Die TU Darmstadt als Partnerin des Mittelstands

Kompetenz für die digitale Transformation

30.11.2021 von

Die Digitalisierung bietet kleinen und mittelständischen Betrieben neue Möglichkeiten, um Wertschöpfung zu gestalten. Zugleich ist sie verknüpft mit vielfältigen Herausforderungen, die über die Lösung technischer Fragen hinausgehen. Das Mittelstand-Digital Zentrum Darmstadt (MDZ) und die aus der TU Darmstadt ausgegründete Impact Transferzentrum GmbH & Co.KG begleiten Unternehmen durch die Phasen der digitalen Transformation.

Was befindet sich wann, wo und in welchem Zustand? Traceability, also die Rückverfolgbarkeit von Produktzuständen in der Produktion, ist der Fachbegriff für ein Konzept, um Fertigungsprozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten sowie Qualität und Service zu verbessern. Wie dies in der Praxis funktioniert, können interessierte Betriebe im Center für industrielle Produktivität (CiP) des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie- und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt in einer realen Produktionsumgebung und anhand eines echten Produkts anschaulich erleben. Das CiP demonstriert, wie bereits bestehende Anlagen mittels digitaler Technologien und KI-Lösungen aufgerüstet werden können. Und das auf dem Campus Lichtwiese benachbarte Energieeffizienz-, Technologie- und Anwendungszentrum (ETA) zeigt ebenso anschaulich, wie die nachhaltige Gestaltung neuer Anlagen funktioniert.

Austausch zwischen Forschung und Praxis

Beide Lernfabriken bilden die zentrale Infrastruktur für den Austausch von Digitalisierungswissen zwischen Forschung und betrieblicher Praxis, den ein breit aufgestelltes Konsortium in Darmstadt im Rahmen des Mittelstand-Digital Zentrums Darmstadt weiter vorantreiben will. Unter dem Motto „Informieren, qualifizieren, unterstützen“ begleitet das 18köpfige Team des MDZ kleine und mittelständische Industrieunternehmen bei der digitalen Transformation. Digitale Bildung, Cloud-Anwendungen, Künstliche Intelligenz, neue Geschäftsmodelle, vernetzte Wertschöpfung und IT-Sicherheit: „Wir haben es mit einer enormen Themenfülle zu tun“, erklärt Dr. Rupert Glass, der gemeinsam mit seinem Forschungskollegen aus dem PTW, Dr. Maximilian Meister, die Geschäftsführung des MDZ übernommen hat.

Individuelle Beratung

Der Transfer-Experte beobachtet, dass inzwischen eine wachsende Zahl kleiner und mittelständischer Unternehmen nicht nur sensibilisiert ist für Themen wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge, sondern auch souveräner mit solchen Entwicklungen umgeht. Die zentralen Fragen sind mittlerweile: Welchen konkreten Mehrwert bietet die Digitalisierung für meinen Betrieb? Und wie kann ich die technologischen Lösungen, die für mich Sinn machen, umsetzen? „Der Mittelständler will wissen: Was bringt es mir?“, sagt Glass. „Wir wollen den individuellen Nutzen möglichst greifbar und auch quantifizierbar machen.“ Standardisierte Antworten gebe es dabei nicht.

Die Teammitglieder, die sich selbst als „Digitalisierungsbegleiterinnen und -begleiter“ verstehen, gehen zugleich ganzheitlich und bedarfsgerecht vor. Sie informieren über konkrete Anwendungsgebiete, zum Beispiel anhand von Demonstratoren in den beiden Lernfabriken oder im Rahmen von Roadshows, und vermitteln in Workshops Wissen zu Schwerpunktthemen wie der plattformbasierten Wertschöpfung, menschenzentrierten Arbeitsgestaltung oder auch IT- und Datensicherheit. Sie beraten in Fachgesprächen und betreuen in ausgewählten Betrieben Digitalisierungsprojekte. Profitieren können die beteiligten KMUs zudem von einem Netzwerk regionaler Multiplikatoren aus Unternehmen, Verbänden und der Wirtschaftsförderung und so können sie mit Expertinnen und Experten in einen offenen Austausch zum wechselseitigen Vorteil treten.

Kostenlos dank Bundesförderung

„Wir stellen den Betrieben Forschungswissen schnell, aus erster Hand und, durch die Bundesförderung aktuell kostenlos, zur Verfügung – nicht nur zur Digitalisierung von Prozessen oder Künstlicher Intelligenz, sondern auch zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks“, betont Professor Joachim Metternich, Sprecher des MDZ und PTW-Leiter. Die erfolgreiche Arbeit des bis 2024 öffentlich geförderten Transferzentrums soll nun verstetigt werden und die geschaffenen Strukturen, Formate und Netzwerke sollen perspektivisch für einen breiteren Nutzerkreis zur Verfügung stehen.

Glass und Meister haben deswegen im Mai 2021 die Impact Transferzentrum GmbH & Co.KG gegründet. Sie soll eng verzahnt mit dem MDZ agieren und das Zentrum in eine wirtschaftlich unabhängige Dienstleistungsorganisation überführen, die in Kooperation mit der TU Darmstadt und ihrem Gründungs-Ökosystem Beratungen und Schulungen zur digitalen Transformation und schlanken Wertschöpfung durchführt, sowie Fach- und Methodenkompetenz vermittelt. Mit diesem Betreuungsangebot „vom Konzept bis zur Umsetzung“ wollen die beiden Gründer „die Menschen in den Unternehmen so befähigen, dass sie auf aktuelle Entwicklungen reagieren und ihre Problemstellungen selbst lösen können“.

Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider,
Vizepräsident für Transfer und Internationalisierung der TU Darmstadt

„Die Gründung des Zentrums ist ein wichtiges Element, um die Innovationskraft in der Region Frankfurt-Rhein-Main weiter auszubauen. Zugleich bereichert sie unser hervorragendes Gründungs-Ökosystem und etabliert ein professionelles Angebot, das langfristig über den Klein- und Mittelstand hinaus ausstrahlen kann. Es passt damit optimal zu uns als Europäische Technische Universität, da es die Wettbewerbsfähigkeit in unserer Region für Europa stärkt.“

Porträtbild von Vizepräsident Professor Dr.-Ing. Jens Schneider

Fakten und Zahlen

Das unter Federführung des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie- und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt im September 2021 gestartete Mittelstand-Digital Zentrum Darmstadt (MDZ) ist aus dem Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Darmstadt (MiT4.0) hervorgegangen. Es wird bis Ende August 2024 im Rahmen des Förderschwerpunkts „Mittelstand-Digital“ vom Bundesministerium für Wirtschaft (BMWi) mit 5,45 Millionen Euro gefördert.

Zum MDZ-Konsortium gehören seitens der TU Darmstadt das Fachgebiet Datenverarbeitung in der Konstruktion (DiK), das Institut für Arbeitswissenschaft (IAD) sowie das Institut für Produktionstechnik und Umformmaschinen (PTU). Außerdem gehören die Fraunhofer-Institute für Graphische Datenverarbeitung (IGD) und für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit (LBF) sowie die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar dem Verbund an. Das MiT 4.0 erreichte zwischen 2016 und 2021 14.000 Teilnehmende, verwirklichte 26 Digitalisierungsprojekte, entwickelte 27 Demonstratoren und führte 746 Veranstaltungen sowie 139 Fachgespräche durch.