Grüner Wasserstoff für neue Kraftwerke
TU-Forschende erhalten Zugang zu Supercomputer JUPITER
2025/03/28
Wie verbrennt grüner Wasserstoff CO₂-frei in künftigen Gasturbinen sicher, effizient und sauber? Diese für die Energiewende zentrale Frage, mit der sich Forschende der TU Darmstadt befassen, ist eine der ersten Herausforderungen für JUPITER, den ersten europäischen Exascale-Supercomputer.

Eine Forschungsgruppe der TU erhält als eine von wenigen deutschlandweit Zugang zu , der gerade am Forschungszentrum Jülich in Betrieb genommen wird. Das Team unter der Leitung von Dr.-Ing. Hendrik Nicolai und Professor Christian Hasse am Fachgebiet Simulation reaktiver Strömungen ( JUPITER) wurde mit seinem Projekt „HyCoMES“ („Data-Driven Hydrogen Combustion Modeling using Exascale Simulations“) im Rahmen des STFS Exascale Pioneer Calls ausgewählt. Im Mittelpunkt des Projekts steht die Nutzung von Wasserstoff in zukünftigen Gaskraftwerken und Flugzeugantrieben. GCS
Mit den durch JUPITER erstmals in Europa verfügbaren Rechenkapazitäten im sogenannten Exascale-Bereich können nun direkte numerische Simulationen durchgeführt werden, die die hochkomplexe Dynamik von turbulenten Wasserstoffflammen unter realistischen Gasturbinenbedingungen räumlich und zeitlich vollständig auflösen. Exa steht für 1018, also für eine Eins mit 18 Nullen, was einer Trillion entspricht. So viele Gleitkommaoperationen wie Addition oder Subtraktion werden pro Sekunde durchgeführt.
Im Projekt entstehen weltweit einzigartige Datensätze mit bisher unerreichter zeitlicher und räumlicher Auflösung, die Einblicke in sicherheitskritische Phänomene wie Flammenrückschlag ermöglichen. Diese hochdimensionalen Simulationsdaten eröffnen neue Wege für die datengetriebene Modellierung: Mit Methoden der Künstlichen Intelligenz (KI) lassen sich daraus reduzierte, generalisierbare – sogenannte surrogate models – entwickeln. Diese Modelle können gezielt in der Erforschung und Optimierung zukünftiger Wasserstoffgasturbinen eingesetzt werden. Die KI verbindet dabei Supercomputing mit technischer Anwendung – ein strategisches Ziel, das beispielsweise in der neuen JUPITER AI Factory (JAIF) mit der Industrie verfolgt werden soll. Grundlage dafür sind umfassende, qualitativ hochwertige Trainingsdaten, die durch die Simulationen auf dem Exascale-Rechner erstmals in diesem Umfang bereitgestellt werden.
Prof. Dr.-Ing. Christian Hasse,
Fachgebiet Simulation reaktiver Strömungen.
„Ich bin sehr stolz, dass unser Projekt als Leuchtturmanwendung auf dem ersten europäischen Exascale-Computer von einer internationalen Expertengruppe ausgewählt wurde. In den vergangenen Jahren haben wir intensiv zusammen mit der ETH Zürich und dem Forschungszentrum Jülich daran gearbeitet, die neue Generation GPU-basierter Supercomputer effizient zu nutzen. Damit betreten wir wissenschaftliches Neuland: Zum ersten Mal können wir turbulente Wasserstoffflammen unter realistischen Bedingungen – also bei hohen Drücken, Temperaturen sowie großen Reynolds- und Karlovitz-Zahlen – simulieren. So verbinden wir grundlegende wissenschaftliche Fragestellungen direkt mit praxisrelevanten Herausforderungen. Besonders freue ich mich, wenn unsere Grundlagenforschung kombiniert mit KI-Methoden zukünftig in Pilotprojekten mit der Industrie zur Anwendung kommt, z.B. in der Entwicklung innovativer Wasserstoffgasturbine.“

Prof. Dr.-Ing. Herbert De Gersem,
Sprecher des Profilthemas Computational Engineering
„Im Profilthema Computional Engineering (CE) erforschen wir Methoden der rechnergestützten Modellierung und Simulation zur Optimierung zukünftiger technischer Systeme. ‚HyCoMES‘ zeigt eindrucksvoll, wie Supercomputing tiefere Einblicke in physikalische Phänomene ermöglicht, ohne die dringend benötigte Zukunftstechnologien so wie z.B. Wasserstoff-Gasturbinen für Flugzeuge unmöglich wären. Solche Projekte haben enorme Strahlkraft – auch für unsere Studierenden, die eine große Interesse daran haben, technologische Fortschritte mitzugestalten.“

Prof. Dr. Felix Wolf (rechts im Bild),
Sprecher von NHR4CES – Nationales Hochleistungsrechnen für Computational Engineering Science
„In NHR4CES bündeln die TU Darmstadt und die RWTH Aachen ihre Kompetenzen in Softwareentwicklung und Nutzung von Hochleistungsrechnern. Wir sind stolz darauf, dass Forschende unseres Simulation and Data Lab Energy Conversion zu den ersten gehören, die auf JUPITER rechnen werden. Die daraus gewonnenen Erfahrungen wollen wir für den weiteren Ausbau der Hard- und Softwareumgebung auf unseren Systemen sowie für den Support unserer Nutzenden verwenden.“

Hintergrund
Das TU-Projekt “HyCoMES” ist ein -Anwendungsfall aus dem Gebiet der Wärme-/Verfahrenstechnik – Strömungsmechanik. Das JUPITER Research and Early Access Program soll den reibungslosen Start des ersten europäischen Exascale-Supercomputers JUPITER gewährleisten. JUPITER
Der GCS Exascale Pioneer Call stellt Rechenzeit für ausgewählte Projekte zur Verfügung, um bahnbrechende Forschungen zu ermöglichen. Die Rechenzeitressourcen sind zweigeteilt: Zum einen werden Ressourcen nach der offiziellen Inbetriebnahme von JUPITER bis Ende Oktober 2025 verteilt. Zum anderen garantiert sie erfolgreichen Projekten einen frühzeitigen Zugang zu JUPITER während der Aufbauphase.