiten oder als Anregung für Diskussionen.

Inwiefern lernen die Studierenden dadurch besser? Wie ist die Reaktion der Studierenden?

Durch die verstärkte Aktivierung der Studierenden in den Lehrveranstaltungen und die Diskussion von relevanten Lehrveranstaltungsinhalten kann die Motivation steigen, mehr über die behandelten Themen zu erfahren. Das kann im Umkehrschluss dazu führen, dass die Studierenden einfacher und schneller Wissen aufnehmen und besser für die Prüfungen vorbereitet sind. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. Trotzdem sehe ich immer Optimierungspotenzial und versuche daher, das konstruktive Feedback der Studierenden umzusetzen.

Die Sonderpreise

Sonderpreis Digitale Lehre

Den Sonderpreis Digitale Lehre in Höhe von 5.000 Euro erhalten Dr. Martin Adam, Konstantin Roethke und Gregor Albrecht vom Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften für die Entwicklung und den Einsatz von Data Analytics Tools zur nachweislichen Förderung der mentalen Gesundheit der Studierenden im Masterstudium.

Die Masterveranstaltung „Wohlbefinden verbessern mit Data Analytics“ wurde initiiert, um die zunehmende Relevanz der psychischen Gesundheit verstärkt in die Lehre und somit das studentische Leben an der TU Darmstadt zu tragen. Dabei wird die fachgebietsinterne Forschung der Wirtschaftsinformatik am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften mit Expertise über positive Psychologie synthetisiert und um moderne Data Analytics Tools ergänzt. Die Veranstaltung soll insbesondere verdeutlichen, wie Forschung im Alltag der Studierenden in Form eines „blended learning“-Ansatzes angewendet werden kann, um wissenschaftliche Erkenntnisse in Verbindung mit Digitalisierung direkt in das private Leben zu tragen. Das Ziel dabei ist, dass Studierende nach dem Besuch der Veranstaltung nicht nur ein besseres Verständnis für ihr Wohlbefinden haben, sondern sich tatsächlich wohler fühlen und ihr Wohlbefinden selbst empirisch mit modernen Data Analytics Tools (anonym) verfolgen können.

Sonderpreis Gender- und Diversitysensible Lehre

Der mit 5.000 Euro dotierte Sonderpreis Gender- und Diversitysensible Lehre wird Han Dittmar, Kilian Heckenberger, Melissa Meinel und Miriam Seebach vom Fachbereich Chemie verliehen für die eigenständige Konzeption einer fachübergreifenden Lehrveranstaltung als Ringvorlesung, die die Wichtigkeit von Diversität vermittelt.

Das Team aus Studierenden und Promovierenden hat eigenständig ein spezielles Konzept für eine fachübergreifende Lehrveranstaltung entworfen und realisiert, die als Ringvorlesung eine Verankerung in der Mathematik und den Naturwissenschaften hat, aber Studierenden und Interessierten aller Studienrichtungen offensteht. Somit kommt der Veranstaltung, mit ihrer überfachlichen Orientierung, eine interdisziplinäre Brückenschlagfunktion zu. Die Veranstaltung ist neu und wurde erstmals im Wintersemester 2020/21 realisiert. Insbesondere lernen die Teilnehmenden Möglichkeiten und Grenzen kennen, Stereotypen zu dekonstruieren und befassen sich mit neuen Formen der Netzwerkbildung im akademischen und industriellen Kontext. Zudem widmen sie sich Role Models für akademische Karrieren und Beispielen für Wissenschaftskommunikation jenseits der Fachcommunity. Darüber hinaus werden wichtige gesellschaftliche Aspekte adressiert, die das miteinander Leben und Forschen im universitären Kontext innerhalb und außerhalb der Fachkultur national und international betreffen.

Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre

Ebenfalls mit 5.000 Euro dotiert ist der Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre, mit dem Prof. Alexander Löwer, Prof. Reinhold Bertrand, Prof. Clemens Müller, Dr. Agata Staniek, Maik Mendler, Martin Michel, Dr. Enrico Bruder, Anna Honneff und Marianne Herzberger-Nickibauer für das Projekt INSPIRED 2021 ausgezeichnet wurden – ein diverses virtuell durchgeführtes interdisziplinäres und internationales Studienprojekt.

Die International Project Week for Interdisciplinary Research-Oriented Digital Learning (INSPIRED) ist seit 2020 Teil des Sommerprogramms der europäischen Universitätsallianz Unite!, einem Zusammenschluss von sieben europäischen Universitäten, der von der TU Darmstadt koordiniert wird. INSPIRED und Unite! verfolgen ähnliche Ziele: die Förderung der Interaktion und Zusammenarbeit zwischen Studierenden über Fächer- und nationale Grenzen hinweg. Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die INSPIRED-Projektwochen von einem internationalen Präsenzprojekt vor Ort an der TU Darmstadt in ein vollständig digitales Format überführt. Die INSPIRED-Projektwochen bieten durch Kooperation in einem internationalen Team Studierenden die Möglichkeit, komplexe Fragestellungen jenseits der eigenen Disziplin zu adressieren und so ihren Horizont zu erweitern. Die Aufgabenstellung wird von allen beteiligten Fächern gemeinsam entwickelt und ist so angelegt, dass sie nur durch eng verzahnte Beiträge aller Fächer gelöst werden kann. Die Zusammenarbeit auf Englisch und mit internationalen Studierenden fördert interkulturelle Schlüsselkompetenzen. Durch die praktische Projektarbeit in einer virtuellen Arbeitsumgebung trainieren die Studierenden digitale Kompetenzen, die ihnen für ihr weiteres Studium und die Berufswelt zugutekommen.

Rechts- und Wirtschaftswissenschaften: Professor Dirk Schiereck für herausragendes Engagement und hervorragende Lehre sowie die Ergänzung der digitalen Lehre um regelmäßige, zeitfixe Live-Formate während der COVID-Pandemie.

Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften: Miriam Grabarits für anhaltendes außerordentliches Engagement und außergewöhnliche Qualitätsentwicklung in der geschichtsdidaktischen Lehre.

Humanwissenschaften: Professor Frank Jäkel für seine Ansprechbarkeit, sein Engagement, seine Begeisterungsfähigkeit in der Lehre, seine guten Lehrmaterialien und seine besonders guten Antworten auf Fragen.

Mathematik: Swantje Mahncke, Marc Heindl und Carsten Litzinger stellvertretend für das OWO-Orga-Team für die herausragende Organisation der Orientierungswoche des Fachbereichs Mathematik, insbesondere während der Pandemie.

Physik: Dr. Thomas Trebing für die engagierte Ausbildung und Betreuung der Tutorinnen und Tutoren des Fachbereiches Physik.

Chemie: Dr. Stefan Immel für sehr gute Lehre und eine herausragende Vorlesung, die in der Ausgestaltung und Darstellung als Online-Vorlesung außergewöhnlich ansprechend war.

Biologie: Dr. Christian Storm für die gute Lehre und das außerordentliche Engagement in der Lehre.

Material- und Geowissenschaften: Professor Jan Philipp Hofmann für sein Engagement während der Coronapandemie.

Bau- und Umweltingenieurwissenschaften: Alessio Campitelli für sein außergewöhnliches Engagement bei der Betreuung und der kontinuierlichen Verbesserung der Lehre an der TU Darmstadt und darüber hinaus.

Architektur: Professor Martin Knöll, Gladys Vásquez Fauggier und Professorin Sabine Hopp von der Forschungsgruppe Urban Health Games für das Seminar „Public Life Studies / Comparative Urbanism“, das trotz Pandemie neue Wege für digitale Kooperationen mit Virginia Tech beschritt. Beteiligte Institutionen und Personen: Washington-Alexandria Architecture Center (WAAC), School of Architecture + Design, Professorin Susan Piedmont-Palladino, Scott Archer, Urban Affairs and Planning (UAP), School of Public and International Affairs, Professor Ralph Buehler, International Office at the Department of Architecture, Valentina Visnjic Lang und Anna Luise Schubert.

Maschinenbau: TOR-Gruppe: Professor Peter Pelz, Imke Lorenz, Marvin Meck, Tim Müller, Manuela Richter für die hervorragende Betreuung und das große Entfaltungspotential für Studierende.

Elektrotechnik und Informationstechnik: Julian Euler, Christopher Katins, Maximilian Kratz und Daniel Stein für das herausragende Engagement bei der pandemiebedingten Konzeptumstellung der Orientierungswochen des Fachbereichs sowie deren Durchführung.

Informatik: Peter Berenike, Bernadette Peter, David Eckhardt, Florian Piana, Idris Babay, Jan Braun, Janina Fritzke, Joachim Schmidt, Jonas Guenster, Konstantin Meudt, Leon Krause, Lukas Peter, Mark Wetter, Marvin Christian, Mateusz Pawlowski, Maximilian Hummel, Patrick Wienhold, Paul Hermann, Peter Mader, Rilind Demaj, Simon Gröger, Thilo Fiedler und Tristan Schulz für die hervorragende Betreuung der Kleingruppenübungen der Lehrveranstaltung Rechnerorganisation und die Weiterentwicklung der Inhalte und Lehrformen.

Bildergalerie: Fachbereichspreise

Rückblick: Der Mitschnitt der Veranstaltung

Der Preis

Der Athene-Preis für Gute Lehre wird seit 2010 jährlich an Einzelpersonen, Personengruppen oder an Organisationseinheiten eines Fach- oder Studienbereichs vergeben.

Nominierungen für den Preis beziehen sich auf Best-Practice-Modelle und können Konzepte, Maßnahmen, Projekte, Lehrveranstaltungen, persönliches Engagement, Verfahren oder andere Ansätze im Bereich der Lehre auszeichnen. Es können Personen oder Gruppen aus allen Qualifikationsebenen – von Studierenden bis Professorinnen und Professoren – vorgeschlagen werden.

Die Athene-Preise für Gute Lehre sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert. In allen Fachbereichen wird je ein Preis verliehen, aus allen Fachbereichspreisen wird ein Hauptpreis ausgelobt. Für die Sonderpreise bildet der Senatsausschuss Lehre der TU Darmstadt die zentrale Jury unter der Leitung des Vizepräsidenten für Studium und Lehre sowie Diversität.

Alle Preise würdigen die akademische Lehre an der TU Darmstadt.

Tag der Lehre

An der TU Darmstadt findet alljährlich der „Tag der Lehre“ statt. diesem Jahr stand die Strategieentwicklung in Studium und Lehre im Mittelpunkt. In Workshops wurden dafür Anregungen und Ideen erarbeitet. Den feierlichen Abschluss des Tags der Lehre bildet traditionell die Preisverleihung zum Athene-Preis für Gute Lehre.

cst