Außergewöhnliche Lehrformate prämiert

TU Darmstadt verleiht Athene-Preise für Gute Lehre 2022

2022/11/24

Am Mittwoch (23.11.) sind an der TU Darmstadt von der Carlo und Karin Giersch-Stiftung die Athene-Preise für Gute Lehre verliehen worden. Die Auszeichnungen würdigen die akademische Lehre an der TU Darmstadt und sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung bildet traditionell den feierlichen Abschluss des Tags der Lehre, der sich aktuellen Fragestellungen und Herausforderungen im Bereich Studium und Lehre an der TU Darmstadt widmet.

Mit den Athene-Preisen soll die Bedeutung der Hochschullehre für die TU Darmstadt besonders hervorgehoben werden. Dazu verleiht jeder Fachbereich einen Athene-Fachbereichspreis, aus dem dann der Athene-Hauptpreis ausgewählt wird.

Der Athene-Hauptpreis, der mit 5.000 dotiert ist, wurde dieses Jahr an Dr. Stefan Schülke und Dr. Martina Anzaghe vom Fachbereich Biologie verliehen, für das mehr als außergewöhnliche Engagement und die Hingabe zur Lehre in den Mastermodulen zum Thema Immunologie. Die beiden sind auch die Preisträgerin und der Preisträger des Fachbereichspreises Biologie.

In den Lehrveranstaltungen gelingt es den Dozierenden mit ungewöhnlichen Lehr- und Prüfungsformen für den Themenbereich Immunologie zu begeistern. So wird beispielsweise im Modul „Klinische Immunologie“ in jeder Sitzung gemeinsam mit den Studierenden eine Folge der Serie „Dr. House“ mit immunologischen Themen analysiert. Die Krankheitsbilder und ihre Symptome werden gemeinsam erarbeitet und durch Vorlesungen ergänzt. Die Folgen werden dabei aufwendig vorbereitet und ausführlich kontextualisiert. Zudem werden fachliche Fehler der Serie aufgegriffen und dadurch wichtiges zusätzliches immunologisches Wissen vermittelt. Um dieses Format zu ermöglichen, hat Schülke die kostenintensive Vorführlizenz mit seinen privaten Geldmitteln erworben. In der Prüfung zum Modul führen Studierende ein Anamnesegespräch mit Statist:innen und können so ihr erworbenes Wissen unter Beweis stellen.

Die Sonderpreise

Sonderpreis Digitale Lehre

Den Sonderpreis Digitale Lehre in Höhe von 5.000 Euro erhielten André Seyfarth, Miriam Higner und Bärbel Kühner-Stier vom Fachbereich Humanwissenschaften für das Lehrkonzept „Learning with Tiny Articles“ als vernetzter partizipativer Lernraum. Das Lehrkonzept konnte zeigen, wie eine Zusammenführung von didaktischen Überlegungen und digitalen Tools in der Lehre gelingen kann.

Die Konzeption orientiert sich an Leitfragen, die innerhalb der Vorlesung durch verschiedene Gäste wissenschaftlich beleuchtet und kontrovers diskutiert wurden. Wöchentlich waren die Studierenden dazu eingeladen, durch begleitende Schreibübungen in Form von Kurztexten, sogenannte Tiny Articles, ihre Gedanken, Intentionen, aber auch ihre Irritationen und Fragen festzuhalten und sie in einem geschützten Rahmen im Tutorium mit ihren Kommiliton:innen zu teilen – begleitet von dem Wunsch, schon sehr früh im Studium zu einem reflexiven Schreibprozess einzuladen. Die dabei entstandenen ersten (vor)-wissenschaftlichen Texte wurden eine Woche später mit Hilfe digitaler Tools im Tutorium in einem wissenschaftlich inspirierten Peer-Review Prozess gegenseitig reflektiert und kommentiert. Im geschützten Offenlegen konnte ein lernendenzentrierter kooperativ vernetzter Lernraum entstehen, der Praxen des wissenschaftlichen Arbeitens und Publizierens modellhaft erprobt. Dem Einsatz digitaler Tools kam dabei eine entscheide Brückenfunktion zu.

Sonderpreis Gender- und Diversitysensible Lehre

Der mit 5.000 Euro dotierte Sonderpreis Gender- und Diversitysensible Lehre ging an Christian Ruder vom Fachbereich Biologie für die Konzeption des Seminars „Sexualerziehung“, das sich auf vielfältige Weise mit den Ansprüchen gender- und diversitätssensibler Lehre auseinandersetzt.

Der Schwerpunkt des Seminars lag nicht auf der reinen Vermittlung von Fachwissen, sondern Themen wie Fortpflanzung, Identität, Beziehung, Kommunikation, Lust und Selbstbestimmtheit standen im Fokus. Somit zielte die Lehrveranstaltung neben dem fachlich fundierten Wissensaufbau auf überfachliche Ziele, wie die gender- und diversitätssensible Sprach- und Kommunikationsfähigkeit in einem tabuisierten Themenfeld und auf die Entwicklung einer Haltung, die sich an der Würde des Menschen orientiert. Besonderer Wert wurde zudem auf vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation gelegt, da im Themenfeld Sexualerziehung die Privatsphäre und Bedürfnisse der Studierenden besonders berücksichtigt werden müssen und mangels professioneller Sprache der Austausch unter den Teilnehmenden oft erschwert ist.

Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre

Ebenfalls mit 5.000 Euro dotiert ist der Sonderpreis Interdisziplinäre Lehre, mit dem in diesem Jahr das Projekt SensUs für die interdisziplinäre Entwicklung innovativer Biosensoren zur Anwendung im Gesundheitswesen im internationalen Studierendenwettbewerb SensUs ausgezeichnet wurde.

SensUs ist ein internationaler, interdisziplinärer Studierendenwettbewerb, organisiert von Studierenden der TU Eindhoven für Studierende der ganzen Welt. Ziel ist die Entwicklung neuer innovativer Biosensoren zur Anwendung im Gesundheitswesen. Jedes Jahr ist eine neue spezifische gesellschaftsrelevante Aufgabenstellung zu bearbeiten. Im diesjährigen Wettbewerb gilt es, ein Biosensorssystem zu entwickeln, um eine akute Inflammation mit dem Fokus auf Sepsis durch die Messung des Biomarkers Interleukin-6 im Blutplasma nachzuweisen. Zur Erfüllung dieser Aufgabe müssen die Teams alle Bestandteile des Biosensors selbstständig entwickeln und analysieren. Für eine erfolgreiche Leistung im Wettbewerb ist ein interdisziplinäres Team aus Studierenden verschiedenster Fachbereiche notwendig, vor allem aus dem Maschinenbau, der Biologie, Chemie, Elektro- und Medizintechnik sowie den Wirtschaftswissenschaften. Unterstützt wird das 15-köpfige Team durch die Fachbereiche Biologie, Chemie, Elektrotechnik, Medizintechnik und Maschinenbau. Den Preis nahm Professor Andreas Bläser vom Fachbereich Maschinenbau stellvertretend für das ganze Team entgegen

Rechts- und Wirtschaftswissenschaften: Professor Reiner Quick für das Fachgebiet Rechnungswesen, Controlling und Wirtschaftsprüfung für das große Engagement bei der Pflichtlehre für Erstsemester Bachelor WI/WINF und den Beitrag für einen guten Start ins Studium.

Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften: Alexander Friedrich, Marco Tamborini und Kevin Liggieri für Ermutigung und hervorragende Anleitung zur eigenständigen wissenschaftlichen Publikation in Philosophie und Philosophiegeschichte im Rahmen der Lehrveranstaltung „Philosophische Schreibwerkstatt“.

Humanwissenschaften: Dr. Olga Zitzelsberger für 20 Jahre Engagement zur strukturellen Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik.

Mathematik: Paul Jägemann für die herausragende Betreuung des Fachdidaktischen Proseminars insbesondere in der Online-Lehre.

Physik: Professor Robert Roth für ausgezeichnete Lehre in Präsenz als auch online, sowie hohes Engagement am Fachbereich.

Chemie: die aktive Fachschaft des Fachbereichs Chemie für das außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement und die zahlreichen Unterstützungsangebote für Studierende während der COVID-19-Pandemie.

Biologie: Dr. Stefan Schülke und Dr. Martina Anzaghe für das mehr als außergewöhnliche Engagement und die Hingabe zur Lehre in den Mastermodulen zum Thema Immunologie.

Material- und Geowissenschaften: Dr. Dirk Scheuvens für besonders hohes Engagement in der Lehre insgesamt und insbesondere im Rahmen der Lehrveranstaltung Polarisationsmikroskopie 2 im Sommersemester 2021.

Bau- und Umweltingenieurwissenschaften: Victoria Pasternak und Johanna Berg für die Fachschaft des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwissenschaften für ausgezeichnetes ehrenamtliches Engagement bei der Unterstützung der Studierenden und Lehrenden, insbesondere in der Studieneingangsphase.

Architektur: Professor Oliver Tessmann für das Fachgebiet Digital Design Unit für die langjährige erfolgreiche und innovative Lehrtätigkeit mit dem Ziel das „Herz“ der Architektur, den kreativen Entwurf, mit technologischen Innovationsfeldern zu verbinden.

Maschinenbau: Professor Christoph Bauer für die gute Lehre und Betreuung in der Veranstaltung „Energieversorgung und Umweltschutz“.

Elektrotechnik und Informationstechnik: Ferdinand Keil, David Riehl und Roland Brand für die Weiterentwicklung des Elektronik-Praktikums und die Konzeption eines innovativen digitalen Formats für die Praktikumsveranstaltung

Informatik: Dr. Wolfgang Heenes für das außergewöhnliche Engagement im Bereich der Lehre sowie die fluide und offene Kommunikation mit den Studierenden der Lehrveranstaltungen.

Bildergalerie: Fachbereichspreise

Der Preis

Der Athene-Preis für Gute Lehre wird seit 2010 jährlich an Einzelpersonen, Personengruppen oder an Organisationseinheiten eines Fach- oder Studienbereichs vergeben.

Nominierungen für den Preis beziehen sich auf Best-Practice-Modelle und können Konzepte, Maßnahmen, Projekte, Lehrveranstaltungen, persönliches Engagement, Verfahren oder andere Ansätze im Bereich der Lehre auszeichnen. Es können Personen oder Gruppen aus allen Qualifikationsebenen – von Studierenden bis Professorinnen und Professoren – vorgeschlagen werden.

Die Athene-Preise für Gute Lehre sind mit insgesamt 46.000 Euro dotiert. In allen Fachbereichen wird je ein Preis verliehen, aus allen Fachbereichspreisen wird ein Hauptpreis ausgelobt. Für die Sonderpreise bildet der Senatsausschuss Lehre der TU Darmstadt die zentrale Jury unter der Leitung des Vizepräsidenten für Studium und Lehre sowie Diversität.

Alle Preise würdigen die akademische Lehre an der TU Darmstadt.

Tag der Lehre

An der TU Darmstadt findet alljährlich der „Tag der Lehre“ statt. diesem Jahr stand die Strategieentwicklung in Studium und Lehre im Mittelpunkt. In Workshops wurden dafür Anregungen und Ideen erarbeitet. Den feierlichen Abschluss des Tags der Lehre bildet traditionell die Preisverleihung zum Athene-Preis für Gute Lehre.

cst