Politische Gewalt erforschen

Fünf hessische Forschungsinstitute kooperieren in neuem Verbundprojekt zu Transformationen politischer Gewalt

31.03.2022

Welchen Effekt haben globale Entwicklungen wie Technologisierung und Klimawandel auf politische Gewalt? Wie kann politische Gewalt von internationalen Institutionen begrenzt oder aber legitimiert werden? Wie wird sie gedeutet und gerechtfertigt? Diesen Fragen widmet sich das neue interdisziplinäre Verbundprojekt „Regionales Forschungszentrum – Transformations of Political Violence (TraCe)“, an dem die TU Darmstadt beteiligt ist. Insgesamt arbeiten hier fünf hessische Forschungsinstitute zusammen.

Ein Forschungsfeld befasst sich mit den komplexen Beziehungen zwischen veränderten Deutungs- und Rechtfertigungsmustern von politischer Gewalt und verschiedenen Erinnerungsräumen.

Das Verbundprojekt stärkt auch die Aktivitäten der Rhein-Main-Universitäten.

An dem Zentrum, das im April seine Arbeit aufnimmt, sind neben der TU das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), die Goethe-Universität Frankfurt (GU), die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und die Philipps-Universität Marburg (UMR) beteiligt. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit ca. 5,2 Millionen Euro gefördert.

Mit der Errichtung des Regionalen Forschungszentrums intensivieren die Partnerinstitutionen ihre Zusammenarbeit und bündeln ihre Forschungen auf dem Gebiet der Gewaltforschung. Es entsteht ein regionales Kompetenzzentrum für Forschung, Lehre und Wissenstransfer, das international sichtbar ist und dessen Erkenntnisse systematisch zur Einhegung und Prävention politischer Gewalt beitragen. Das Forschungszentrum ist interdisziplinär besetzt: Es bringt unterschiedliche Perspektiven aus Politikwissenschaft, Soziologie, Geschichts- und Rechtswissenschaften, Sozialanthropologie, Sozialpsychologie, Kultur- und Sprachwissenschaften und Informatik sowie unterschiedliche methodologische Ansätze zusammen.

Eindämmung politischer Gewalt zum Ziel

Zielsetzung des Verbundvorhabens ist es, die Konsequenzen gegenwärtiger Gewalttransformationen für den innergesellschaftlichen und internationalen Frieden zu identifizieren und Strategien zur Eindämmung politischer Gewalt unter den sich verändernden Bedingungen zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wird Typen und Ebenen politischer Gewalt systematisch in drei thematischen Forschungsfeldern analysieren. Das erste Forschungsfeld beschäftigt sich mit dem Formenwandel politischer Gewalt und dem Einfluss globaler Trends wie Technologisierung und Klimawandel auf Gewaltdynamiken. Das zweite Forschungsfeld geht der Frage nach, wie internationale Institutionen politische Gewalt einhegen, aber auch legitimieren und wie neue Gewaltformen institutionell erfasst werden können. Das dritte Forschungsfeld befasst sich mit den komplexen Beziehungen zwischen veränderten Deutungs- und Rechtfertigungsmustern von politischer Gewalt und verschiedenen Erinnerungsräumen wie zum Beispiel Städten. In einem übergreifenden vierten Forschungsfeld werden Wechselwirkungen zwischen dem Formwandel, der institutionellen Hegung und Interpretationen politischer Gewalt untersucht.

Um die Forschung des Verbundprojektes in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, wird der Austausch mit der Gesellschaft gesucht. So sollen Forschungserkenntnisse auch für die politische Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement und den Wissenschaftsjournalismus nutzbar gemacht werden. Das Verbundprojekt geht auf eine bundesweite Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Förderung und Weiterentwicklung von Forschungsverbünden im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung zurück.

Von Seiten der TUDa sind Professorin Sybille Frank (Institut für Soziologie), Professor Nicolai Hannig (Institut für Geschichte), Professor Markus Lederer (Institut für Politikwissenschaft) und Professor Christian Reuter (Fachbereich Informatik, Arbeitsgebiet Wissenschaft und Technik für Frieden und Sicherheit) als Principal Investigators beteiligt. Sie forschen insbesondere im ersten und dritten Forschungsfeld des Verbundprojekts zu Formen und Interpretationen politischer Gewalt. Die TU wird vom BMBF mit etwa 940.000 Euro gefördert.

HSFK