Erwin-Schrödinger-Preis 2021: Zwei Forscher der TU Darmstadt ausgezeichnet

Durchbruch für Kernspinresonanz und Magnetresonanztomographie

17.02.2022

Der „Erwin-Schrödinger-Preis 2021 – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ ist an ein internationales und interdisziplinäres Team von Forschenden unter Beteiligung der TU Darmstadt und der Universität Mainz verliehen worden. Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Prämiert wurde die Entwicklung einer kostengünstigen und außerordentlichen Verstärkung der Magnetresonanzsignale, die vielversprechend in der Analytik genutzt werden kann. Die Auszeichnung ist auch ein Erfolg für den Verbund der Rhein-Main-Universitäten (RMU) und die Wissenschaftsregion Rhein-Main.

Professor Gerd Buntkowsky vom Fachbereich Chemie

Unter den zwölf Ausgezeichneten sind mit Professor Gerd Buntkowsky und seinem ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter Stephan Knecht vom Fachbereich Chemie gleich zwei Wissenschaftler der TU Darmstadt vertreten. Die Arbeitsgruppe „Physikalische Chemie der kondensierten Materie“ von Professor Buntkowsky forscht seit langem an der Weiterentwicklung der Magnetresonanztomografie, auch im Verbund mit der RMU.

„Eine der größten Herausforderungen der Kernmagnetischen Resonanz (NMR und MRT) ist ihre vergleichsweise geringe Signalempfindlichkeit. Zur Lösung dieses Problems beschäftigt sich mein Arbeitskreis an der TU Darmstadt mit der Entwicklung und Anwendung von Methoden zur Signalverstärkung, um damit ihr Anwendungsspektrum in Chemischer Analytik und klinischer Diagnostik zu erweitern.“, sagt Gerd Buntkowsky, Professor für Physikalische Chemie. „Durch die kombinierte Expertise der Forschenden aus Chemie, Physik, Biochemie und Medizin ist uns nun ein bedeutender Schritt zu ihrer Verbesserung gelungen, der zum Beispiel zukünftig eine direkte Beobachtung der Wirksamkeit einer Tumortherapie über den Tumorstoffwechsel im MRT ermöglichen kann.“

Durch die kombinierte Expertise der Forschenden aus Chemie, Physik, Biochemie und Medizin ist uns nun ein bedeutender Schritt gelungen.

Professor Gerd Buntkowsky

Die Kernspinresonanz gehört zu einer Standardmethode der Analytik, um die Struktur und Dynamik von Materialien und lebenden Objekten zu ermitteln. Inklusive der Kernspintomographie wird die Methode unter anderem in der Chemie, der Biochemie und der Medizin eingesetzt. Bei beiden Verfahren eignen sich Flüssigkeiten besonders gut als Kontrastmittel für die Untersuchung. Allerdings stoßen die bisherigen Methoden an ihre Grenzen: Die Wechselwirkung von Kernspins mit ihrer Umgebung ist sehr schwach und die Methoden weisen daher eine geringe Empfindlichkeit auf. Hier setzt die Neuentwicklung an: Zur Überwindung dieser Einschränkung haben die Forschenden eine Reihe von sogenannten „Hyperpolarisierungstechniken“ entwickelt. Dabei handelt es sich um chemische und physikalische Verfahren, mit denen Atome und Moleküle so präpariert werden können, dass ihre Magnetresonanzsignale um einen Faktor von etwa einer Million verstärkt werden und dies auch noch kostengünstig.

Hyperpolarisationstechniken sind sehr aufwendig und können zurzeit nur in wenigen Kliniken weltweit eingesetzt werden. Möglich wurde dieses Projekt erst durch die Kooperation des Teams aus Chemikern, Physikern, Ingenieuren, Biologen und Mitarbeitern aus der klinischen Praxis. Das Team setzt sich zusammen aus Expertinnen und Experten aus Deutschland, England, Italien, und den USA, beteiligt sind neben der TU Darmstadt das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, das Helmholtz Institut Mainz, die Johannes-Gutenberg Universität Mainz, die Technische Universität Kaiserslautern, die Universität Southampton und die Universität Turin.

Erwin-Schrödinger-Preis

Mit dem Erwin-Schrödinger-Preis würdigen die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft gemeinsam herausragende wissenschaftliche Leistungen. Die Auszeichnung soll in besonderer Weise die interdisziplinäre Forschung honorieren, die in Grenzgebieten zwischen verschiedenen Fächern der Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften erzielt worden sind und an denen Vertreter mindestens zweier Fachrichtungen mitgewirkt haben.

Erfolg von Chemotherapie früher erkennen

Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) oder Kernspinresonanz lassen sich Weichteile des Körpers wie das Gehirn, Bandscheiben oder auch die Bildung von Tumoren untersuchen. Einem internationalen Team am Helmholtz-Institut Mainz (HIM) ist nun ein wichtiger Fortschritt auf dem Gebiet der MRT gelungen.

Preisträgerinnen und Preisträger

Ausgezeichnet mit dem mit 50.000 Euro dotierten Preis werden James Eills, Danila Barskiy, John Blanchard und Dmitry Budker vom Helmholtz Institut Mainz/Universität Mainz, Stephan Knecht und Gerd Buntkowsky von der TU Darmstadt, Kerstin Münnemann von der TU Kaiserslautern, Laurynas Dagys und Malcolm H. Levitt von der Universität Southampton und Eleonora Cavallari, Francesca Reineri und Silvio Aime von der Universität Turin.

Helmholtz-Gemeinschaft/cst