Star-Architekt und ehemaliger TU-Professor Behnisch gestorben

Ein Nachruf von Professor Werner Durth

13.07.2010 von

Günter Behnisch, der Architekt des Münchner Olympiastadions und von 1967 bis 1987 Professor für Architektur an der TH Darmstadt, verstarb am 12. Juli 2010 im Alter von 88 Jahren. Bild: TU Darrmstadt.

Der Architekt Günter Behnisch, geboren am 12. Juni 1922 in Lockwitz bei Dresden, gestorben am 12. Juli 2010 in Stuttgart, prägte durch seine Bauten wie das Münchner Olympiastadion, seine Publikationen und seine Lehre maßgeblich die Baukultur der Bundesrepublik. Behnisch war von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1987 Professor für Entwerfen, Industriebau und Baugestaltung am Fachbereich Architektur der Technischen Hochschule Darmstadt.

Der Kriegsgefangenschaft in England folgte das Studium in Stuttgart und eine Reihe von Wettbewerbserfolgen, die ihm als Pionier im Bereich des Schul- und Hochschulbaus schon früh internationale Anerkennung sicherten. Erster Höhepunkt seines Lebenswerks war die Gestaltung der Zeltlandschaft für die Olympischen Spiele 1972 in München, die das Motto der Heiteren Spiele als gebaute Wirklichkeit präsentierte und weltweit Aufmerksamkeit weckte für die Selbstdarstellung Deutschlands als junge Demokratie.

Seit 1967, dem Jahr seines Siegs im Wettbewerb um die Planung des Olympiageländes, bis zur Emeritierung 1987 Professor an der Architekturfakultät der Technischen Hochschule Darmstadt, war er den Studierenden ein unbequemer Lehrer, der mehr Fragen stellte als Antworten gab, Widerspruch und Eigenständigkeit provozierte: Vorbild und Herausforderung.

Mit den Planungen für die künftigen Bundesbauten in Bonn wurde ihm die Frage nach angemessener Darstellung des demokratisch verfassten Staates zu einem zentralen Thema seiner Arbeit. Diese Frage führte mit dem Neubau des Plenarsaals für den Bundestag in Bonn zu einem wieder international beachteten Ergebnis, das durch die Entscheidung für die Hauptstadt Berlin jedoch an Bedeutung verlor. Umso wichtiger war es ihm, neben vielen anderen Projekten, die seinen Rang im Kreis der bedeutendsten Architekten Deutschlands bestätigten, mit dem Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin ein Zeichen für die Öffentlichkeit und Zugänglichkeit, für das zugleich irritierende und orientierende Potenzial der Kunst und Kultur im vereinigten Deutschland zu setzen.

Mit Günter Behnisch verlieren wir einen ebenso radikal künstlerisch ambitionierten wie politisch engagierten Architekten, der seine Entwürfe stets auch als Bekenntnis zur Demokratie sowie zu der damit erhofften Freiheit jedes einzelnen Menschen im Gestalten und im Bewohnen seiner Umwelt verstand.