Vorboten der Gewalt

Erste deutsche Studie zu schwerer Gewalt am Arbeitsplatz identifiziert Warnsignale

07.09.2009 von

Schwere Gewalttaten am Arbeitsplatz haben fast immer im Vorfeld erkennbare Warnsignale. Zu diesem Ergebnis kam die erste deutsche Studie zu schweren Fällen von „Workplace Violence“, wie das Phänomen fachsprachlich genannt wird.

Zu den Warnsignalen, die Hoffmann mit seiner Kollegin Claudia Dölitzsch, identifizieren konnte, gehören:

  • Fast alle der Taten waren geplant, und in der Mehrzahl der Fälle sprach der Täter im Vorfeld über seine Pläne oder äußerte sogar Gewaltdrohungen, die aber oft nicht ernst genommen werden.
  • Auch Vorbereitungshandlungen wie Abschiedsbriefe oder das Beschaffen einer Waffe traten auf.
  • Kurz vor der Tat kam es nahezu immer noch zu einem Zusammenlaufen mehrerer privater und beruflicher Krisen.
  • Häufig zeigten die späteren Täter paranoide oder querulatorische Persönlichkeitszüge und kamen deshalb immer wieder in Konflikte mit ihrem Umfeld.
  • Ihre Arbeitsgeschichte war oftmals durch Probleme und Unbeständigkeit charakterisiert. Die Täter attackierten häufig Personen wie Vorgesetzte, Mitarbeiter der Verwaltung, Richter, Anwälte oder Behördenmitarbeiter.

Die Studie

Für die Studie wurden an der Arbeitsstelle für Forensische Psychologie der Technischen Universität Darm-stadt Ermittlungs- und Gerichtsakten von 20 Fällen von schwerer Gewalt am Arbeitsplatz in Deutschland ausgewertet. Bei den Taten starben 21 Menschen, mehr als 10 wurden zum Teil schwer verletzt. Neben Unternehmen fanden viele der Gewaltakte in Behörden und Gerichten statt.

„Wir waren überrascht wie leicht es war, solche Fälle in Deutschland zu identifizieren. Ganz offensichtlich handelt es sich hierbei nicht nur um Phänomen aus den USA“, resümierte der Leiter der Studie, der Krimi-nalpsychologe Dr. Jens Hoffmann.

Das Wissen um solche Risikodynamiken hat unmittelbare Bedeutung für Unternehmen, Behörden und Universitäten. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Krisen steigt das Risiko von schweren Gewalttaten, wie neue epidemiologische Studien nahe legen“, gibt Jens Hoffmann zu bedenken. Er berät seit Jahren Firmen, Behörden und Universitäten, wie sie Gewalt verhindern können.

Systematisches Bedrohungsmanagement als Abhilfe

„Die Einrichtung eines systematischen Bedrohungsmanagements bewirkt, dass sich Warnsignale früh er-kennen lassen und gegengesteuert wird, bevor zu einer Eskalation kommt. Dadurch wird nicht nur Gewalt verhindert, sondern auch psychisches Leid und Arbeitausfall, der in Folge von Stalking und Drohungen entsteht. Wir führen ein solches Programm erfolgreich bereits an der TU Darmstadt durch“, so Hoffmann.

Expertenkontakt:

Dr. Jens Hoffmann, Arbeitsstelle für Forensische Psychologie der Technischen Universität Darmstadt,

Zum Thema:

Veranstaltung in der Centralstation am 07.09.09

Meldung zur Veranstaltung am 06.04.09

Podcast Vortrag Jens Hoffmann zur Vermeidbarkeit von Amokläufen am 06.04.09